Im Jahr 2000 verkaufen die beiden Gründer ihre Eismarke Ben & Jerry's an Unilever. Jetzt wollen sie die Marke zurück, weil sie sich von der Konzernmutter gegängelt fühlen. Einer von ihnen hat dem Konzern bereits den Rücken gekehrt, der andere denkt auch ans Aufhören.
Die Eismarke Ben & Jerry's verliert nach fast einem halben Jahrhundert möglicherweise bald auch ihren zweiten Mitgründer. Sollte der von Ben Cohen und dem Co-Gründer Jerry Greenfield angestrebte Rückkauf vom Lebensmittelmulti Unilever nicht gelingen, werde er "nicht Teil einer Firma bleiben, die ihre soziale Mission nicht verwirklichen kann", sagte Cohen der "Süddeutschen Zeitung".
Greenfield hatte schon im September seinen Rückzug bekannt gegeben - mit dem Vorwurf, Unilever habe politische Aktivitäten unterbunden. "Jerry hat ein großes Herz und eine niedrige Toleranz für Konflikte. Er konnte diese ganze Situation nur schwer ertragen", wird Cohen in der Zeitung zitiert.
Die beiden Gründer der Eiscrememarke haben eine Kampagne namens "Free Ben & Jerry's" gestartet. "Die Mission der Kampagne ist einfach", heißt es auf deren Webseite. "Die Magnum Ice Cream Company soll Ben & Jerry's erlauben, ein unabhängiges Unternehmen zu werden, mit sozial orientierten Investoren, das wieder frei ist, seine soziale Mission zu erfüllen und seine Markenwerte ohne Kompromisse zu leben."
Greenfield: "Wurden zum Schweigen gebracht"
Greenfield und Cohen hatten ihre 1978 gegründete Firma im Jahr 2000 an Unilever verkauft. Beide blieben im Unternehmen - auch wenn sie das Geschäft nicht mehr steuerten. Beim Verkauf wurde vereinbart, dass die Marke weiterhin über soziale Standpunkte und Marketing frei entscheiden kann. Seither gab es mehrere Streitereien mit dem Mutterkonzern, etwa über die Entlassung von CEO Davon Stever oder den sozialen Aktivismus von Ben & Jerry's, vor allem zum Thema Israel und Palästina. 2021 kündigte die Firma etwa an, kein Eis mehr im von Israel besetzten Westjordanland zu verkaufen. Unilever gab daraufhin das israelische Geschäft an eine andere Firma ab. Im Mai war Cohen bei einer Protestaktion gegen den Gaza-Krieg im US-Kongress festgenommen worden.
Mehr als 20 Jahre lang habe man sich auch unter dem Dach von Unilever "für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte" eingesetzt, begründete Greenfield im September seinen Rückzug. Jetzt sei Ben & Jerry's aber "zum Schweigen gebracht worden", aus Angst, die Mächtigen zu verärgern. Und das in einer Zeit, in der die US-Regierung "Bürgerrechte, Wahlrechte, die Rechte von Einwanderern, Frauen und der LGBTQ-Gemeinschaft angreift", schrieb Greenfield damals auf X. Es sei "zutiefst enttäuschend", dass die Unabhängigkeit von Ben & Jerry's, "die Grundlage für unseren Verkauf an Unilever, nicht mehr gegeben ist".
Der Mutterkonzern wies die Vorwürfe damals zurück. Man sei anderer Meinung und habe ein "konstruktives Gespräch" mit beiden Gründern gesucht, hieß es in einer Stellungnahme. Unilever will sein Eiscreme-Geschäft - inklusive Ben & Jerry's - bald in ein eigenständiges Unternehmen auslagern und an die Börse bringen. Laut Cohen hatte die Marke versucht, einen Verkauf an Investoren zu einem Marktwert zwischen 1,5 und 2,5 Milliarden Dollar zu arrangieren. Der Vorschlag sei jedoch abgelehnt worden.
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