Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich der Goldpreis verdoppelt. Das liegt vor allem an den Käufen von Zentralbanken. Und viele von ihnen wollen ihre Vorräte weiter aufstocken.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine setzen Notenbanken verstärkt auf Gold. Und derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich das ändert. Dem Word Gold Council zufolge gehen Zentralbanken weltweit insgesamt davon aus, dass sie oder andere Notenbanken in diesem Jahr weiterhin Gold kaufen werden.

Der Branchenverband hat Zentralbanken nach ihrer Einschätzung befragt. 95 Prozent der Befragten rechnen demnach damit, dass die Goldreserven der weltweiten Notenbanken in den kommenden zwölf Monaten steigen werden. Das ist der höchste Wert seit Beginn der jährlichen Umfrage im Jahr 2018.

Geopolitische Unsicherheiten, Sanktionsrisiken und Sorgen um den Status des US-Dollars haben Zentralbanken in letzter Zeit veranlasst, Gold zu kaufen. Das Edelmetall hatte vor Kurzem den Euro als die nach dem US-Dollar zweitwichtigste Reservewährung der Welt überholt. Alleine in diesem Jahr ist der Goldpreis um 30 Prozent gestiegen, in den vergangenen beiden Jahren hat er sich verdoppelt.

Ein wesentlicher Preistreiber sind die Käufe von Zentralbanken. 2024 hatten sie ihren Reserven das dritte Jahr in Folge mehr als 1000 Tonnen Gold hinzugefügt. Dadurch kletterten die weltweiten Bestände auf 36.000 Tonnen - das ist nahe am 1965 aufgestellten Rekordhoch. Die wichtigsten Gründe für die Käufe sind der Umfrage zufolge: Inflationsschutz und - anders als etwa bei Staatsanleihen - fehlendes Ausfallrisiko.

Reserven eingefroren

Eine wesentliche Rolle spielt für viele Notenbanken auch, sich vom Dollar unabhängiger zu machen. Nach der Invasion in der Ukraine hatten die USA russische Dollar-Vermögenswerte eingefroren und das Land weitgehend vom internationalen Zahlungssystem ausgeschlossen. Dies veranlasste viele Zentralbanken von Schwellenländern, ihre Diversifizierung weg vom US-Dollar zu beschleunigen.

Vor diesem Hintergrund und angesichts der unberechenbaren Politik von US-Präsident Donald Trump planen der Umfrage zufolge einige Zentralbanken, Teile ihrer Goldreserven ins eigene Land zu verlagern. New York und London sind die mit Abstand bedeutendsten Lagerstätten dieser Goldvorräte, da die zwei Städte die wichtigsten Handelsplätze für das Edelmetall sind. Im Krisenfall können Notenbanken ihr Gold dort in eine internationale Reservewährung tauschen. Laut Word Gold Council zog die indische Zentralbank im vergangenen Jahr 100 Tonnen Gold aus London ab, auch die Zentralbank Nigerias brachte Gold in die Heimat.

Deutsche Vorräte liegen in New York

Mit Trump im Weißen Haus nehmen die Forderungen in Deutschland zu, die Goldreserven aus New York abzuziehen. Die Bundesbank lagert in den Hochsicherheitstresoren der New Yorker Fed 37 Prozent ihrer insgesamt rund 3352 Tonnen Gold. Mit 51 Prozent liegt der Großteil in Frankfurt, 12 Prozent werden von der Bank of England in London aufgehoben.

Die Bundesbank gibt sich gelassen. Auf Anfrage hieß es, die New Yorker Fed sei weiter eine wichtige Lagerstätte für das deutsche Gold. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir mit der New Yorker Fed einen vertrauenswürdigen und verlässlichen Partner haben für die Lagerung unserer Goldbestände", erklärte die deutsche Notenbank. Jede Andeutung, dass Deutschland erwägen könnte, Gold aus New York abzuziehen, wäre politisch heikel, da sie als mangelndes Vertrauen in die Federal Reserve und ihre Unabhängigkeit ausgelegt werden könnte.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel musste sich bereits bei der Jahrespressekonferenz im Februar der Frage stellen, ob er sich noch damit wohlfühle, dass ein Teil der deutschen Goldbestände in New York eingelagert sei. Müsse er nicht Angst haben, dass Elon Musk dort mit seinen Praktikanten einsteige und Nato-Schulden eintreibe, wollte ein Reporter wissen. "Ich habe natürlich diese Diskussion verfolgt: Es bereitet mir keine schlaflosen Nächte", antwortete Nagel. "Ich habe da vollstes Vertrauen zu unseren Kollegen bei der amerikanischen Notenbank." Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Mauderer verwies auf der Pressekonferenz darauf, dass die Bundesbank ohnehin regelmäßig seit vielen Jahren in New York auch die Bestände kontrolliere: "Insofern müssen Sie sich keine Sorgen machen."

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.