Deutschlands Schlüsselbranchen wie die Automobil-, Chemie und Maschinenbau-Industrie fallen im internationalen Wettbewerb immer stärker zurück, warnt eine Studie. Ein Rivale aus Fernost holt dagegen auf - vor allem in einem Sektor.

China macht der exportstarken deutschen Industrie einer Studie zufolge zunehmend Konkurrenz. Der Weltmarktanteil der Volksrepublik sei zwischen 2013 und 2024 von 12,6 auf 17,2 gestiegen, heißt es in einer Untersuchung des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA). Parallel dazu sei der deutsche Anteil von 8,9 auf 8,2 Prozent gesunken. Im Durchschnitt habe China jedes Jahr rund 0,36 Prozentpunkte am Weltmarkt dazugewonnen.

Besonders stark ist der Studie zufolge - die auf der Datenbank der Vereinten Nationen basiert - der Aufstieg der chinesischen Autoindustrie: Der Marktanteil kletterte von 6 auf 14 Prozent weltweit. Dies sei das Ergebnis einer strategisch ausgerichteten industrie- und handelspolitischen Agenda, so die Studienmacher. Dagegen habe Deutschland im gleichen Zeitraum spürbar an Gewicht verloren, insbesondere im Automobilsektor, im Maschinenbau und in der Chemie.

"Wir müssen schneller besser werden. Deutschland braucht mehr Dynamik bei Investitionen, Innovationen und bei neuen Geschäftsmodellen in den Schlüsselindustrien des Landes", sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen. "Nur dann kann der Standort mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten." Das Tempo der industriellen Erneuerung entscheide darüber, ob Deutschland auf den Weltmärkten wieder Anteile gewinne. Dafür brauche es eine industriepolitische Agenda, die auf Erneuerung und Geschwindigkeit ausgerichtet sei. "Qualifikation und die Durchlässigkeit zwischen den Branchen sind der Schlüssel, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", sagte VFA-Chefvolkswirt Michelsen.

Die Situation könnte sich durch den Handelskonflikt mit den USA noch verschärfen, warnt die Studie. Neue Zölle von durchschnittlich 15 Prozent auf nahezu alle europäischen Einfuhren erschweren den Zugang zum wichtigsten Exportmarkt vieler deutscher Branchen. Investitionen könnten deshalb verstärkt in den großen US-Markt gelenkt werden. "Europa spielt seine Stärken nicht aus", sagte Michelsen. "Ein gemeinsamer europäischer Markt hat ein deutlich größeres Volumen als der US-Markt, ist aber in nationalen und regionalen Regulierungen viel zu kleinteilig."

Erschwert wird die Lage für die deutschen Exporteure zudem durch die Aufwertung des Euro, die deren Waren in anderen Währungsräumen verteuert. Dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge ist die Importflut aus China auch mit der "starken Unterbewertung" der Landeswährung Yuan zu erklären. "Denn sie macht chinesische Importe zu billig und führt dazu, dass chinesische Firmen zu extremen Niedrigpreisen anbieten können", sagte IW-Experte Jürgen Matthes. "Das lässt immer mehr deutsche Firmen auf chinesische Lieferanten zurückgreifen, statt bei ihren heimischen Zulieferern zu bleiben - und höhlt so die deutsche Industriebasis langsam aus." Im ersten Halbjahr legten die Importe aus China um fast elf Prozent auf mehr als 81 Milliarden Euro zu.

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