In Deutschland melden im ersten Halbjahr fast 12.000 Unternehmen Insolvenz an - so viele wie seit zehn Jahren nicht. Auch unter Privatpersonen gibt es mehr Pleiten. Die Auskunftei Creditreform sieht eine "tiefgreifende Wirtschaftskrise" als Grund.
Die Konjunkturschwäche hat die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland nach Angaben von Creditreform im ersten Halbjahr 2025 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren getrieben. Es seien 11.900 Unternehmensinsolvenzen registriert worden und damit 9,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte die Wirtschaftsauskunftei mit.
"Trotz einiger Hoffnungssignale steckt Deutschland weiter in einer tiefgreifenden Wirtschafts- und Strukturkrise", erklärte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Firmen kämpften mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und anhaltender Unsicherheit. "Besonders die finanziellen Reserven schwinden, Kredite werden teils nicht mehr verlängert und immer mehr Betriebe geraten in ernsthafte Schwierigkeiten."
Da man im weiteren Jahresverlauf keine nennenswerte Konjunkturerholung erwarte, bleibe das Insolvenzrisiko derzeit hoch. "Die Zahl der Pleiten wird bis Jahresende weiter steigen", betonte Hantzsch. Auch bei Privatpersonen setze sich der Negativtrend fort. Denn von Januar bis Juni habe es rund 37.700 Verbraucherinsolvenzen gegeben - ein Plus von 6,6 Prozent binnen Jahresfrist.
"Das anhaltend hohe Insolvenzgeschehen löst zunehmend Kettenreaktionen aus", erläuterte Hantzsch. Seit drei Jahren kletterten die Fallzahlen bei Privatpersonen kontinuierlich. "Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie Arbeitsplatzverluste, insbesondere in der Industrie, setzen viele Haushalte massiv unter Druck."
Die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenzen sind laut Creditreform erheblich. Die geschätzten Forderungsausfälle aus Firmenpleiten beliefen sich demnach im ersten Halbjahr auf rund 33,4 Milliarden Euro. Pro Insolvenzfall ergibt sich damit eine durchschnittliche Schadenssumme von etwa 2,8 Millionen Euro – deutlich mehr als 2022 und 2023.
Auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze steigt. Rund 141.000 Beschäftigte arbeiteten in den betroffenen Unternehmen – ein Anstieg von 6,0 Prozent zum Vorjahr. "Vor allem Großinsolvenzen treiben diese Zahl in die Höhe." Zu den jüngsten prominenten Fällen zählten der Pflegeheimbetreiber Argentum Pflege und die Haushaltswarenkette KODi Diskontläden – beide mit jeweils über 2000 Beschäftigten, erklärte Creditreform.
Nach zwei Rezessionsjahren dürfte die deutsche Wirtschaft Ökonomen zufolge 2025 erstmals wieder leicht wachsen. Erst im kommenden Jahr dürfte es mehr Rückenwind geben - auch durch Investitionen der Politik in Infrastruktur und Rüstung.
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