Eine deutsche Traditionsmarke verabschiedet sich: Im dritten Insolvenzverfahren binnen weniger Jahre findet sich kein Investor, der die Filialen von Gerry Weber übernehmen möchte. Nur der Name bleibt erhalten.

Der insolvente Modehersteller Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte in Deutschland. Wie das Unternehmen in Halle/Westfalen mitteilt, hat der vorläufige Gläubigerausschuss dem Übernahmekonzept der spanischen Modefirma Victrix zugestimmt, der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther ebenfalls.

Den Angaben zufolge übernimmt das spanische Familienunternehmen die Marke Gerry Weber. Die noch gut 40 Shops und Outlets von Gerry Weber in Deutschland sowie weitere Shops in anderen Staaten sollen hingegen in den kommenden Monaten geschlossen werden. Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben.

Gerry Weber wurde 1973 unter dem Namen Hatex KG in Halle in Westfalen gegründet. Den Markennamen Gerry Weber gibt es seit 1986, die Tochtermarke Taifun seit 1989.

Sanierungsversuche scheiterten

Seit einigen Jahren steckt das Unternehmen in der Krise: Im März meldete der ostwestfälische Modehersteller zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz an und begab sich auf die Suche nach einem neuen Investor. Zuvor waren 2019 und 2023 bereits zwei Sanierungsversuche gescheitert. Auch herbe Einschnitte brachten nicht den erwünschten positiven Einspareffekt: 2023 schloss Gerry Weber 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland und strich etwa 450 Stellen. Doch diese radikale Schrumpfkur verpuffte.

Nun erfolgt die Vollbremsung, nur die Marke soll es künftig weiter geben. Die Spanier, deren Modemarke Punt Roma heißt, ziehen auch die Produktion an sich. Der Modehersteller Gerry Weber hingegen, der einst einem bekannten Tennisturnier in Halle/Westfalen als Sponsor seinen Namen gab, verschwindet.

Wie viel das Familienunternehmen aus Mataró bei Barcelona für die deutsche Damenmode-Marke zahlt, ist nicht bekannt. Über die wirtschaftlichen Details der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es.

"Gerry Weber passt perfekt zu unserer Kernmarke Punt Roma", teilt das Management der Victrix-Gruppe mit. "Wir bauen damit unsere Position im gehobenen Mittelpreissegment aus, vorwiegend in Mittel- und Osteuropa, wo Gerry Weber eine hohe Bekanntheit hat." Durch die zügige Umstellung von Produktion und anderer Abläufe auf bestehende Victrix-Strukturen werde für den Handel und die Endkunden ein nahtloser Übergang sichergestellt.

Schwaches Konsumklima in Deutschland

Deutschlands Modebranche durchlebt schwierige Zeiten. Bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit, Sinn oder Scotch & Soda aus den Niederlanden haben ebenfalls Insolvenz angemeldet. Als Grund wurde unter anderem das schwache Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas genannt. Zugleich sind die Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen.

Schwierig ist die Situation hauptsächlich im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Corona-Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen.

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