Die Naturkosmetikfirma Weleda ist bekannt für anthroposophische Heilmittel und biologisch-dynamische Landwirtschaft. Daran hatte im Zweiten Weltkrieg auch die SS großes Interesse. Im KZ Dachau soll man einander unterstützt haben.

Die Naturkosmetikfirma Weleda hat während der Zeit des Nationalsozialismus einer Studie zufolge engere Verbindungen zum Konzentrationslager Dachau gepflegt als bisher bekannt. Demnach bezog das Unternehmen Heilkräuter aus einer landwirtschaftlichen Anlage, die von der SS in Dachau nach biologisch-dynamischen Methoden betrieben wurde und auf der KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Zudem lieferte Weleda eine Creme an, die mutmaßlich bei Menschenversuchen im Konzentrationslager eingesetzt wurde. Das zeigt eine neue Studie der Historikerin Anne Sudrow im Auftrag der Gedenkstätte Dachau, die dem "Spiegel" vorliegt.

Weleda ist bekannt für seine anthroposophischen Heilmittel und biologisch-dynamische Landwirtschaft. In der Untersuchung zeigt Sudrow dem bericht zufolge auf, dass es während des Nationalsozialismus enge Verbindungen zwischen der Anthroposophie-Szene in Deutschland, der biologisch-dynamischen Demeter-Landwirtschaft sowie der SS gab.

Experimente mit Frostschutzcreme

In Dachau betrieb die SS-eigene Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung (DVA) demnach eine "Plantage", die der Erforschung und Anwendung biologisch-dynamischer Landwirtschaftsmethoden diente. Weleda bestellte während der NS-Zeit Produkte direkt bei der DVA.

Zudem lieferte das Unternehmen eine Frostschutzcreme, die der SS-Arzt Sigmund Rascher mutmaßlich für Menschenversuche verwendete. Rascher, Waldorfschüler und Anthroposoph, führte im KZ Dachau Experimente an Häftlingen durch, um die Wirkung von Unterkühlung und Frostschutzmitteln zu untersuchen. Dabei starben zahlreiche Menschen.

Enge personelle Verbindungen

Laut der Untersuchung von Sudrow gab es auch personell enge Verbindungen zwischen Weleda und der SS in Dachau. So spielten ehemalige Weleda-Mitarbeiter wie Franz Lippert eine zentrale Rolle für die Plantage. Lippert, zuvor Leiter des Heilpflanzengartens von Weleda, arbeitete ab 1941 für die SS und führte Forschungen durch, bei denen er auch von der Zwangsarbeit der Häftlinge profitierte. Er stand dabei weiterhin mit Weleda in Kontakt.

Weleda schreibt zur Firmengeschichte bisher, dass unklar sei, ob Rascher die Creme für Menschenversuche eingesetzt habe oder ob das überhaupt seine Absicht gewesen sei. Die Tätigkeit des Gärtners Lippert im KZ Dachau habe "in keinerlei Verbindung zu seiner früheren Tätigkeit bei Weleda" gestanden.

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