Keinen Cent wollte die Stadt Hamburg für den Elbtower bereitstellen, rein privat sollte er finanziert werden. Doch mittlerweile ist alles anders. Der Wolkenkratzer ist eine vom Abriss bedrohte Ruine und der Senat will doch viel Geld geben: um Flächen für ein Museum zu mieten. Die CDU spricht von Wortbruch.
Für den seit rund zwei Jahren als Rumpf-Rohbau dastehenden Hamburger Elbtower zeichnet sich eine Lösung ab. Die Stadt will Teile des Gebäudes für das geplante Naturkundemuseum nutzen, teilte Bürgermeister Peter Tschentscher mit. Die Realisierung im Elbtower sei möglich und ginge auch deutlich schneller als ein eigener Neubau.
Damit wäre eine wichtige Voraussetzung für den Weiterbau am Elbtower erfüllt. Das Konsortium rund um den Immobilienunternehmer Dieter Becken verhandelt seit Mitte Dezember exklusiv mit dem Insolvenzverwalter Torsten Martini über den Kauf der Bauruine.
In der Vergangenheit hatte Tschentscher mehrfach ausgeschlossen, dass sich die Stadt finanziell am Elbtower beteiligt. Allerdings hatte sich die Stadt später offen gezeigt, den Einzug des Naturkundemuseums zu prüfen. Sollte auch die Bürgerschaft den Plänen zustimmen, wovon auszugehen ist, will Becken bei einem Zuschlag im kommenden Frühling an dem Gebäude weiterbauen.
595 Millionen Euro Kosten für die Stadt
CDU-Fraktionschef Dennis Thering warf Bürgermeister Peter Tschentscher laut "Hamburger Morgenpost" Wortbruch vor: "Der Bürgermeister hatte den Hamburgerinnen und Hamburgern versprochen, dass kein Cent Steuergeld in die Fertigstellung des Elbtowers fließen wird. Es handle sich dabei um ein rein privatwirtschaftliches Projekt, die Stadt werde sich weder finanziell noch organisatorisch an der Fertigstellung des Elbtowers beteiligen. Das Gegenteil hat der rot-grüne Senat nun heute verkündet. Und das mit einer Schocksumme von 595 Millionen Euro für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler."
Die Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein erklärte dem Bericht zufolge zudem, dass der Tower nicht mehr 245 Meter, sondern 199 Meter hoch gebaut werden soll.
Laut der Stiftung Naturkunde Hamburg verfügt die Stadt über mehr als zehn Millionen naturkundliche Objekte. Diese seien ein Spiegelbild der Geschichte Hamburgs als Seefahrer- und Handelsstadt, würden für die Bürgerinnen und Bürger bislang jedoch weitgehend verborgen bleiben.
Seit 2023 keine Bauarbeiten mehr
Der Elbtower war ein Prestigeprojekt des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Weil dessen kriselnde Signa-Gruppe Rechnungen nicht gezahlt hatte, wurden die Arbeiten an dem Turm in rund 100 Metern Höhe im Oktober 2023 eingestellt. Benko sitzt seit Januar in Untersuchungshaft und steht derzeit in Österreich vor Gericht.
Der Elbtower soll den ursprünglichen Plänen zufolge der krönende Abschluss der Hamburger Hafencity werden. Ganz im Osten bei den Elbbrücken soll er entstehen, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie ganz im Westen: 64 Stockwerke und 245 Meter hoch.
Das dritthöchste Gebäude Deutschlands, entworfen vom Londoner Stararchitekten David Chipperfield, soll einmal unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen. Bislang geplante Fertigstellung und Gesamtkosten: 2025 für rund 950 Millionen Euro.
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