In London setzen die USA und China ihre Verhandlungen fort, um den Handelsstreit zu entschärfen. Seltene Erden und Handelsbeschränkungen stehen im Fokus. Doch Analysten geben zu bedenken: China hat keinen dringenden Bedarf an einem Abkommen.
China und die USA verhandeln nach Angaben chinesischer Staatsmedien heute in London weiter, um ihren Handelsstreit zu beenden. Das geht aus einem Socia-Media-Account des chinesischen Staatsfernsehens hervor. Eine genaue Uhrzeit wurde nicht genannt. Laut weiteren Medienberichten unter Berufung auf US-Beamte wird die Fortsetzung am Vormittag (Ortszeit London) erwartet.
Vertreter der beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatten sich am Montagnachmittag (Ortszeit) im Lancaster House in der britischen Hauptstadt getroffen. Dabei waren unter anderem US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick sowie Chinas Vize-Ministerpräsident He Lifeng und Handelsminister Wang Wentao.
Zwischenergebnisse der Gespräche wurden offiziell zunächst nicht bekannt. Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Kevin Hasset, sagte dem Sender CNBC, er erwarte ein kurzes Treffen "mit einem kräftigen Händedruck". Trump sagte in Washington, die USA kämen gut mit China zurecht. "Ich bekomme nur gute Berichte", erklärte er weiter.
Hauptstreitthema diesmal: Handelsbeschränkungen
Jeder Fortschritt in den Verhandlungen dürfte die Märkte beruhigen, denn Trumps Zölle und die Schwankungen in den Handelsbeziehungen zwischen China und den USA haben die beiden größten Volkswirtschaften der Welt aneinandergeraten lassen und das globale Wachstum gebremst. "Die Tatsache, dass wir uns immer noch in der Nähe von Rekordhochs befinden, deutet darauf hin, dass der Markt die Aussagen von Trump akzeptiert, und wenn man sich einige der anderen Kommentare von Lutnick und Bessent ansieht, scheint es mir, dass sie mit den Fortschritten relativ zufrieden sind", sagte Tony Sycamore, ein Marktanalyst bei IG. Die Märkte warteten jedoch auf konkrete Ankündigungen, so Sycamore weiter.
Vor etwa einem Monat hatten sich beide Seiten in Genf noch auf eine 90-tägige Pause im Zollstreit und eine deutliche Herabsetzung der Aufschläge für Waren aus dem jeweils anderen Land geeinigt. Hauptstreitthema diesmal scheinen dagegen Handelsbeschränkungen zu sein. Chinas Exportkontrollen auf seltene Erden bereiten den USA, aber auch anderen Ländern Sorgen. Washington will eine Lockerung erreichen. In Gegenzug könnten die USA ihre Handelsbeschränkungen etwa im Bereich Computerchips oder Flugzeugbauteilen, wo China von ausländischer Technologie abhängig ist, zurückfahren.
Gar kein unmittelbarer Bedarf an Abkommen?
China produziert rund 90 Prozent der weltweit seltenen Erden, die für die Produktion von Fahrzeugen, insbesondere von Motoren für Elektrofahrzeuge, unerlässlich sind. Die Volksrepublik nutzt die Lieferbeschränkungen als Hebel in dem von Trump angezettelten Handelskrieg. Chinas Entscheidung vom April, die Ausfuhr einer breiten Palette kritischer Mineralien und Magnete auszusetzen, hat die Lieferketten von Automobilherstellern, Luft- und Raumfahrtunternehmen, Halbleiterfirmen und Rüstungskonzernen auf der ganzen Welt durcheinandergebracht.
"Ich glaube, es wird ein Kompromiss-Abkommen geben, aber immerhin ein Abkommen", sagte Peter Cardillo, Chefökonom beim Finanzdienstleister Spartan. "Das würde einige der Unsicherheitsfaktoren in Bezug auf die Zölle mindern." China hat nach Einschätzung von Ökonomen der Citi möglicherweise allerdings gar keinen unmittelbaren Bedarf, ein Abkommen mit den USA zu schließen oder die Wirtschaft anzukurbeln. Die Hochfrequenz-Tracker der Citi deuten darauf hin, dass sich die Schifffahrtsaktivitäten bis in den Juni hinein gut gehalten haben. Der Rückgang der Containerschiff-Abfahrten in die USA habe sich verringert, während der gesamte Güterumschlag im vergangenen Monat stabil geblieben sei, so die Citi. Die vorgezogene Ausfuhr werde wahrscheinlich anhalten, da die Unternehmen das 90-tägige Zollbefreiungsfenster nutzen würden.
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