"Trump Trades" - Börsenwetten auf der Basis von Ankündigungen des US-Präsidenten - haben sich bislang nur selten ausgezahlt. Aber die Aussicht, dass Cannabis-Produzenten von dem billionenschweren Budget der staatlichen Medicare-Versicherung profitieren könnten, lässt Investoren jede Vorsicht vergessen.

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump hat sich die Börse daran gewöhnt, dass der Präsident immer wieder auf seiner Plattform Truth Social völlig unerwartete Dinge postet, etwa zu Zöllen oder zur Geldpolitik. Schockieren lassen sich die Anleger kaum noch von Trump. Gestern allerdings gelang ihm immerhin eine echte Überraschung. Indem er einen Videoclip zum "revolutionären" Nutzen des Cannabis-Produkts Cannabidiol (CBD) teilt, ließ er Aktienkurse mehrerer Unternehmen um mehr als 50 Prozent in die Höhe springen.

Tilray Brands, eine Firma, die unter anderem auch in Deutschland Cannabis für medizinische Zwecke anbaut, stiegen um gut 60 Prozent. Die Aktie des CBD-Produzenten cbdMD schoss zeitweise um fast 200 Prozent in die Höhe. Auch die Kurse von börsennotierten Aktienfonds (ETFs), die sich auf die Cannnabis-Branche konzentrieren, sprangen teils um mehr als 20 Prozent nach oben.

CBD wird aus Hanfpflanzen gewonnen. Anders als der ebenfalls in diesen Pflanzen enthaltene Wirkstoff THC hat es keine berauschende Wirkung. In dem von Trump gepostete Video wird CBD als eine Art Allheilmittel insbesondere für Beschwerden von Senioren gepriesen. Unter anderem werden Angstgefühle, chronische Schmerzen und Alzheimer genannt, wogegen CBD helfen könnte. Der Einsatz des Mittels könne die Gesundheitsversorgung von Senioren "revolutionieren", heißt es.

Tatsächlich ist die Wirksamkeit von CBD in bestimmten Fällen von Epilepsie medizinisch anerkannt. Für Nutzen bei anderen, unter anderem psychologischen Beschwerden, gibt es lediglich Hinweise und laufende Forschungen, aber bislang keine Zulassung von CBD-haltigen Medikamenten.

In dem Video auf Trumps Truth-Social-Kanal wird nicht nur die angebliche Wunderwirkung von CBD gepriesen, sondern auch gefordert, den Wirkstoff in die Leistungen der staatlichen Krankenversicherung Medicare aufzunehmen. Medicare gibt jährlich rund eine Billion US-Dollar für medizinische Leistungen aus. Die Aussicht, dass auch nur ein Bruchteil dieses Budgets in die Cannabisbranche umgeleitet werden könnte, hat Investoren offenbar die Erfahrung der vergangenen Monate vergessen lassen, der zufolge sogenannte "Trump Trades" - Börsenwetten auf der Basis von Trumps Ankündigungen - sich selten auszahlen.

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