In der Automobilindustrie werden derzeit zahlreiche Kostenprogramme geschnürt, Stellen abgebaut und Ausbildungsplätze gekürzt. Das Kfz-Gewerbe in Baden-Württemberg schlägt einen deutlich anderen Kurs ein: Die Branche investiert – entgegen dem Trend – gezielt in den Nachwuchs und will mit der neuen Kampagne "10.000 plus – holen, halten, herausfordern" ein Zeichen gegen den Fachkräftemangel setzen.
Für Verbandsgeschäftsführer Carsten Beuß ist dieser Weg alternativlos. "Elektromobilität, Teilautomatisierung durch Assistenzsysteme, vernetzte Fahrzeuge – die Transformation des Autos wird in den Werkstätten umgesetzt", sagte er am Donnerstag in Stuttgart. Wer heute bei Ausbildung spare, gefährde "die Zukunftsfähigkeit des gesamten Automobilstandorts".
Mit 2.739 neuen Ausbildungsverträgen zum Kfz-Mechatroniker verzeichneten die Autohäuser und Werkstätten im Südwesten 2024 ein sattes Plus von 7,7 Prozent. Damit liegt das Land nicht nur über dem Bundestrend, sondern erreicht nahezu die Marke von 10.000 Auszubildenden.
Bundesweit top bei der Ausbildungsquote
Auch diese Zahlen stützen die Offensive: Baden-Württembergs Kfz-Betriebe haben mit 51 Prozent die höchste Ausbildungsbetriebsquote bundesweit – und zugleich die niedrigste Quote unbesetzter Lehrstellen im Handwerk. Besonders gefragt sind Qualifikationen in der Hochvolttechnik, die für die Wartung und Reparatur von Elektrofahrzeugen längst zur Grundanforderung geworden sind.
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Die neue Kampagne des Landesverbands soll den Erfolg breiter abstützen. Neben Maßnahmen zur besseren Bindung und Entwicklung von Auszubildenden setzt der Verband besonders auf die Teilkampagne #SHE, die mehr Frauen für technische Berufe gewinnen will. Der Anteil der angehenden Kfz-Mechatronikerinnen liegt inzwischen bei 4,8 Prozent – mit wachsender Tendenz.
Politische Weichenstellungen gefordert
Beuß sieht die Branche damit in einer Vorreiterrolle: "Wir erleben gerade einen bemerkenswerten Kontrast: Während bei Herstellern Unsicherheit herrscht, zeigt sich das Handwerk als stabiler Partner der Transformation." Von der Landespolitik fordert der Verband nun Rückenwind – etwa durch eine Verdoppelung der Meisterprämie nach bayerischem Vorbild und eine bessere Ausstattung der beruflichen Bildung.
Der "Dreiklang für die Berufsbildung" solle wohnortnahe Beschulung, moderne Technik sowie finanzielle Gleichstellung zwischen beruflicher und akademischer Bildung sichern. Die Weichen müssten jetzt gestellt werden, damit der Fachkräftemangel nicht erst dann bekämpft werde, wenn er den Standort bereits ausbremse, betonte Beuß.
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