Am Ende werden die Mineure mehr als 200 Kilometer Tunnel in den Brenner gegraben haben. Ab 2032 werden Italien und Österreich eine neue unterirdische Verbindung haben. Bei dem vielleicht wichtigsten Verkehrsprojekt in Europa ist nun ein Erkundungsstollen durchbrochen.

Österreich und Italien feiern den Durchstich des Erkundungsstollens im Brennerbasistunnel. Die Regierungschefs der benachbarten Staaten reisten für diesen Meilenstein auf den Grenzpass am Brenner, unter dem die Bahnverbindung entsteht. Der Streit um den Lkw-Transit auf der Brenner-Route, die von Deutschland über Österreich nach Italien führt, rückte dabei vorübergehend in den Hintergrund.

Der 55 Kilometer lange Brennerbasistunnel ist eines der wichtigsten europäischen Verkehrsprojekte. Er soll Bahnfahrten zwischen München und Norditalien deutlich verkürzen. Der Durchstich der zwei Hauptröhren ist nächstes Jahr vorgesehen. Die geplante Eröffnung des Bahntunnels im Jahr 2032 werde den "Flaschenhals" auf der Straßenroute über den Brenner entlasten, sagte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Die zwei Hauptröhren, die Österreich und Italien verbinden sollen, sind jeweils 55 Kilometer lang. Zusätzlich zu den Hauptröhren werden ein Erkundungsstollen sowie Verbindungs-, Zugangs-, Rettungs- und Logistikröhren gegraben. Daraus ergibt sich die Gesamtlänge von 230 Kilometern. Im Juli waren davon bereits 200 Kilometer aus dem Berg gebrochen worden. Der Durchstich der Hauptröhren ist im Laufe des nächsten Jahres vorgesehen.

Die Brenner-Route ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen über die Alpen. Die Straßenverbindung ist seit langem überlastet. Das österreichische Bundesland Tirol lässt deshalb seit einigen Jahren an bestimmten Tagen Lastwagen nur dosiert durchfahren. Die Folge sind unter anderem lange Staus in Bayern. Italien hat deshalb Klage gegen Österreich am Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingereicht. "Der Tunnel alleine wird die Transitprobleme nicht lösen", sagte Österreichs Kanzler Christian Stocker und forderte "nachbarschaftliche Lösungen" für Straße und Schiene.

Für die volle Nutzung der Brenner-Route wäre der Ausbau der Zulaufstrecke in Bayern nötig. Doch auf deutscher Seite existiert noch keine verbindliche Planung für die Zulauftrasse im Inntal. Gegen eine zusätzliche Trasse gibt es Widerstand von Lokalpolitikern und Bürgerinitiativen. Besonders gestritten wird über die Frage, wie viele Kilometer unterirdisch verlaufen sollen. Ungemach könnte jedoch auch von anderer Seite kommen: Das Bundesverkehrsministerium hat diese Woche deutlich gemacht, dass für Neu- und Ausbauprojekte bei der Bahn in den kommenden Jahren zu wenig Geld zur Verfügung steht.

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