Deutschlands Wirtschaft stagniert, doch in Spanien geht es aufwärts. Dafür gibt es mehrere Gründe. Eine zentrale Ursache: Zuwanderung.

Während immer mehr deutsche Unternehmen Stellen abbauen, herrscht in Spanien Zuversicht. Die Wirtschaft des südeuropäischen Landes wächst kräftig - im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern der Eurozone. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt um 3,2 Prozent, für 2025 sagt die Regierung ein Plus von 2,8 Prozent voraus. Die EU-Kommission traut Spanien immerhin ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent zu. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaft ist 2024 geschrumpft, für dieses Jahr wird mit minimalem Wachstum gerechnet.

Spanien ist ein Lichtblick der Eurozone. Passend steigt die Kreditwürdigkeit des Landes, während Ratingagenturen Frankreich nach unten stufen. Für den Aufschwung in Spanien gibt es mehrere Gründe. Die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone profitiert vom florierenden Geschäft mit Urlaubern, das mehr als 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Dieses Jahr dürfte es eine neue Rekordzahl von Reisenden geben. Spaniens Wirtschaft ist - angeführt vom Tourismus - sehr stark auf Dienstleistungen ausgerichtet. Deutschland ist dagegen abhängig von der Exportindustrie und leidet unter den von US-Präsident Donald Trump verhängten Zöllen und dem schwächelnden chinesischen Markt besonders stark.

Spanien ist außerdem der zweitgrößte Empfänger von EU-Fördermitteln aus dem Programm "Next Generation EU", die für Investitionen in Bereichen wie Infrastruktur, erneuerbare Energie und Digitalisierung verwendet werden. Das Land hat früh auf günstigen Strom aus Wind und Sonne gesetzt und hat auch deshalb geringe Energiekosten.

Eine zentrale Rolle spielt die Migration. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Spanien von der 2008 beginnenden globalen Finanz- und Wirtschaftskrise besonders hart getroffen wurde und eine große Abwanderungswelle erlebte - insbesondere von jungen Menschen.

Viel Zuwanderung

Doch die Zeiten sind vorbei. Während andere europäische Länder derzeit auf Abschottung setzen, wählt Spanien bei der Immigration einen liberaleren Ansatz. Der Denkfabrik "Real Insituto Elcano" zufolge wandern seit Ende der Corona-Pandemie jedes Jahr 600.000 Menschen nach Spanien ein - vor allem aus Lateinamerika. Die gemeinsame Sprache und bestehende Netzwerke erleichtern die Integration in den Arbeitsmarkt.

Mehrere Wirtschaftszweige seien von Einwanderern abhängig, so die Denkfabrik. Bei Dienstleistungen im Haushalt seien 72 Prozent der Beschäftigten Zuwanderer, in der Gastronomie 45 Prozent. Auch in der Bauwirtschaft arbeiten viele Immigranten.

Das durchschnittliche Bildungsniveau der Einwanderer ist allerdings niedrig. Sie arbeiten vor allem in Berufen, die nur geringe Qualifikationen erfordern. Wegen der Migration ist die Zahl der Beschäftigten auf ein Rekordhoch gestiegen - das kurbelt den Konsum und damit das Wirtschaftswachstum an.

Auch der spanischen Bank BBVA zufolge ist die Einwanderung ein wesentlicher Grund für das Wachstum der spanischen Wirtschaft. Sie mildere die Folgen des demografischen Wandels. Der Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand sorge dafür, dass die Erwerbsbevölkerung ohne Immigration stark sinke - das wirke sich sowohl auf das Wirtschaftswachstum als auch auf die Nachhaltigkeit des Sozialstaates aus.

Es reiche allerdings nicht aus, dass Migranten vor allem in Berufen mit geringer Qualifikation arbeiten. Die Qualifizierung von Zuwanderern müsse mehr Gewicht bekommen, so die Bank. Ziel müsse sein, dass Migranten voll zum Fortschritt einer Wirtschaft im Wandel - geprägt von der Digitalisierung - und zu mehr Produktivität beitragen.

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