Seit zwei Jahren schrumpft die deutsche Wirtschaft. Und so werde es weitergehen, sagt der Bundesverband der deutschen Industrie. Doch so pessimistisch sind Wirtschaftsinstitute nicht. Im Gegenteil.

Die deutsche Industrie blickt wieder pessimistischer in die Zukunft. Wegen des Handelsstreits mit den USA geht der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) von einer Rezession im laufenden Jahr aus. Es sei mit einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,3 Prozent zu rechnen, teilte der Verband mit. "Wir haben noch einen Weg vor uns aus der Rezession", sagte BDI-Präsident Peter Leibinger zu den Konjunkturaussichten in Deutschland, dessen Wirtschaft bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist. Anfang Januar war der BDI noch von einem Minus von 0,1 Prozent ausgegangen.

Auch der Krieg zwischen Israel und Iran besorge ihn, sagte Leibinger. Sollte die Straße von Hormus gesperrt werden, könnte dies massive Auswirkungen auf die Energiepreise haben. Ein Großteil des Ölhandels sei auf Transporte durch die Meerenge angewiesen. Ökonomen warnen, der Ölpreis für die Nordseesorte Brent könne dann binnen kurzer Zeit auf 120 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) klettern. So zumindest die Einschätzung der Ökonomen Robin Winkler und Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research. In Deutschland und der Euro-Zone würde ein Anstieg dieser Größenordnung die Einfuhrkosten um etwa ein Prozent des BIP erhöhen.

Zölle würden Industrie hart treffen

BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner sagte, der Welthandel werde dieses Jahr nur um magere 1,5 bis 2 Prozent zulegen. Ihr Verband rechne damit, dass die 20-prozentigen Zölle auf europäische Exporte in die USA ab Juli wieder gelten würden. Der BDI rechnet bei den Exporten dieses Jahr mit einem Minus von zwei Prozent. Vor allem das zweite Halbjahr werde schwierig, so Gönner.

Simulationsrechnungen des Münchner Ifo-Instituts zufolge könnte ein weiteres US-Zollpaket nach dem Ende der derzeit geltenden Pause die deutsche Industrie hart treffen. Diese könnte mittelfristig um 2,8 Prozent schrumpfen. Die deutschen Exporte in die USA würden demnach um 38,5 Prozent einbrechen. Auch die Ausfuhren nach China könnten sich in der Folge um 4,7 Prozent verringern. "Sollte US-Präsident Trump seine Zoll-Ankündigungen tatsächlich umsetzen, wären die direkten Auswirkungen für die deutschen US-Exporte erheblich", warnte Ifo-Handelsexperte Andreas Baur.

In seinem Szenario nimmt das Ifo an, dass Trump seine Zölle nach der 90-tägigen Verhandlungspause Anfang Juli wieder einführt. Für EU-Importe könnten dann Zölle in Höhe von 50 Prozent fällig werden. Pharma- und Elektronikprodukte sowie Stahl, Aluminium, Autos und Autoteilen würden demnach einen Aufschlag in Höhe von 25 Prozent bekommen.

Mehrere Institute widersprechen BDI

Insgesamt erwarten die Münchner Forscher aber unterm Strich ein geringes Wachstum und damit anders als der BDI keine Rezession. Auch das Essener RWI sowie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnen für 2025 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Damit hätte die seit zwei Jahren andauernde Rezessionsphase hierzulande ein Ende.

Auch die Forscher des gewerkschaftsnahnen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung erwarten beim BIP ein Plus von 0,2 Prozent. Hauptgründe für die heraufziehende Erholung in Deutschland sind aus Sicht der Forscher ein anziehender Konsum der privaten Haushalte und die positiven Impulse der staatlichen Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen.

BDI-Präsident Leibinger lobte die ersten Maßnahmen der neuen Bundesregierung. "Der Kurs stimmt." Der Weg aus der Rezession sei aber schwierig. Es gebe zumindest eine Bodenbildung und eine echte Chance auf einen baldigen Aufschwung. Die Stimmung sei besser geworden, aber derzeit besser als die Lage. Jetzt gehe es um Taten der Regierung.

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