Die Vorwürfe gegen US-Notenbankerin Lisa Cook sind die jüngsten in einer Reihe von Angriffen der Trump-Administration auf die Zentralbank. Die erste schwarze Frau im Fed-Direktorium sieht sich mit Hypothekenvorwürfen konfrontiert, die sie entschieden zurückweist.

Die Gouverneurin der US-Notenbank, Lisa Cook, widersetzt sich den Rücktrittsforderungen von Donald Trump. Sie habe "keinerlei Absicht, sich zum Rücktritt drängen zu lassen". Der US-Präsident verwies dabei auf Vorwürfe des Leiters der US-Aufsichtsbehörde für den Hypothekenmarkt (FHFA), Bill Pulte. Dieser hatte dem Justizministerium eine Untersuchung wegen mutmaßlichen Hypothekenbetrugs nahegelegt. "Cook muss zurücktreten, jetzt!!!", schrieb Trump in einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform. Cooks Amtszeit geht eigentlich noch bis 2038. Sie ist die erste schwarze Frau im Direktorium der Fed und wurde von Trumps Vorgänger Joe Biden ernannt.

Cook teilte mit, sie habe aus den Medien erfahren, dass Pulte, auf X geschrieben habe, er werde aufgrund von Hypothekenanträgen aus dem Jahr 2021, also ein Jahr vor ihrem Eintritt in die Fed, eine Strafanzeige stellen. Er wirft Cook vor, sie habe eine Eigentumswohnung in Atlanta als ihren Hauptwohnsitz angegeben, nachdem sie einen Kredit für ihr Haus in Michigan aufgenommen und dieses ebenfalls als Hauptwohnsitz deklariert habe. Pulte veröffentlichte zudem einen Teil seines Schreibens an US-Justizministerin Pam Bondi. In diesem heißt es, die FHFA habe Cooks Hypothekenunterlagen erhalten. "Sie muss kündigen, denn was sie getan hat, ist ein Kündigungsgrund", schrieb er in einem separaten Beitrag.

"Ich habe nicht die Absicht, mich wegen einiger Fragen, die in einem Tweet aufgeworfen wurden, zum Rücktritt von meinem Amt hinreißen zu lassen", schreibt Cook in einer Erklärung, aus der die "Financial Times" zitiert. Sie fügte außerdem hinzu: "Als Mitglied der Federal Reserve nehme ich alle Fragen zu meiner finanziellen Vergangenheit ernst und sammle daher genaue Informationen, um alle berechtigten Fragen zu beantworten und die Fakten darzulegen."

Im Fokus von Trumps Tiraden steht Fed-Chef Powell

Die Vorwürfe gegen Cook sind die jüngsten in einer Reihe von Angriffen der Trump-Administration auf die Zentralbank und ihre Führungsspitze. "Die Attacken passen in ein größeres Gesamtbild. Denn Trump übt massiven Druck auf die Fed aus, um die Geldpolitik stärker in seine Richtung zu lenken. Brisant ist das vor allen Dingen deshalb, weil Trump selbst in großem Stil Anleihen gekauft hat", sagt ntv-Börsenreporter Patrick Dewayne.

Dem US-Präsidenten ist die Zusammensetzung der unabhängigen US-Notenbank schon lange ein Dorn im Auge. Er will die Fed umgestalten und fordert von ihr schon seit längerem niedrigere Zinsen. Im Fokus von Trumps Tiraden steht Fed-Chef Jerome Powell: Trump hat ihn wiederholt wegen der Leitzinsen öffentlich kritisiert und mehrfach auch seine Entlassung nahegelegt. Auch die Renovierungskosten der Zentrale sind ein Streitthema. Die US-Regierung wirft der Notenbank Misswirtschaft vor. Dem jüngsten Budget der Fed zufolge belaufen sich die Kosten für das Renovierungsprojekt auf 2,46 Milliarden Dollar. Powell hat Kostenüberschreitungen eingeräumt, Vorwürfe einer luxuriösen Ausstattung jedoch zurückgewiesen. Seine Amtszeit als Vorsitzender endet im Mai 2026, seine Position als Gouverneur erst 2028.

"Kapitalmärkte brauchen Vertrauen in Unabhängigkeit der Fed"

Sollte Cook aus dem Vorstand der Fed ausscheiden, blieben von insgesamt sieben Sitzen nur noch zwei Gouverneure übrig, die ausschließlich von einem demokratischen Präsidenten ernannt wurden: Fed-Gouverneur Michael Barr und Fed-Vizepräsident Philip Jefferson. Über die Geldpolitik in den USA entscheidet nicht der US-Präsident, sondern die unabhängige Zentralbank - konkret der Offenmarktausschuss (FOMC), der aus zwölf Mitgliedern besteht. Ihm gehören die sieben Fed-Gouverneure an, der Präsident der New Yorker Fed sowie im Wechsel vier weitere Präsidenten der regionalen Notenbanken.

Die Entlassung oder ein Rücktritt von Cook würde Trump die Möglichkeit geben, einen Ökonomen zu nominieren, der seiner Forderung nach niedrigeren Zinsen nachkommt. Anfang des Monats ernannte er seinen Wirtschaftsberater, Stephen Miran, für die restliche Amtszeit, die durch den unerwarteten Rücktritt der Fed-Gouverneurin Adriana Kugler frei geworden war. Miran solle das Amt im Fed-Direktorium bis zum 31. Januar 2026 ausüben. Ntv-Börsenexperte Dewayne gibt zu bedenken: "Die Kapitalmärkte brauchen vor allem Vertrauen in die Unabhängigkeit der Fed und in die Leitwährung Dollar. Schon mehrfach haben sich Abschwünge gezeigt, wenn Donald Trump mit dem Feuer der Notenbankunabhängigkeit gespielt hat.

In Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming findet derweil das jährliche Notenbankertreffen, dessen Höhepunkt der Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag sein wird, statt. Anleger erhoffen sich Hinweise auf den weiteren Zinskurs der US-Notenbank. Dabei geht es darum, ob aus seine Aussagen in Richtung einer Zinssenkung um 25 Basispunkte per September zu interpretieren sind oder ob er sich alle Türen offen lässt.

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