Soll die Wirtschaft wieder in Schwung kommen, müssten sich die Deutschen daran gewöhnen, wieder mehr zu arbeiten. Das fordert der frühere Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, im „Focus“-Interview: „Bei der jährlichen Arbeitszeit steht Deutschland ziemlich am Ende der globalen Statistik. In anderen Ländern wird viel mehr gearbeitet als in Deutschland.“
Das liege an den zu vielen Feiertagen in Deutschland und an unverhältnismäßig vielen Urlaubstagen. „Drittens missbrauchen viele Menschen das Sozialsystem, indem sie sich krankmelden, obwohl sie arbeiten könnten. Das erklärt die vielen Krankheiten an Brückentagen und Montagen.“ Dieser Missstand lasse sich „sehr schnell“ beheben, wenn Beschäftigte für den ersten Krankheitstag keinen Lohn erhalten, schlug Sinn vor: „Ein bisschen Risiko im Krankheitsfall kann jeder selbst tragen.“
Der Ökonom warf der Bundesregierung zudem einen falschen Kurs bei Sozialreformen vor. In dem Interview bezeichnete er die Abschaffung des Bürgergeldes als „vergebliche Liebesmüh“. Sinn sagte dem „Focus“: „Der Sozialstaat muss mehr Menschen zur Arbeit aktivieren. Noch immer wird sehr viel Geld in einen Sozialstaat gesteckt, der sein Geld auszahlt, wenn man nicht arbeitet. So lässt sich auf Dauer kein Wachstum erzeugen.“
Staatliches Geld für arbeitsfähige Bedürftige soll es nur noch geben, „wenn sie dafür auch arbeiten“, fordert der Ökonomieprofessor. „Der Staat muss notfalls auch selbst Arbeit zur Verfügung stellen, damit niemand ungeschützt bleibt.“ Die Kommunen müssten entsprechende Arbeitsplätze schaffen. „Besen lassen sich kaufen, und zu fegen gibt es genug.“
„Unser Problem ist: In Deutschland gibt es Millionen von Menschen, die gesund und arbeitsfähig sind, aber trotzdem nicht arbeiten, sondern lieber Bürgergeld beziehen. Dadurch bleiben auch viele Lehrstellen unbesetzt“, sagte Sinn. Die Bundesagentur für Arbeit klage zu Recht, „dass das Bürgergeld gerade bei jungen Migranten die Bereitschaft reduziert hat, überhaupt Lehrstellen anzunehmen“.
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