Toyota drückt jetzt richtig auf die Tube in puncto Elektromobilität. Mit dem kompakten SUV C-HR+ bugsiert der Hersteller ein weiteres von inzwischen vielen elektrischen Modellen in Richtung Produktionsstart. ntv.de war mit Prototypen unterwegs.

Jetzt geht bei Toyota langsam so richtig die Post ab mit der Elektromobilität. Ein Modell nach dem anderen zeigt der japanische Konzern, und das, obwohl der Hersteller eigentlich eher dafür bekannt ist, konservativ zu agieren. Aber CO2-Vorgabe ist nun einmal CO2-Vorgabe. Die Frage ist nun, wie Toyota es schafft, Kunden davon zu überzeugen, lieber die batterieelektrische Offerte zu schnappen als den ansonsten bei den Japanern so beliebten Hybrid.

Die erste mögliche Live-Betrachtung des neuen SUV C-HR+ gibt Aufschluss darüber, wie das tatsächlich funktionieren könnte. Und bitte nicht von der Aufschrift "Prototype" irritieren lassen, die noch auf den Testwagen prangt - die Autos machen in Wirklichkeit bereits einen durchaus soliden Eindruck, obwohl es sich noch um einen frühen Stand handelt. Und insbesondere aus der Heckperspektive einen durchaus ästhetischen. Denn mit dem etwas rundlich designten Hinterteil punktet der 4,52 Meter lange Newcomer durchaus.

Vorn dagegen sorgt ein Hauch von Futurismus in Kombination mit Funktionalismus für Emotionen oder auch nicht. Die Seite dafür aber definitiv mit ihren muskulös wirkenden Sicken. Außerdem sieht man aus dieser Perspektive die interessante stufige Gürtellinie, vor allem bei schwarzer Kontrastlackierung des Dachs, das sanft ansteigt und sich wie eine Kuppel über den Wagen legt.

Innen eher konservativ

Weiterer Kontrast: Innenraum. Toyota kann einfach nicht aus seiner Haut - statt jung und hip gibt es eher gediegen und leicht konservativ. Aber immer solide und funktional. Jetzt mit zwei induktiven Ladeschalen gleich vor der Nase der Passagiere - praktischer geht es nicht.

Außerdem fällt der betont ausladende Touchscreen auf mit den riesigen Drehreglern für die Innenraumtemperatur mit kleinem Minidisplay in der Mitte, einst der Lexus-Architektur entliehen. Ein bisschen Gimmick muss genauso sein wie dieser Regler nebst guter alter physischer Taste, die im Bedienmix freilich enthalten ist. Und deutlich besser als früher bei Toyota gelingt jetzt die Beherrschung der Fahrassistenz. Keine fummelige Aktion mehr per Lenkradtaste, sondern nun im Menü simpler zu steuern.

Aber wie fährt der mit zarter Ambientebeleuchtung ausgerüstete C-HR+ überhaupt? Die erste Tour erfolgt im 343 PS starken Allradler. Und das ist schon eine ganz andere Nummer als die bisherige C-HR-Hybrid-Attitüde. Kein zähes Verharren der Benziner-Drehzahl oben bei mäßiger Beschleunigung. Stattdessen wuchtige Beschleunigung bei im Gegenzug quasi nicht vorhandener Geräuschkulisse. Wobei der Stromer gar nicht aggressiv wirkt, sondern einfach nur machtvoll. Das bestätigt natürlich auch der werksangegebene Beschleunigungswert von 5,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

Fährt solide

Doch Fahrverhalten ist mehr als schiere Längsdynamik. Was soll man sagen, der Gesamteindruck des C-HR+ ist ein unspektakulärer mit Tendenz zum komfortablen Abrollen. Klar, dass die Techniker dem Vertreter der global eingesetzten e-TNGA-Plattform einen europäischen Anstrich gegeben haben qua Setup. So fühlt sich die E-Servolenkung leichtgängig, aber nicht synthetisch an mit hinreichender Rückmeldung. Und der akkubedingt tiefe Schwerpunkt verhilft dem 4x4 zu solidem Fahrgefühl in der Kehre. Runde Sache.

Auf dem Weg zurück zum Ausgangsort möchte ich aber noch die andere, effizientere Version mit nur einer angetriebenen Achse ausprobieren. Und zwar die mit der analog zum Allradler großen Batterie von 77 kWh und etwas über 400 Kilometern Reichweite. Bei gut 80 Prozent State of Charge zeigt der Bordrechner des Fronttrieblers tatsächlich rund 100 Kilometer mehr an als jener der Performance-Maschine.

Und klar, so viel Schmackes wie das Muskelpaket hat die schwächere Version nicht, das merkt man beim kurzen Zwischensprint sofort. Aber unsouverän? Ist anders. Immerhin wüten da auch noch wilde 224 Pferde an den Vorderreifen, das sollte reichen. Ob die deutlich effizienter laufende Ausführung mit reichlich Stromreserven an Bord wirklich die versprochenen 609 Kilometer erreicht, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt noch herausstellen müssen.

Beim Laden bitte noch eine Schippe drauf

Vielleicht müsste Toyota mittelfristig eine Schippe beim Ladegeschehen darauflegen, denn 150 kW Ladeleistung ist zwar kein Wert, den Wettbewerber zum aktuellen Zeitpunkt reihenweise überbieten würden, aber eben auch keiner, der Elektroskeptiker motivieren würde, umzusteigen. Dennoch sollte das Gefährt mit der großen Batterie selbst längere Reisen entspannt bestreiten können bei überschaubaren Ladeaufenthalten von knapp unter 30 Minuten. Und eine manuelle Batteriekonditionierung erlaubt eine gewisse Flexibilität.

Toyota verspricht, dass die Akkuheizung sogar bei minus zehn Grad Celsius noch für Ladezeiten von nicht mehr als einer halben Stunde bürgt. Ob das stimmt, müsste ein späterer Test in der Praxis klären.

Ebenso, wie sich die Sitze so anfühlen, wenn man mal ein paar Hundert Kilometer am Stück abspult. Das Platzangebot des C-HR+ geht jedenfalls in Ordnung, und selbst hinten passt die Kniefreiheit angesichts 2,75 Metern Radstand. Reichlich Platz für das Gepäck einer vierköpfigen Familie gibt es außerdem - 417 Liter Volumen bei voll verfügbarer zweiter Sitzreihe dürften langen.

Der preisliche Einstieg ist bei rund 40.000 Euro zu erwarten. Dann gibt es jedoch bloß 58 kWh Akkukapazität und 167 PS, langt für den Alltag. Bestellungen sind ab Dezember möglich, sodass die ersten Fahrzeuge im Frühjahr 2026 zu den Kunden rollen.

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