Die Folgen jahrelanger massiver Fehlinvestitionen beim Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin sind wohl noch größer als bisher bekannt. Auf Zahnärzte in Berlin, Brandenburg und Bremen kommen beträchtliche Renteneinbußen zu. Derweil wird nach den Schuldigen gesucht.

Die Finanzkrise beim Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB) ist dramatischer als bisher bekannt. Wegen massiver Fehlinvestments rechne man mit einem Schaden im hohen dreistelligen Millionenbereich, teilte das Versorgungswerk auf Anfrage des Wirtschaftsmagazin "Capital" mit. Dabei handele es sich um eine vorläufige Schätzung. Das abschließende Ergebnis der laufenden Prüfungen aller Beteiligungen werde voraussichtlich im ersten Quartal 2026 feststehen, erklärte das VZB.

Nach Informationen von "Capital" könnte der Abwertungsbedarf bei den Beteiligungen des VZB am Ende sogar bis zu einer Milliarde Euro betragen. Das entspricht fast der Hälfte des Anlagevermögens von 2,2 Milliarden Euro, aus dem das VZB die Renten seiner mehr als 10.000 Mitglieder in Berlin, Brandenburg und Bremen finanziert. Diese müssen sich auf tiefe Einschnitte bei Renten und Anwartschaften einrichten.

In der Phase niedriger Zinsen hatte sich das VZB ab 2013 bei rund zwei Dutzend Start-ups und anderen Unternehmen aus allen möglichen Branchen eingekauft. Hinzu kamen zahlreiche Immobilienbeteiligungen an Gesellschaften, Fonds und Projekten, da­runter Hotels und Luxusresorts. Die meisten Firmen, an denen das VZB Anteile hält, sind zuletzt in die Insolvenz gerutscht oder kämpfen mit Schieflagen, sodass hohe Abwertungen fällig werden.

Rechtliche Schritte werden geprüft

Nach den ersten Pleiten wurde im Frühjahr die Spitze des für die Geschäfte zuständigen VZB-Gremiums neu besetzt. Die neue Spitze hat Wirtschaftsprüfer beauftragt, die noch verbliebenen Werte der Firmenbeteiligungen zu ermitteln. Nach "Capital"-Informationen prüfen Anwälte auch, ob das Versorgungswerk die Aufsichtsbehörden auf Staatshaftung verklagen kann. Die riskanten Geschäfte liefen jahrelang unter den Augen der Berliner Senatsverwaltung. Auf Anfrage des Magazins teilte das VZB mit, es würden vor allem Ansprüche gegen seine früheren Amtsträger geprüft. Weitere Schritte seien aktuell Spekulation.

Die "Berliner Morgenpost" hatte im August vermeldet, dass die Berliner Generalstaatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der Vorteilsnahme und Bestechlichkeit gegen ehemalige Gremienmitglieder des VZB ermittele. Eine Vertreterversammlung des VZB ist laut "Tagesspiegel" im Oktober dann chaotisch gestartet. Für viele Zahnärztinnen und Zahnärzte geht es um den Grundstein ihrer Altersvorsorge, die viele von ihnen zu großen Teilen über ihr berufsständisches Versorgungswerk organisieren. Trete ein "Worst-Case-Szenario ein", hieß es in dem Artikel, "wäre das ein einmaliger Fall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland".

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