Auf der diesjährigen Deutschland-Tour beschworen die Eurogarant-Vorstände den Zusammenhalt zwischen Branchendienstleister und Werkstattnetzwerk. Gemeinsam gelte es, das profitable Ersatzteilgeschäft zu sichern.

Kurz vor Advent 2025 war es so weit: Die Eurogarant Deutschland-Tour wurde volljährig. Seit mittlerweile 18 Jahren zieht die AG auf zehn Terminen quer durch die Republik und stellt sich den Fragen der Aktionäre und Werkstattinhaber. Drei Stunden lang redet die Vorstandschaft Klartext und liefert zeitgleich Antworten und Lösungen für die aktuell herausforderndsten Probleme der Instandsetzungsbranche.

Unsere Redaktion begleitete den Termin im bayerischen Reichertshofen in der Nähe von Ingolstadt. Dort fiel allen Anwesenden auf den ersten Blick ein echtes Novum ins Auge, denn zu den üblichen drei Pro­tagonisten auf der Bühne hatte sich ein vierter Hauptdarsteller gesellt: Neben dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Thorsten Fiedler und seinen langjährigen Kollegen Peter Börner und Guido Kalter war zum ersten Mal auch Sebastian Kaiser mit von der Partie. Dieser wird die Eurogarant-Spitze ab 1. Januar 2026 für sechs Monate erweitern, ehe Thorsten Fiedler dann zum 30. Juni kommenden Jahres in den Ruhestand geht. Anstelle eines Vorstandsvorsitzenden werden die drei Vorstandsmitglieder künftig gleichberechtigt entscheiden. Sebastian Kaiser soll vorrangig die Bereiche Finanzen und Personal verantworten (wir berichteten).

Leistung statt Preisdumping

Den Auftakt zu einem einmal mehr informativen und unterhaltsamen Abend machte Guido Kalter, der mit Informationen zu seinem Spezialgebiet Schadenmanagement startete. Nach sehr guten Zahlen 2024 konnte man das Niveau im laufenden Geschäftsjahr halten, da der Verlust der BASF-Tochter repairFix by motum durch neue Partnerschaften ausgeglichen werden konnte. Statt auf eine reine Preisstrategie bei der Kundengewinnung zu setzen, lege man bei der Eurogarant eher Wert auf überzeugende Services wie das Mietwagenmodell oder digitale Tools.

Für die nahe Zukunft versprach Kalter den Werkstätten eine neue App mit einer verbesserten Bilderkennung zur Einlesung von Fahrzeugscheinen und Ersteinschätzung des Schadenbildes, vollelektronische Auftragsvergabe für alle Eurogarant-Werkstätten und ein Werkstattportal mit Livestatus zu allen Aufträgen über die AG.

Ebenfalls mit seinem Paradethema stieg Peter Börner ein und beschäftigte sich mit Ersatzteilen. Obwohl sich der Absatz weiterhin positiv entwickle, sei das Plus im letzten Jahr zu gering gegenüber dem Markt, monierte der AG-Chef und erklärte auch gleich warum: "ZKF und BVdP hat oft genug vorgerechnet, dass an der Arbeitszeit kaum mehr Geld zu verdienen ist. Das Lackmaterial müssen wir bei manchen Versicherungen selbst mitbringen. Der komplette Instandsetzungmarkt konsolidiert sich mehr und mehr und die wichtigste Marge, die Euch und uns noch bleibt liegt in den Ersatzteilen.“

Umso wichtiger sei es, rief er den anwesenden Betriebsinhabern und Aktionären zu, bei der Teilebestellung die Frontlinien möglichst geschlossen zu halten. Ärger mit einem einzelnen Lieferanten sei jedenfalls kein Grund, dem kompletten System den Rücken zu kehren, verdeutlichte Börner: "Wir haben 52 Lieferanten, die 92 Marken abdecken. Für jeden Hersteller bieten wir den Werkstätten also mindestens eine Alternative. Bitte nutzt diese und stärkt damit die Gemeinschaft."

Risiko neues BGH-Urteil

Eine echte Warnung musste Guido Kalter im nächsten Rechtsblock an die Unternehmer im Publikum aussprechen. Mit der Rechtssprechung zu überhöhten Werkstattrechnungen im Rücken versuchten aktuell manche Kfz-Versicherungen im Haftpflichtfall, Reparaturwerkstätten mit Rückforderungen zu konfrontieren, nachdem alle Ansprüche des Kunden befriedigt worden seien. „Da wir als Eurogarant im Auftrag des Geschädigten handeln und in seinem Namen den Schaden in Euren Betrieb steuern, sind wir außen vor und können nicht mehr für Euch kämpfen. Der einzige, der das tun kann, ist künftig Euer eigener Rechtsanwalt“, mahnte der AG-Vorstand sein Auditorium. Flattere dem Betrieb ein entsprechendes Schreiben ins Haus, müsse man vor allem schnell sein, so Kalter: "Es gilt eine Einspruchsfrist von 14 Tagen. Lasst Ihr diese ungenutzt verstreichen, hat die Versicherung einen Rechtstitel erwirkt, den sie ohne Probleme durchsetzen kann und auch wird.“

Bestellungen bei allen Börsen

Um das Thema digitaler Teilebezug ging es im nächsten Redebeitrag von Peter Börner. Der ZKF-Ehrenpräsident erinnerte daran, dass die Eurogarant AutoService AG zu ihren Gründungszeiten selbst Disruption betrieben habe: "Wir haben uns zwischen die Ersatzteillieferanten und die Reparaturwerkstätten gestellt und im Namen der Betriebe verhandelt, als es um Konditionen, Lieferqualität und Beschaffungsquoten ging.“ Heute befinde man sich in einer ähnlich bewegten Phase, so der AG-Vorstand. Immerhin fünf digitale Teilebörsen seien aktuell schon am Markt oder würden diesen in Kürze betreten: Partslift, Partslink24, die von der HUK-Coburg definierte helloparts und die beiden großen Teilehändler Emil Frey Teilewelt und OTS. "Unser Ziel war es, zu dieser Deutschland-Tour sicherzustellen, dass bei all diesen Anbietern eine Eurogarant-Bestellung möglich ist und das haben wir geschafft“, freute sich Börner.

