Der britische Energiekonzern Shell beliefert die Reederei Hapag-Lloyd mit Biogas. Das teilten beide Unternehmen am Donnerstag mit. Hapag-Lloyd, die größte deutsche und weltweit fünftgrößte Container-Linienreederei, werde den Treibstoff in tiefgekühlter, verflüssigter Form einsetzen, als sogenanntes Bio-LNG. Die Vereinbarung wurde für mehrere Jahre unterzeichnet, sie basiert auf einer strategischen Partnerschaft aus dem Jahr 2023. Die Mengen, die Shell an Hapag-Lloyd liefert, bezifferten die Unternehmen nicht.
„Diese Vereinbarung sichert uns die notwendige Versorgungssicherheit und Verlässlichkeit, um den Einsatz abfallbasierter, erneuerbarer Kraftstoffe in unserer Flotte weiter auszubauen“, sagte Jan Christensen, Senior Director Global Fuel Purchasing bei Hapag-Lloyd. Dexter Belmar, Vice President Global Downstream LNG bei Shell, sagte: „Bio-LNG ist keine Zukunftsvision mehr – es ist Realität und treibt die nächste Phase der Dekarbonisierung in der Schifffahrt voran. Diese langfristigen Verträge tragen dazu bei, das für die Skalierung erneuerbarer Kraftstoffe erforderliche Vertrauen aufzubauen.“
Hapag-Lloyd mit Sitz am Ballindamm in Hamburg betreibt derzeit 313 Containerschiffe. Seit einigen Jahren legt die Reederei die Antriebe ihrer Neubauten für den sogenannten „Dual Fuel“-Betrieb aus. Eingesetzt werden kann wahlweise das klassische Schweröl oder das weniger umwelt- und klimaschädliche LNG, tief gekühltes, verflüssigtes Erdgas. Zu den „Dual Fuel“-Schiffen von Hapag-Lloyd zählen unter anderem die zwölf größten Frachter der Flotte der Hamburg-Express-Klasse.
Biomethan ist, nach dem Einsatz von fossilem Erdgas auf Schiffen, ein nächster wichtiger Schritt hin zu einem klimaneutralen Betrieb der Schifffahrt. Die Mitgliedstaaten der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO haben sich 2023 verpflichtet, dass die Schifffahrt spätestens vom Jahr 2050 an in der Lage sein soll, ohne den Ausstoß von Treibhausgasen zu fahren. Heutzutage ist die Weltschifffahrt für etwa drei Prozent aller menschengemachten Emissionen an Treibhausgasen verantwortlich.
Das an Hapag-Lloyd gelieferte verflüssigte Biomethan von Shell ist nach ISCC EU zertifiziert. Diese Zertifizierung gewährleiste, so die Unternehmen, „die Nachhaltigkeit der Rohstoffgewinnung, die Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette sowie glaubwürdige und verifizierte Reduktionen der Lebenszyklus-Emissionen“.
Biomethan wird aus der Vergärung von organischen Substanzen gewonnen. Der Vorteil ist, dass es mit bestehenden Infrastrukturen schnell erzeugt und für die Bebunkerung etwa von Schiffen zur Verfügung gestellt werden kann. Der Haupt-Nachteil ist die begrenzte Verfügbarkeit von organischen Rohstoffen.
Neben LNG, das etwa Hapag-Lloyd oder CMA CGM seit einigen Jahren einsetzen, testen Reedereien wie Maersk inzwischen auch Methanol für die Antriebe ihrer Großcontainerschiffe.
Langfristig setzt die Schifffahrt auf synthetisch erzeugtes Methanol, Ammoniak und Methan. Dieses soll künftig auf der Synthese von regenerativ erzeugtem, „grünen“ Wasserstoff und Kohlenstoff basieren. Bislang allerdings steht weltweit kaum „grüner“ Wasserstoff zur Verfügung. Großprojekte zu dessen Erzeugung, etwa in der saudi-arabischen Retortenstadt Neom am Roten Meer, sollen das in den kommenden Jahren ändern.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten über die maritime Wirtschaft – Schifffahrt, Häfen und Werften – und über die Energiewirtschaft.
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