Der Medizintechniker blickt etwas unsicheren Zeiten entgegen. Die US-Zollpolitik kostet spürbar Gewinn, in China rumpelt es und steht die Entscheidung der früheren Mutter Siemens zum Umgang mit dem verbliebenen Anteil an der Tochter an. Anleger reagieren nervös.

Vor der Entscheidung über einen Rückzug von Siemens trüben sich die Aussichten beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers ein. Aufgrund der Belastungen durch Zölle und den starken Euro dürfte der Gewinn im neuen Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende September) allenfalls das Vorjahresniveau erreichen, teilte der Hersteller von Computertomographen, Laborstraßen und Krebsbestrahlungsgeräten mit.

Die Politik von US-Präsident Donald Trump habe die Siemens-Tochter bereits 2024/25 rund 200 Millionen Euro gekostet, im laufenden Geschäftsjahr dürfte es doppelt so viel sein. Mittelfristig werde Siemens Healthineers den Effekt vollständig kompensieren können, hieß es.

Auch China macht Siemens Healthineers Kopfzerbrechen. Im Geschäftsjahr 2024/25 war der einstige Wachstumstreiber für Siemens Healthineers die einzige Region, die nicht zulegte. Die Regierung in Peking kämpft seit zwei Jahren gegen Korruption im Gesundheitswesen und ist dabei, die Beschaffung von Ausrüstung und Geräten für Kliniken zu zentralisieren. Für 2025/26 gehe man erneut von einem stagnierenden Umsatz aus. Siemens Healthineers sei aber die Nummer eins in China geblieben und habe seinen Marktanteil gehalten, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz. Weltweit sollen die Einnahmen im laufenden Geschäftsjahr zwar auf vergleichbarer Basis um fünf bis sechs Prozent zulegen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie werde mit 2,20 bis 2,40 Euro aber bestenfalls stagnieren.

Im Geschäftsjahr 2024/25 stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 5,9 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um zehn Prozent auf knapp 3,9 Milliarden. Beide Kennziffern blieben hinter den Erwartungen der Analysten etwas zurück. Der Gewinn je Aktie lag bei 2,39 Euro und damit im Rahmen der im Sommer unter dem Eindruck der US-Zölle angepassten eigenen Erwartungen. Die Dividende soll um fünf Cent auf 1,00 Euro je Aktie steigen. Vorstandschef Montag sprach von einem "soliden Fundament für unsere nächste Strategiephase", die mit einem Kapitalmarkttag am 17. November eingeläutet werden soll.

Die trüben Aussichten drückten die Healthineers-Aktie um sieben Prozent auf 45,69 Euro. Auf ihr lastet aber seit längerem die Unsicherheit darüber, was Siemens mit seinem 35 Milliarden Euro schweren Aktienpaket macht. Der Münchner Technologiekonzern hatte die Tochter 2018 an die Börse gebracht und seinen Anteil inzwischen auf knapp 70 Prozent abschmelzen lassen. Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas, der auch den Aufsichtsrat von Healthineers führt, hatte zuletzt einen Rückzug auf eine Minderheitsbeteiligung angeregt - ob, wie und wann, ist aber unklar. Eine Entscheidung soll bis zum Kapitalmarkttag von Siemens am Donnerstag nächster Woche (13. November) fallen.

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