Auch künftig sei die AG in der Lage, in nahezu 90 Prozent der vermittelten Schäden Teileaufschläge zu ermöglichen, "was ein Beispiel für die Betriebe und alle Vermittler von Unfallschäden an die Werkstätten sein sollte.“

Konditionen weiter verbessert

Ins selbe Horn stieß sein Vorstandsvorsitzender Thorsten Fiedler, der noch einmal an seine eingehaltenen Versprechen aus dem Vorjahr erinnerte: "Ich habe an dieser Stelle 2024 angekündigt, dass in den meisten Fällen der mittlere DEKRA-Stundenverrechnungssatz zur Anwendung gebracht werden kann, dass wir, wie eben schon gehört, Teileaufschläge und Energiekostenpauschalen bezahlen.“ Da die Eurogarant mit dem Auftrag gegründet worden sei, ihren Betrieben betriebswirtschaftliche Vorteile zu ermöglichen, tue man dies weiterhin aus vollster Überzeugung, so Fiedler weiter, aber: "Ich appelliere an Euch, haltet Euren Teil der Vereinbarung ein und bestellt die Ersatzteile für Eurogarant-Aufträge nicht bei unseren Mitbewerbern.“ Denn im Gegensatz zu den Marktbegleitern werde die AG auch im kommenden Jahr die Stundenverrechnungssätze für Karosseriearbeiten, Lackierung, Hagel und Mechanik automatisch um weitere sechs Euro anheben, und das "ohne anstrengende Preisverhandlungen.“

Alleskönner numinos

Peter Börner informierte über den aktuellen Stand beim Betriebssystem numinos und konnte mit knapp 440 Installationen, über 2.600 angemeldeten Usern und rund 35.000 Kachelaufrufen in 2025 beeindruckende Zahlen präsentieren. Ganz nach individuellem Anforderungsprofil des Benutzers sei die Software in der Lage, zwei oder 200 Funktionen auf den Bildschirm zu bringen – von Kennzahlen des Betriebs über Herstellertechnikportale und verschiedene Webshops bis hin zum Eurogarant Helpdesk.

Ganz neu sei die Partslift-Ersatzteilabfrage. Ohne einen Auftrag zu eröffnen sei der Benutzer in der Lage, nur über die ET-Nummer in Echtzeit die Teilebeschreibung, Preis und Verfügbarkeit abzufragen. Auch die aktuellen Fahrzeugbestände des Betriebes sind abrufbar und in den nächsten Monaten kommt der Dialog zu den vermittelten Schäden samt Status- und Bearbeitungsabfrage hinzu.

Feuertaufe gut bestanden

Das neue Vorstandsmitglied in spe Sebastian Kaiser absolvierte anschließend seinen ersten Auftritt bei der Deutschland-Tour souverän. Der 46-jährige gelernte Wirtschaftsprüfer präsentierte die Zahlen der ersten neun Monate des zu Ende gehenden Geschäftsjahres und konnte dabei die Ausführungen seiner Co-Vorstände untermauern. Während sich das Schadenmanagement weiterhin blendend entwickelt, zeigt das Ersatzteil-Geschäft aktuell – vor allem kombiniert mit den aktuellen Preissteigerungen bei Originalkomponenten – einen Rückgang im Vergleich zu 2024.

Insgesamt erwartet Kaiser die Eurogarant AutoService AG für das Jahr 2025 jedoch auf Vorjahresniveau mit der Chance auf eine Umsatzsteigerung in einer Größenordnung von rund 10 Millionen Euro. Erfreulich sei auch das durchschnittlich jährliche Wachstum, das die AG seit der Corona-Krise hingelegt habe und das die Jahre vor der Pandemie deutlich übertreffe.

Ein Update zum Glasgeschäft gab es von Guido Kalter. Der AG-Vorstand räumte ein, dass der Weg zum "Werkstattnetz mit minimalem Administrationsaufwand für Euch Betriebe“ länger sei als ursprünglich geplant. Nichtsdestotrotz habe man hinter den Kulissen in Friedberg weiter an dem Thema gearbeitet und bedeutende Fortschritte gemacht. So sei man aktuell an einem Punkt, an dem Glasschadenaufträge per App vergeben werden könnten: Kunden- und Fahrzeugdaten werden an die Werkstatt übertragen, der Betrieb kann in seinem Kalkulationssystem die benötigte Scheibe auswählen, und alle wichtigen Faktoren werden automatisch berücksichtigt. Aktuell sei man auf der Suche nach Pilotpartnern, um das Thema eingehend zu testen, bevor man damit in die Breite gehe, so Kalter. 

Sie stellen ab 1. Januar den zum ersten Mal in der knapp 30-jährigen Geschichte der AG vierköpfigen Eurogarant-Vorstand (v.l.): Peter Börner, Thorsten Fiedler, Sebastian Kaiser und Guido Kalter. © Foto: Walter K. Pfauntsch
Seit 18 Jahren garantiert die Eurogarant Deutschland-Tour bundesweit für volle Veranstaltungssäle. © Foto: Walter K. Pfauntsch
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