Die Euphorie über die Annäherung von China und den USA im Handelsstreit ebbt ab, die Händler an der Wall Street warten nun darauf, wie es weitergeht. Impulse kommen vom Besuch des US-Präsidenten in der Golfregion.

Nach zwei Tagen mit teils kräftigen Aufschlägen hat die Wall Street zur Wochenmitte eine Verschnaufpause eingelegt. Der Dow-Jones-Index schloss 0,2 Prozent niedriger bei 42.051 Punkten. Der S&P-500 stieg um 0,1 Prozent, der Nasdaq-Composite rückte um 0,7 Prozent vor.

Das Thema Zollkonflikt zwischen den USA und China dominierte weiter das Geschehen, auch wenn sich hier nun seit dem Wochenende Entspannung andeutet. Gleichwohl gibt es noch keinen Start für konkrete Verhandlungen, wie hoch künftig die Zölle ausfallen sollen. Da nach 90 Tagen wieder die ursprünglich sehr hohen Zölle gelten sollen, bestehe ein gewisser Zeitdruck, hieß es.

Bei den Einzelwerten warteten die Anleger auf die Ergebnisse von Cisco für das dritte Quartal, die nach der Schlussglocke bekannt gegeben werden sollten. "Für Cisco ist die Stimmung ziemlich zuversichtlich angesichts Anzeichen einer gesunden Nachfrage im Bereich Rechenzentrum bzw. Unternehmenstechnologie, einer soliden Kapitalrendite und einer vernünftigen Bewertung, obwohl wahrscheinlich zumindest einige Auswirkungen auf die Margen durch Zölle zu erwarten sind", so die Analysten von Vital Knowledge. Die Cisco-Aktie schloss vor der Veröffentlichung der Zahlen 0,8 Prozent niedriger.

Weiter gesucht waren derweil Aktien mit KI-Bezug, nachdem Saudi-Arabien am Vortag Investitionen von 20 Milliarden Dollar in KI-Datenzentren und -Energieinfrastruktur aus den USA angekündigt hat. Nvidia (+4,2%) und AMD (+4,7%) profitierten erneut von der am Vortag verkündeten Partnerschaft mit der saudi-arabischen Humain, einer Tochter des staatlichen Investmentfonds. AMD hatte überdies einen weiteren Aktienrückkauf angekündigt. Super Micro Computer machten einen Satz von 15,7 Prozent. Der Hersteller von KI-Servern hat eine Partnerschaft mit der saudi-arabischen Datavolt geschlossen

Die Apple-Aktie tendierte etwas leichter. Foxconn hat im ersten Quartal einen Gewinnsprung verbucht, die Umsatzprognose angesichts von Zollrisiken aber gesenkt. Der weltgrößte Auftragsfertiger von Elektronikprodukten, der für die Montage von Apples iPhones bekannt ist, profitierte nicht zuletzt davon, dass Kunden ihre Lieferungen in die USA beschleunigten, um angesichts drohender US-Importzölle Lagerbestände aufzubauen. Foxconn spielt zudem eine immer wichtigere Rolle beim Bau von KI-Servern für US-Technologie-Konzerne wie Amazon und Nvidia.

Boeing (+0,7%) und GE Aerospace (+0,7%) profitierten von einem Auftrag aus Qatar. Die Fluggesellschaft Qatar Airways hat Aufträge für Flugzeuge und Triebwerke der beiden Unternehmen im Volumen von 96 Milliarden Dollar erteilt, wie das Weiße Haus mitteilte

American Eagle Outfitters hatte vorläufige Ergebnisse für das erste Quartal veröffentlicht, die enttäuschend ausgefallen sind, und die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 zurückgezogen. Die Aktie knickte um 6,5 Prozent ein.

Ölpreise konsolidieren sich

Der Dollar stabilisierte sich nach seiner jüngsten Abwärtsbewegung. Der Greenback bleibt nach Einschätzung von Devisen-Analystin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank jedoch unter Druck, nachdem US-Präsident Donald Trump seine Forderung nach Zinssenkungen im Anschluss an die am Dienstag veröffentlichten, niedriger als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten wiederholt hatte. Trump warf dem Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, auf seiner Plattform Truth Social erneut vor, "zu spät" mit Zinssenkungen zu reagieren. Auf den ersten Blick erscheine der Dollar-Rückgang nach den Daten angesichts der Aussicht auf schnellere Zinssenkungen logisch, so Nguyen. Er könne jedoch auch die Tatsache widerspiegeln, dass Trump sich angesichts des fehlenden Zolleffekts in den Daten bestätigt fühlt.

Die Ölpreise kamen nach den kräftigen Gewinnen der vergangenen beiden Tage zurück. Die Notierungen für Brent und WTI verloren bis zu 1,3 Prozent, nachdem die Rohölvorräte der USA überraschend gestiegen waren. Zuletzt hatte sich Öl stark verteuert, gestützt durch eine Deeskalation zwischen den USA und China. "Jede Verschlechterung der Marktmeinung zu den Handelsgesprächen könnte die jüngste Rally in Frage stellen", so Analyst Callum Macpherson von Investec.

Der Goldpreis gab deutlicher nach. Die Feinunze verbilligte sich um 2,1 Prozent auf 3.181 Dollar. Hier wurde auf die geringere Nachfrage nach "sicheren Häfen" verwiesen. Am Anleihemarkt sanken die Kurse. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg im Gegenzug um 4 Basispunkte auf 4,54 Prozent. Mark Capleton von der Bank of America rechnet mit weiter steigenden Renditen, weil ausländische Investoren immer weniger bereit seien, das Defizit der USA zu finanzieren. Eine geringere Nachfrage nach US-Anleihen dürfte deren Renditen nach oben treiben.

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