Nicht nur bei seltenen Erden lässt die Volksrepublik den Westen zappeln. Auch den Export des wichtigen Rohstoffs Germanium drosselt China massiv. Darauf ist die hiesige Industrie nicht vorbereitet.

China lässt beim Rohstoff-Export seit zwei Jahren die Muskeln spielen, zunächst über die Einführung von Lizenzen. Ende vergangenen Jahres verbot die Volksrepublik dann die Ausfuhr von Gallium und Germanium in die USA, als Vergeltungsmaßnahmen für Washingtons Chip-Beschränkungen. Die Konsequenz: In diesem Juni exportierte China 95 Prozent weniger Germanium als noch im Januar. Die Ausfuhren nach Europa brachen im ersten Halbjahr um fast 60 Prozent ein, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf den Rohstoffhändler Tradium berichtet.

In der europäischen Industrie herrscht deshalb inzwischen Panik: "Blankes Entsetzen" mache sich breit, sagte Germanium-Experte Christian Hell von Tradium der Zeitung. "Grob geschätzt fehlt der europäischen Industrie derzeit die Menge einer globalen Jahresproduktion."

Germanium ist ein Halbleiter und kommt vor allem in Elektronik zum Einsatz und steckt etwa in Mikrochips, Glasfaserkabeln und Solarpaneelen. Auch für die Rüstungsindustrie ist es unverzichtbar. Mehr als 80 Prozent der Produktion entfielen auf China, als das Land seinen Export in die USA stoppte.

Preis verdoppelt sich

Die Weltmarktpreise für hochreines Germanium verdoppelten sich innerhalb von zwei Jahren, seit die Volksrepublik die Ausfuhr einzuschränken begann. Doch die Kunden sind Hell zufolge aktuell bereit, "annähernd jeden Preis zu zahlen".

Der Engpass lässt sich allerdings so schnell nicht beheben: "Die EU hätte bereits 2023 damit beginnen müssen, strategische Lager aufzubauen - allerspätestens", sagte er dem "Handelsblatt". Nun sei es zu spät dafür, da China kein Germanium zur Lagerung mehr exportiere. Nötig seien zudem neue Recyclingmöglichkeiten. Hier bremsen dem Bericht zufolge auch unterschiedliche Vorschriften innerhalb der EU.

China selbst hat parallel zu den Exportbeschränkungen strategische Lagerbestände aufgebaut, wie Tradium-Geschäftsführer Matthias Rüth im Gespräch mit ntv.de erklärte: "Schätzungsweise 150 Tonnen Germanium wurden in China eingelagert - ungefähr die Produktion eines ganzen Jahres." China unterstreiche so die eigene Marktposition im Welthandel.

Ihre Macht demonstriert die Volksrepublik auch beim ebenfalls massiv eingeschränkten Export seltener Erden - metallische Elemente, die unter anderem für die Herstellung von Smartphones, Autos und Hightech-Waffen entscheidend sind. Vergangene Woche teilte die europäische Handelskammer in China mit, die mangelnden Ausfuhrfreigaben könnten noch in diesem Monat zu 46 Fertigungsstopps führen. Und weitere könnten folgen.

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