Die Ausbreitung von Konfliktgebieten weltweit belastet den Flugbetrieb und die Rentabilität zunehmend. Die Eskalation zwischen Israel und dem Iran trifft die Branche zur Unzeit. Änderungen im Flugplan gehen auch an der Börse nicht spurlos an den Unternehmen vorbei.
Nach dem israelischen Angriff auf den Iran meiden Fluggesellschaften den Luftraum in der Region. Mehrere Airlines leiteten Flüge über Israel, Iran und Irak aus Sicherheitsgründen um oder strichen sie ganz, wie die Fluglinien mitteilten und Daten von Flightradar24 zeigten. In Israel wurde der Großflughafen Ben Gurion in Tel Aviv bis auf Weiteres geschlossen.
Die Lufthansa setzt vorerst alle Flüge von und nach Tel Aviv und der iranischen Hauptstadt Teheran aus: "Ebenso werden sowohl der iranische als auch der irakische und israelische Luftraum vorerst nicht für Überflüge genutzt." Die Aktien der Kranich-Airline und des Touristik-Riesen TUI lagen im frühen Handel je rund vier Prozent im Minus. Auch Papiere anderer Airlines wie Ryanair, Easyjet und Air France KLM verloren deutlich. Die israelische Fluggesellschaft El Al setzte ihre Flüge von und nach Israel aus und erklärte, einige ihrer Flugzeuge außer Landes gebracht zu haben.
Die israelische Airline Israir zieht nach eigenen Angaben ihre Maschinen vom Flughafen Tel Aviv ab, der voraussichtlich über das Wochenende geschlossen bleibt. Der iranische Luftraum wurde laut Staatsmedien geschlossen, wie auch der Jordaniens und des Irak. Der Irak stellte zudem den Betrieb an seinen Flughäfen ein. Es wird allgemein mit Vergeltungsschlägen des Iran gerechnet. Deshalb befindet sich die israelische Luftverteidigung in höchster Alarmbereitschaft. Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte, die Bundesregierung rufe beide Seiten auf, "von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können".
Eskalation zur Unzeit
Die Ausbreitung von Konfliktgebieten weltweit belastet den Flugbetrieb und die Rentabilität zunehmend. Zudem verstärkt sich dadurch das Sicherheitsrisiko. Der israelisch-palästinensische Konflikt im Nahen Osten rund um den Gaza-Streifen führt seit Oktober 2023 dazu, dass sich die kommerzielle Luftfahrt den Himmel mit kurzfristig angekündigten Drohnen- und Raketenangriffen auf wichtigen Flugrouten teilt. Einige davon waren Berichten zufolge so nah, dass sie von Piloten und Passagieren gesehen werden konnten. Im vergangenen Jahr wurden Flugzeuge in Kasachstan und im Sudan abgeschossen.
Die Tourismus- und Airlinebranche trifft die Eskalation zur Unzeit. Denn nach zwei Rezessionsjahren in Deutschland greift derzeit eigentlich zaghafter Konjunkturoptimismus um sich. Dieser könnte die große Unsicherheit drücken und die Konsum- und Reiselaune der Menschen aufhellen. Deshalb würde eine Eskalation im Nahen Osten mit Folgen für den Ölpreis und die Inflation nicht nur in Deutschland die Konjunktur dämpfen.
Es sei noch zu früh, "über mögliche Auswirkungen auf die Reisewirtschaft zu spekulieren", erklärte der Deutsche Reiseverband (DRV), der die Interessen von Reisebüros und Pauschalanbietern vertritt. Man sei "in engem Austausch mit dem Auswärtigen Amt, um schnellstmöglich auf Veränderungen reagieren zu können". Reisende, die eine Pauschalreise gebucht hätten, könnten sich dabei auf das Sicherheitsmanagement der Anbieter verlassen und würden bei Auswirkungen auf gebuchte Reisen aktiv informiert. "Die Sicherheit der Gäste hat in jedem Fall oberste Priorität."
Flüge nach Tel Aviv und Teheran ausgesetzt
TUI ist derweil nicht betroffen. "Wir bieten in die Länder Iran und Irak keinen Urlaub an, Urlaub in Israel buchen Interessierte über spezialisierte Reiseveranstalter", sagte ein Konzernsprecher. Zudem müssten keine Flugzeuge umgeleitet werden, da TUIfly in Deutschland keine Langstreckenverbindungen habe. Das Unternehmen rechne eher nicht mit einem allgemeinen Dämpfer für die Konsum- und Reiselaune. Dennoch lag die TUI-Aktie gegen Mittag rund drei Prozent im Minus.
Die Lufthansa Gruppe setzt ihre Flüge nach Tel Aviv und Teheran bis Ende Juli aus. Verbindungen nach Amman (Jordanien), Erbil (Irak) und Beirut (Libanon) fallen demnach bis einschließlich 20. Juni aus. Die Konzern-Tochter Swiss streicht ihre Tel-Aviv-Flüge sogar bis zum Ende des Sommerflugplans am 25. Oktober sowie von und nach Beirut bis zum 31. Juli. Auch viele andere Airlines weltweit kündigten wegen des Konflikts Flugstreichungen und Umleitungen an.
Von deutschen Flughäfen gehen derzeit laut Airportverband ADV pro Woche rund 45 Flüge nach Tel Aviv. "Damit sind von entsprechenden Flugstreichungen wöchentlich über 8000 abfliegende Passagiere betroffen." Die Sperrung der Lufträume im Iran, in Jordanien und dem Irak sorge dafür, dass von Deutschland auch Flüge in Richtung Asien umgeleitet würden.
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