Im Vorfeld der IAA Mobility in München sorgt sich Hildegard Müller um den Produktionsstandort Deutschland und Europa. Zudem fordert die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Elektromobilität zu fördern – auch in Süd- und Osteuropa. So gebe es in Slowenien bisher weniger Ladesäulen als im Raum Hannover, sagt sie im Interview mit dem Magazin "Mobilität von Morgen" in der Ausgabe vom 5. September, aus der wir vorab zitieren.
"Die deutsche Automobilindustrie ist international absolut wettbewerbsfähig", betont Müller. Mit innovativen Produkten, hoher Qualität und technologischen Fortschritten, etwa beim autonomen Fahren oder in der Kreislaufwirtschaft, sei man "im globalen Wettbewerb an der Spitze". Auf der IAA Mobility würden die Hersteller und Zulieferer erneut "ein Feuerwerk der Innovationen" zeigen. Problematisch sei jedoch der Produktionsstandort: "In Sachen Standortattraktivität sind Deutschland und Europa abgehängt und werden in internationalen Rankings zunehmend durchgereicht."
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"Verbrenner-Verbotsdebatte kontraproduktiv"
Deutsche und internationale Autohersteller zeigen auf der Messe in München in der kommenden Woche auch preiswerte Einstiegs-Elektromodelle. "Damit der Hochlauf der E-Mobilität entscheidend vorankommt, müssen nun aber auch andere liefern – es braucht eine bessere Ladeinfrastruktur", sagt Müller, zum Beispiel in Süd- und Osteuropa.
Auch in Deutschland gebe es noch Lücken. "Zwei Drittel aller Gemeinden in Deutschland haben noch keinen einzigen Schnellladepunkt", kritisiert die VDA-Präsidentin. Auch die Ladepreise seien "oft hoch und für Verbraucherinnen und Verbraucher intransparent". Müller sieht die Elektromobilität nicht als alleinige Lösung: Wichtig sei, die Menschen zu überzeugen: "Sie sollen sich bewusst für ein E-Auto entscheiden. Deswegen ist die Verbrenner-Verbotsdebatte kontraproduktiv."
Stattdessen brauche es eine Stärkung hybrider Antriebe und klimaneutraler Kraftstoffe. "Die individuelle Mobilität der Zukunft wird ein Mix aus unterschiedlichen Lösungsangeboten sein – das E-Auto wird dabei die zentrale Rolle spielen." Technologieoffenheit sei daher entscheidend, um auch andere klimaneutrale Lösungen wie Plug-in-Hybride oder synthetische Kraftstoffe zu nutzen: "Brüssel sollte jetzt keine Technik ausschließen, die helfen kann, die Klimaziele zu erreichen."
"Große Abhängigkeit von Zulieferern aus Asien"
Mit Blick auf die jüngsten Rückschläge beim Aufbau einer eigenen Batterieproduktion äußert Hildegard Müller Sorge: "Der Strompreis in Deutschland ist bis zu dreimal so hoch wie in China oder den USA, der Gaspreis bis zu fünfmal. Wenn die Energiekosten so hoch sind, dass eine Batterieproduktion nicht wettbewerbsfähig ist, ist das kein gutes Zeichen." Zugleich warnte sie vor einer "großen Abhängigkeit von Zulieferern aus Asien".
Auch im Bereich der Digitalisierung sieht sie Handlungsbedarf: "Unsere Hersteller und Zulieferer sind im weltweiten Wettbewerb bestens aufgestellt und investieren von 2025 bis 2029 rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung." Besonders beim autonomen und vernetzten Fahren sei die deutsche Industrie "weltweit führend“. Allerdings bremse zu starke Regulierung Innovationen: "Wir dürfen nicht von anderen Weltregionen abgehängt werden, weil wir zu sehr einschränkende Regeln setzen."
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"Zu weit entfernt von wettbewerbsfähigen Bedingungen"
Müller fordert einen grundlegenden Kurswechsel in Brüssel: "Die EU-Kommission muss einsehen, dass das Konzept der überbordenden Regulierung gescheitert ist." Erste Ansätze wie das Omnibus-Verfahren zum Bürokratieabbau seien zwar positiv, reichten aber nicht aus. "Alles, was Wachstum schafft, muss jetzt Priorität haben", so Müller.
Mit Blick auf den globalen Wettbewerb fordert sie mehr Unterstützung: "Die Europäische Union muss endlich die eigenen Hausaufgaben machen: Handelsabkommen, Rohstoffabkommen, Energiepreise, Steuern, Arbeitskosten – überall sind wir zu weit entfernt von wettbewerbsfähigen Bedingungen." Dies sei auch entscheidend, um Arbeitsplätze zu sichern und Investitionen in Europa zu halten.
Bleibt die IAA Mobility in München?
Zum dritten Mal findet die vom Verband der Automobilindustrie getragene IAA Mobility ab 8. September in München statt. Müller sieht das Konzept bestätigt: "Das Konzept ist aufgegangen – und wird von der Industrie und den Menschen mit großer Begeisterung aufgenommen." Neben der Präsentation neuer Technologien auf dem Messegelände will die Branche in der Innenstadt "die Menschen für die neue Mobilität begeistern". Dazu gehören auch Fahrrad-Parcours, Mikromobilitätslösungen, Angebote zum Ausprobieren und ein begleitendes Festival of Lights.
Ob München langfristig Standort der Messe bleibt, sei offen, aber Müller betont: "Wir hoffen, den Erfolgsweg der IAA in München weiter fortsetzen zu können. Die Besucher stimmen mit den Füßen ab – und sie haben in den vergangenen Jahren für München gestimmt."
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