In der Öffentlichkeit ist Jeff Williams bei Weitem nicht so bekannt wie Apple-Gründer Steve Jobs oder CEO Tim Cook. Doch für Apples Aufstieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt war Williams' Beitrag entscheidend. Zuletzt wurde er als Nachfolger für Cook gehandelt, will nun aber in den Ruhestand gehen.
Als Jeff Williams 1998 bei Apple anfing, schrieb der Computerhersteller tiefrote Zahlen, die Marktanteile drohten gegen null zu sinken. Nun verlässt Williams den Konzern als wertvollstes Unternehmen der Welt. Die bekannten Führungspersönlichkeiten hinter Apples Aufstieg sind Steve Jobs, der kurz zuvor zu dem von ihm gegründeten Unternehmen zurückgekehrt war, und Tim Cook, der heutige Konzernchef, der ebenfalls 1998 seinen Dienst bei Apple antrat. Williams' Rolle bei der Formung eines der profitabelsten Unternehmen der Welt ist in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt. Aber es steckt keine Übertreibung in Cooks Abschiedsbotschaft an Williams: "Ohne ihn wäre Apple nicht das, was es ist", sagte der CEO laut der offiziellen Mitteilung des Unternehmens zum Rücktritt von Williams, der mit 62-Jahren seinen Job als COO, als für das operative Geschäft zuständiger Vorstand räumt.
Williams war zunächst Chefeinkäufer. Wie zentral diese Rolle für Apple war, verdeutlicht eine Anekdote, die sich Anfang 2007 zugetragen haben soll, kurz nachdem das iPhone erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Steve Jobs stellte fest, dass die Plastikbildschirme anfällig für Kratzspuren waren. Obwohl es weltweit keine Alternative für die neuartigen Touchscreens gab, verlangte Jobs bis zum Verkaufsstart, die iPhones auf hochwertige Glasbildschirme umzurüsten. "Ich weiß nicht, wie wir das machen, aber wenn sie im Juni ausgeliefert werden, werden sie aus Glas sein", soll Jobs gesagt haben. Das "Wie" war Williams' Aufgabe.
Williams trieb innerhalb von wenigen Monaten nicht nur gemeinsam mit dem Zulieferer Corning die Entwicklung eines neuen Materials voran, sondern sorgte auch dafür, dass eine Massenproduktion anlief und die gesamte Lieferkette bis zum Verkaufsstart entsprechend umgebaut wurde. Gemeinsam mit dem damaligen COO Tim Cook baute Williams Lieferketten auf, die nicht nur beispiellos effizient sind, sondern auch extrem flexibel. Zwar hat Apple die gesamte Produktion an Zulieferer und Auftragsfertiger ausgelagert, ist jedoch enger in jeden Schritt eingebunden als viele Konkurrenten, deren Einkäufer eben das tun, was ihr Jobtitel nahelegt: verfügbare Komponenten und Produkte einkaufen.
Neuer COO steht bereits fest
Williams' Zuständigkeiten bei Apple wurden bald mehr. "Ich habe immer mehr interessante Dinge gemacht. Eines führte zum anderen", beschreibt der Manager selbst seine Karriere. Unter anderem leitet er seit mehr als zehn Jahren schon die Entwicklung der Apple Watch. 2015 übernahm Williams den COO-Posten. Als Stardesigner Jony Ive 2019 Apple verließ, wurde auch das Designteam - das Herz des Apple-Kosmos - Williams unterstellt. Zeitweise wurde er auch als möglicher Nachfolger für Konzernchef Cook gehandelt.
Dazu wird es nicht kommen. Williams will sich eigenen Angaben zufolge ins Privatleben zurückziehen. Seine verschiedenen Zuständigkeiten wird er laut offizieller Mitteilung im Laufe der nächsten Monate abgeben. Neuer COO wird Sabih Khan, der ebenfalls schon seit Jahrzehnten im Konzern tätig ist.
Mit Williams' Abgang bleibe nicht nur eine Lücke - er sei Teil des Endes einer Ära, so Williams' langjähriger Kollege Tony Blevins. Die Bedeutung von Williams für Apple sei "enorm" gewesen, "auch wenn sie für die Öffentlichkeit nicht immer offensichtlich war", zitiert Bloomberg den Ex-Manager. Als Apple-Aktionär mache ihn Williams' Rücktritt traurig. Es sei, "als würde sich die Band auflösen".
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