Mitte Juni will Google die neueste Version seines Mobilbetriebssystems Android auf den Markt bringen und als erste Smartphones bekommen natürlich die hauseigenen Pixel-Telefone das Update. Es wäre also ein guter Zeitpunkt für ein neues Smartphone für Google- und Android-Kunden. Die Pixel-Geräte sind derzeit die Android-Modelle, die in Sachen Software und Qualitäts-Anmutung am nächsten an Apples iPhones herankommen – und sie sind wesentlich günstiger.
Das neue Pixel 9a von Google bietet mit gut 460 Euro ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis im Mittelklasse-Segment. Für diesen Preis bekommen die Nutzer Premium-Hardware. Mehr aber noch zählt die Software, denn in der KI-Revolution ist nach Jahren des relativen Stillstands erstmals wieder echte Innovation auf dem Smartphone möglich.
Das kommende Android 16, das zunächst auf die Pixel-Geräte aufgespielt wird, hat WELT schon in der Beta-Version ausprobiert: Google hat seine Gemini-KI tief ins System eingebunden, sie kann jetzt etwa Benachrichtigungen priorisieren, hilft bei der Eingabe von Texten und überwacht Sicherheitsfunktionen. Mit „Gemini Nano“ funktioniert die Spracherkennung auch ohne Internetanbindung direkt auf dem Gerät. Auch die Kamera-Einstellungen und die Bildnachbearbeitung werden dank KI auf dem Gerät interaktiver und schneller.
Die Fotos des Pixel 9a sehen richtig gut aus, die Bildbearbeitung per KI macht sinnvolle Vorschläge und vermeidet übertriebene Farben oder grelle Effekte. Meist reicht der Klick auf „Optimieren“, um hochauflösende, fein differenziert belichtete Bilder ohne Artefakte zu bekommen. Später im Jahr plant Google auch ein optisches Upgrade für sein neuestes Betriebssystem, mit „Material 3 Expressive“ wird die Android-16-Bedienoberfläche lebendiger, mit verbesserten Animationen und neuen Farben.
Entscheidend ist die Update-Garantie
Aber muss man dafür wirklich gleich ein neues Smartphone kaufen? Die letzten Updates lieferte Google schließlich für alle Pixel-Smartphones der Serien 6 bis 9 aus, damit bekommen auch ältere Geräte schnell neue Software. Google garantiert inzwischen ab Marktstart sieben Jahre lang Updates für seine Pixel-Geräte ab der Serie 8 – ein echtes Pfund. Eine vergleichbare Langlebigkeits-Garantie gegen Software-Obsoleszenz bietet im Moment kein anderer Hersteller. Google ist nicht davon abhängig, dass die Kunden regelmäßig neue Geräte kaufen, der Konzern verdient sein Geld mit Services, nicht mit Hardware.
Apple liefert bislang im Schnitt sechs Jahre lang iPhone-Updates, garantiert dies aber nicht. Samsung garantiert je nach Gerät sechs Jahre lang Updates, liefert neue Betriebssystemversionen jedoch oft einige Monate verspätet aus.
Die langen Update-Garantien bei Google werfen daher ein Schlaglicht auf ein Problem vieler Hersteller: Da inzwischen die wichtigen KI-Innovationen auf den Smartphones allesamt Software-basiert sind und meist in der Cloud berechnet werden, haben die Kunden immer weniger Anreize, das neueste Modell zu kaufen. Die Geräte laufen im Schnitt bereits länger als drei Jahre, Tendenz steigend.
Dementsprechend nimmt die Zahl der verkauften Smartphones in weit entwickelten Märkten wie Deutschland derzeit ab. Echte Hardware-Neuheiten sind selten geworden, die Unterschiede zwischen den Modellgenerationen fallen kleiner denn je aus. Innovation findet vor allem in der Betriebssystem-Software statt – und die ist, Updates vorausgesetzt, bei allen gleich.
Auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC 2025 präsentierte Apple am Montag sein iOS 26 mit einem umfassenden neuen Design namens „Liquid Glass“, das transparente Elemente und abgerundete Formen einführt. Dieses visuelle Update wird aber auch für fünf Jahre alte iPhones (ab dem iPhone 11) verfügbar sein.
