Das Handwerk in Deutschland treibt die Elektrifizierung voran – allerdings mit angezogener Handbremse. Laut einer repräsentativen Umfrage von MHC Mobility nutzen bereits 42 Prozent der Betriebe Elektrofahrzeuge, weitere 28 Prozent beschäftigen sich intensiv mit dem Umstieg. Damit signalisiert eine deutliche Mehrheit Offenheit gegenüber der neuen Technik. Doch der Durchbruch bleibt aus.
"Die Zahlen zeigen eine bemerkenswerte Entwicklung", sagte Rainer Thies, Geschäftsführer bei MHC Mobility Deutschland. "Einerseits ist das Handwerk deutlich offener für E-Mobilität als gemeinhin angenommen – andererseits bremsen sehr konkrete strukturelle Hürden die Umsetzung. Das ist weniger ein Technologie- als vielmehr ein Strukturproblem."
Tatsächlich zeigt die Detailanalyse: Während knapp ein Viertel der Betriebe keinerlei Hindernisse sieht, nennen 40 Prozent Lade- und Parkplatzprobleme als größte Barriere. 38 Prozent verweisen auf hohe Anschaffungskosten, 22 Prozent auf fehlende passende Fahrzeugmodelle. Zudem kritisieren 17 Prozent unflexible Vertragsmodelle.
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Besonders deutlich wird das Problem der Ladeinfrastruktur. Thies: "Viele Handwerksbetriebe stehen unter zunehmendem Nachhaltigkeitsdruck ihrer Auftraggeber. Öffentliche Ausschreibungen, aber auch private Bauherren fragen immer häufiger nach umweltfreundlichen Anfahrten zur Baustelle. Gleichzeitig rechnen die Betriebe sehr genau – ein E-Transporter, der nicht zuverlässig aufgeladen werden kann, ist schlicht nicht praxistauglich."
Beratungslücke als unterschätzter Faktor
Eine weitere Hürde ist die fehlende Beratung. Elf Prozent der Befragten fühlen sich unsicher bei der Auswahl geeigneter Fahrzeuge oder bei der Planung der Ladeinfrastruktur. "Hier wird oft unterschätzt, wie komplex der Umstieg tatsächlich ist", so Thies. Besonders kleinere Betriebe seien überfordert. "Ein Zwei-Mann-Betrieb kann sich keine Fehlentscheidung über 36 Monate leisten. Wenn das E-Fahrzeug nicht funktioniert, ist das existenzbedrohend."
Der Experte sieht deshalb flexible Nutzungsmodelle als Schlüssel zum Markterfolg: "Viele Betriebe würden gerne ausprobieren, bevor sie sich festlegen. Das ist nachvollziehbar – schließlich investieren sie oft in ihre Existenzgrundlage." MHC habe deshalb das Angebot gezielt um flexible Laufzeiten und Testoptionen erweitert, um diesen Bedarf aufzugreifen.
Die Studie macht deutlich: Die Bereitschaft im Handwerk ist groß, die Strukturen aber hinken hinterher. Thies rechnet deshalb mit einem evolutionärem Umstieg: "Der Wandel wird schrittweise erfolgen, getrieben von verbesserter Technik, sinkenden Kosten und steigendem Kundendruck. Wer heute die richtigen Weichen stellt und realistische, flexible Lösungen anbietet, begleitet eine ganze Branche durch diesen Transformationsprozess."
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