Es war einer der spektakulärsten Wirtschaftskriminalfälle der letzten Jahre in Deutschland: Am 4. März 2018 wurde der damalige innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther wenige Hundert Meter von seinem Wohnhaus in Haan nach dem Joggen von zwei Angreifern mit Säure übergossen. Der Top-Manager überlebte schwer verletzt, hat bis heute Narben im Gesicht.

Während die Täter inzwischen im Gefängnis eine mehrjährige Haftstrafe verbüßen, ist noch immer unklar, wer ihr Auftraggeber war. Seit Jahren vermutet Günther diesen in seinem damaligen beruflichen Umfeld. Um das nun endlich zu beweisen, will Günther nun eine hohe Belohnung für entsprechende Hinweise zahlen, wie er WELT AM SONNTAG exklusiv sagte.

ARD-Doku über das Säureattentat

„Wir loben jetzt bis zu 100.000 Euro aus. Die Summe hängt von der Qualität der angebotenen Informationen ab. Und Qualität heißt, wie beweisfähig sind die Informationen, um darauf wirklich einen Strafprozess gegen den Auftraggeber anstrengen zu können“, sagt Günther.

Ein Anlass der Prämie jetzt ist, dass die ARD eine dreiteilige Dokumentation über den Fall sendet („ARD CrimeTime: Das Säure-Attentat – Der Angriff auf Bernhard Günther“, ab 8. Juli, 23.15 Uhr, im Ersten oder jetzt in der ARD-Mediathek) und damit der Fall wieder bundesweit in Erinnerung gebracht wird. Günther sei optimistisch, dass auch Jahre nach der Tat jemand etwas verrät. „Wir wissen, dass es ja noch Leute gibt, die was wissen. Und wir vermuten, dass einige davon möglicherweise Geld brauchen.“

Spur ins Rockermilieu

Die Spur führt laut Günther ins Rocker- und Rotlichtmilieu. Dort seien die Mittelsmänner für den Anschlag zu finden, die die beiden Angreifer beauftragt haben, so der Manager. Und möglicherweise habe jemand einen Beweis, wer der Auftraggeber sei – laut Günther jemand in seinem damaligen beruflichen Umfeld.

Schon vor Jahren hatte Günthers damalige Firma innogy und dann EON Prämien von bis zu 100.000 Euro für Hinweise auf die Tat ausgelobt, nachdem die Polizeibehörden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt hatten. Bei Günthers Anwalt Sascha Kuhn meldete sich schließlich ein Tippgeber mit den entscheidenden Hinweisen auf die Angreifer.

Auch jetzt könne man sich neben der Polizei (Tel. 0211/8700) wieder bei Kuhn melden, so Günther. „Er gewährleistet die Anonymität des Tippgebers. Das hat ja in den vorangegangenen Verfahren gegen die beiden Angreifer auch gut geklappt. Sonst kann sich jemand natürlich auch direkt an die nach wie vor existierende zuständige Kommission beim Polizeipräsidium Düsseldorf wenden.“

Lars Petersen ist Leiter National im Investigativ-Team von WELT, Business Insider Deutschland und Politico Deutschland und kümmert sich seit Jahren um Machtkämpfe und Affären hinter den Kulissen von Wirtschaft und Politik. Sie haben Hinweise für ihn? Dann melden Sie sich gerne beim Autor, auch vertraulich – per E-Mail oder über den verschlüsselten Messenger Threema (WTJPZ7PN).

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