Zwar bleiben einige neue KI-Funktionen den aktuellen Topmodellen iPhone 16 und 15 Pro vorbehalten. Doch wesentliche KI-Innovationen hat Apple ohnehin ins kommende Jahr verschoben. Also können Apple-Kunden aktuell Neuanschaffungen getrost verschieben, das neue Design bekommen auch die Vorjahresgeräte.
Auch Googles neues Pixel 9a hat harte Konkurrenz aus dem Vorjahr – in Form des Premium-Vorgängermodells Pixel 8 Pro, das aktuell noch ab 559 Euro neu zu haben ist. Es hat zwar einen älteren Chip an Bord, aber mehr Arbeits-Speicher, einen besseren Bildschirm und vor allem eine zusätzliche Tele-Kamera mit fünffacher Vergrößerung.
Auch das Gehäuse des Pixel 8 Pro mit dem charakteristischen Kamera-Balken wirkt hochwertiger. Es bekommt das neueste Android 16 zum gleichen Zeitpunkt wie das Pixel 9a, und ist damit für knapp 100 Euro mehr das bessere Gerät. Das Pixel 9 Pro bietet noch einmal mehr Leistung und noch bessere Kameras – ist aber mit 750 Euro deutlich teurer.
Markt für Mittelklasse-Geräte schrumpft
Der direkte Vergleich zwischen der aktuellen Mittelklasse und dem Vorgänger-Topmodell zeigt das Problem der Hersteller: Der Markt für Mittelklasse-Geräte schrumpft, sie werden zwischen den immer besseren Budget-Angeboten und den Top-Modellen des Vorjahres in die Zange genommen.
Ein Beispiel: Samsungs aktuelles Budget-Android-Gerät A16 5g kostet gerade einmal 149 Euro und bietet echte Alltagstauglichkeit. Zwar bekommt es neue Betriebssysteme mit etwa einem Jahr Verspätung, gerade bereitet Samsung das Update auf Android 15 vor. Doch auch hier garantiert der Hersteller „bis zu 6 Betriebssystem-Updates“ bis zum Jahr 2030. Mit einem Jahr Verspätung bekommen die Samsung-Kunden also auch für diesen geringen Preis viele wichtige KI-Funktionen, denn die benötigen dank Cloud-Anbindung meist nicht die neueste Smartphone-Hardware.
Wer aktuell ein neues Gerät kaufen will, sollte also vor allem auf eine möglichst aktuelle Betriebssystem-Version und auf Update-Garantien der Hersteller achten. Das meiste fürs Geld bieten oft Vorjahresgeräte, das gilt insbesondere für die Pro-Modelle der Pixel-Reihe. Bei Apples iPhone ist das schon länger bekannt, dementsprechend sind die Pro-Modelle des Vorjahres deutlich teurer als das aktuelle Mittelklasse-Gerät 16e. Bei Googles Pixel-Reihe dagegen sind die Pro-Geräte des Vorjahres noch ein Geheimtipp.
Wer trotzdem auch die neueste Hardware möchte, wird vom Pixel 9a nicht enttäuscht. Google verbaut den gleichen Tensor G4 Prozessor wie in den teuren Pro-Modellen, wichtig für die schnelle Berechnung mancher neuen KI-Funktionen in Android 16. Auch die Kamera mit 48 Megapixeln und einem lichtstarken F1,7-Objektiv kommt aus dem Premium-Segment. Der hochauflösende OLED-Bildschirm beherrscht ruckelfreie 120-Herz-Darstellung und sieht auch im Sonnenlicht hell und scharf aus.
Zudem verbaut Google einen größeren Akku als bei den Vorgängern, das Telefon hält im Alltags-Test von WELT mit jeder Menge Surfen, Social-Media und moderater Kameranutzung knapp zwei Tage lang durch – länger als viele deutlich teurere Modelle. All das verpackt Google in Gehäuse mit Metallrahmen, dass wasser- und staubdicht ist, das ist keine Selbstverständlichkeit in der Preisklasse. Kurz, die Hardware des Pixel 9a steht in der Mittelklasse wirklich gut da.
Benedikt Fuest ist Wirtschaftskorrespondent für Innovation, Netzwelt, IT und Rüstungstechnologie.
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