DIW-Chef Marcel Fratzscher spitzt seine viel kritisierte Forderung nach einem Pflichtjahr für Senioren weiter zu. „Die Boomer haben zu wenig Kinder bekommen. Darum müssen sie im Alter ein soziales Pflichtjahr leisten, damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben“, sagte er im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“. Gleichzeitig wendet sich Fratzscher dagegen, dass die junge Generation ein soziales Jahr oder Wehrdienst leisten solle. „Jetzt brauchen wir sie erstmal im Arbeitsmarkt, damit sie Rente, Gesundheit und Pflege der Älteren finanzieren können.“
Fratzscher selbst hat in seiner Jugend weder Wehr- noch Ersatzdienst geleistet, wie er im Interview erzählt. „Auch ich hatte mich 1990 nach dem Abitur bei der Bundeswehr beworben. Aber dann hieß es: Zwei ältere Brüder haben bereits Wehrdienst geleistet. Da wird der dritte nicht auch noch gezogen.“
Auf die Nachfrage, ob er dennoch die Babyboomer, die bereits in ihrer Jugend Wehr- oder Ersatzdienst geleistet hat, ein zweites Mal in die Pflicht nehmen möchte, bestätigte der DIW-Chef: Die Boomer sollen doppelt Dienst leisten, die Gen Z erstmal nicht. Die Vertreter dieser Generation könnten ihr Pflichtjahr in 45 Jahren absolvieren, wenn diese Menschen selbst im Seniorenalter seien. „Wenn man jetzt von den Jungen ein Pflichtjahr verlangt, dann fehlen die ein Jahr im Arbeitsmarkt.“
Fratzscher findet, die Generation der Babyboomer tage die Schuld für die angestauten Probleme Deutschlands, auch die außenpolitischen. „Die Kriegsgefahr durch Putin besteht, weil die Älteren sich die Friedensdividende genommen haben. Ich bezweifele gar nicht, dass die Bundeswehr mehr Soldaten braucht. Die Frage ist, ob das nur mit Pflicht geht oder über Freiwilligkeit.“
Fratzscher hatte zuletzt mit dem Vorschlag zur Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahrs für Rentner eine Kontroverse ausgelöst. Die Aussage des Ökonomen erfuhr viel Widerspruch. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) lehnt ein verpflichtendes soziales Jahr für Rentner ab. „Das ist ein völlig falscher Ansatz“, sagte sie.
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