Nicht nur Donald Trump ist stinksauer über die politischen Ambitionen seines Großspenders Elon Musk. Auch die Anleger können mit seiner Idee einer neuen Partei nichts anfangen. Die ersten machen bereits Front gegen den Tech-Milliardär. Denn Teslas Aussichten sind düster.

Seit Elon Musk am Wochenende seinen Plan verkündet hat, eine neue politische Partei zu gründen, war die Resonanz bestenfalls durchwachsen. Dass Donald Trump, der die Idee "lächerlich" und den Tesla-Boss "völlig neben der Spur" genannt hat, nicht begeistert sein würde, war klar. Doch inzwischen formiert sich gegen Musks Vorhaben nicht nur bei der politischen Konkurrenz Widerstand, sondern auch bei seinen eigenen Superfans: den Aktionären und Anhängern von Tesla.

Auch sie erteilen Musks Plänen eine klare Abfuhr. Im vorbörslichen Handel brach die Tesla-Aktie 7 Prozent ein. Momentan rutschten sie an der Wall Street um knapp acht Prozent ab. Doch die Kursreaktionen bilden die wachsende Sorge vor Musks politischer Rolle und den Folgen für seine Firmen nur unvollständig ab.

"Dass Musk nun noch stärker in die Politik einsteigt und es mit dem Establishment in Washington aufnimmt, ist genau die falsche Richtung, die sich Tesla-Aktionäre in dieser entscheidenden Phase der Tesla-Geschichte wünschen", kritisierte der bekannte Tesla-Analyst Dan Ives. "Während eingefleischte Musk-Fans ihn weiterhin komme was wolle unterstützen werden, macht sich unter vielen Tesla-Investoren eine zunehmende Ermüdung breit, weil Musk immer weiter auf die politische Schiene gerät."

Hinter den Kulissen laufen womöglich bereits Vorkehrungen an, Musk entweder wieder auf die unternehmerische Bahn zurückzuführen oder seine Macht bei Tesla und Co. einzuschränken. Denn die Kontrolleure von Musks Firmen dürften nicht begeistert sein, dass der Milliardär immer mehr zum Politiker mutiert. "Ich könnte mir vorstellen, dass diesen Aufsichtsräten seine Ankündigung nicht gefallen hat und dass sie ihn drängen werden, sich auf seine geschäftlichen Aktivitäten statt auf seine politischen Pläne zu konzentrieren", analysierte US-Finanzminister Scott Bessent am Sonntag genüsslich.

"Elon ist zu weit gegangen"

Musks politische Ambitionen gefährden seine unternehmerischen Ziele. Nicht nur, weil auch Superhirn Musk mit SpaceX, Tesla, xAi und nun bald auch noch der Gründung einer Partei inzwischen wohl so viel auf dem Zettel hat, dass einige seiner Projekte fast zwangsläufig darunter leider müssen. Sondern, weil seine Fehde mit US-Präsident Trump immer mehr zum Geschäftsrisiko wird.

"Elon ist zu weit gegangen. Ich fordere den Vorstand auf, sich umgehend zu treffen und von Elon eine Klarstellung seiner politischen Ambitionen einzufordern und zu prüfen, ob diese mit seinen Verpflichtungen als Tesla-CEO in Vollzeit vereinbar sind" brachte der Investor James Fishback in einem offenen Brief an Tesla-Verwaltungsratschefin Robyn Denholm das Problem auf den Punkt. "Ich hoffe weiterhin, dass Elon seine volle Aufmerksamkeit wieder Tesla widmet. Falls nicht, vertraue ich darauf, dass der Vorstand die nötigen Schritte einleiten wird", drohte Fishback, der zuvor Pläne auf Eis gelegt hatte, über seine Investmentfirma Azoria einen Tesla-ETF aufzusetzen.

Genau das sollen die Tesla-Kontrolleure kürzlich bereits diskret geprüft haben. Laut "Wall Street Journal" soll der Aufsichtsrat schon im April, als die Tesla-Aktie auch wegen Musks allzu sichtbarer Rolle als Chefsparer und Behördenzerstörer der Trump-Regierung im Sinkflug war, heimlich die Fühler zu mehreren Top-Personalberatern ausgestreckt haben, um die Suche nach einem Ersatz für den Tesla-Chef zu eröffnen.

Demnach sollen die Tesla-Aufseher Musk schon damals hinter verschlossenen Türen mehr als deutlich gesagt haben, dass er seine Zeit und Aufmerksamkeit wieder mehr dem Konzern widmen müsse. Und das öffentlich verkünden solle. Angeblich soll der Verwaltungsrat einen weiteren unabhängigen Kontrolleur ernennen wollen und sich bereits auf eine Personalberatungsfirma geeinigt haben. Tesla-Verwaltungsratschefin Denholm hat den Bericht dementiert.

Trump könnte Tesla den Garaus machen

Dass die Kontrolleure womöglich bereits Notfallpläne in der Schublade haben, verwundert kaum. Die wirtschaftlichen Aussichten für Tesla sind dank Musks politischem Roulettespiel düster. Erst wurde ihm die zu große Nähe zu Trump zum Verhängnis: Umsätze und Profit brechen ein, weil Musk sich bei vielen demokratischen und umweltbewussten Tesla-Kunden mit seiner ultrakonservativen Politik unbeliebt macht.

Und nun bedroht der wachsende Streit mit Trump seine Geschäfte. Falls Musk es sich zu sehr mit dem US-Präsidenten verscherzt, könnte der ihn mit der Streichung von Subventionen für SpaceX oder Tesla empfindlich treffen: "Keine Raketenstarts mehr, keine Satelliten, keine Produktion von E-Autos – und unser Land würde ein VERMÖGEN sparen. Vielleicht sollte DOGE da mal ganz intensiv drüber nachdenken?", drohte Trump schon vor einer Woche.

Besonders für Tesla ist das ein Horrorszenario. Nicht nur hat Trump die staatlichen Steuergutschriften von 7500 Dollar für den Kauf neuer E-Autos aus der Biden-Ära zum 30.09. gestrichen und dämpft damit die Nachfrage. Auch mit der Lockerung der Umweltstandards stellt Trump Musks Firma finanziell ein Bein. Denn ein erheblicher Teil der Einnahmen der E-Auto-Schmiede stammt bisher aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten, die konventionelle Autobauer von Tesla kaufen, um die Abgaswerte für ihre Flotten zu erfüllen.

Dieses System hat Trump aber faktisch abgeschafft: Statt saftiger Strafen drohen den US-Autokonzernen ab sofort keinerlei Konsequenzen mehr, wenn sie die Grenzwerte reißen. Die Republikaner im US-Kongress haben zudem die Genehmigungen der Umweltbehörde EPA aufgehoben, die es Kalifornien und 17 anderen Bundesstaaten bislang erlaubten, auf eigene Faust härtere Emissionsregeln aufzustellen als die US-Regierung. Damit dürften Teslas CO2-Zertifikate zum Ladenhüter werden. Und ohne diese Erlöse hätte Tesla bereits im ersten Quartal operativ rote Zahlen geschrieben.

Musks Ankündigung, Trump mit einer eigenen Partei in die Quere zu kommen, ist daher eine potenziell verheerende Eskalation, die eine echte Vergeltung von Trump nach sich ziehen könnte. Bislang hat Musk die Gründung seiner "America Party" aber nur lautstark angekündigt, jedoch nicht offiziell bei der Wahlkommission angemeldet. Es wäre nicht das erste Mal, dass Musk etwas verspricht, was er nicht hält.

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