MG ist mittlerweile der Spezialist für preiswerte Mobilität aller Art. Der Kleinwagen mit der schlichten Bezeichnung "3" zeigt das einmal mehr. Als Hybrid mit komplexem Antriebsstrang ist er auch noch souverän. Und ein kleines Kuriosum gibt es.
Zugegeben, ein Aufreger ist der MG mit der einfachen Bezeichnung "3" jetzt nicht gerade. Und dafür, dass der Kleinwagen gerade mal ein Jahr auf dem Markt weilt, also taufrisch ist, hätte man sich sein Design ein bisschen aufregender vorgestellt. Aber aufregen? Möchte der Einsteiger-MG womöglich gar nicht. Eher für kleines Geld solide Mobilität abliefern. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und dabei vielleicht eher konservative Kundschaft abgreifen.
Andererseits: Auch Volkswagen bietet seinen Polo bereits ab 19.835 Euro feil, da erscheinen dann die 17.900 Euro für den MG3 schon wieder nicht mehr so günstig. Allerdings startet der hier besprochene Hybrid bei 19.900 Euro und bietet dafür satte 195 PS Systemleistung, das ist schon ein Wort, oder? Zumal der Aufpreis für Automatik (die hier inklusive ist) und rund 80 PS Mehrleistung ziemlich gerecht anmutet.
Zweifellos, aber an dieser Stelle muss ich relativieren. Dieser Leistungswert ist schön für den Stammtisch, aber wie ein 200-PS-Auto wirkt der 4,11 Meter lange Fronttriebler irgendwie nicht, wenngleich er angeblich binnen acht Sekunden auf 100 Sachen sprinten soll. Doch dazu später mehr. Erst einmal einsteigen, ankommen und den Innenraum in Augenschein nehmen. Und das hier Gebotene passt zum Äußeren; der Innenraum wirkt solide, aber schnörkellos. Es gibt keine Design-Verausgabungen, kein überbordendes Infotainment - schlicht - kein Schnickschnack.
Wobei, doch, ein bisschen. Das unten flach gehaltene Lederlenkrad fällt auf, passt aber nicht so recht in die Landschaft, und eine Ziernaht im Bereich der ledernen Armaturentafel zieht ebenfalls Blicke auf sich. Eine Handvoll leicht zu klobig geratener Drucktasten ergänzen die Menü-Bedienung, doch dieser MG macht einen ehrlichen, aber keinen überkandidelten Eindruck. Unsympathisch ist das mitnichten.
Ein bisschen mehr Gepäckraum bitte
Und auch der Rest passt. Einfach gehaltene, aber keineswegs unkomfortable Stühle tun ihren Job. Das Platzangebot fällt segmentgerecht zugemessen aus, selbst hinten sitzt es sich okay bei nicht allzu zu knapper Beinfreiheit.
Verreisen im MG3? Kein Problem. Wenn es vier Personen sein sollen auf ausgedehnter Urlaubsfahrt, nimmt man vielleicht besser weiche Taschen statt sperriger Hartschalenkoffer mit - hier ist angesichts unter 300 Litern Gepäckraumvolumen ein Limit gesetzt. Kleiner Tipp an MG: Hier bietet mancher Wettbewerber durchaus deutlich über 300 Liter. Dennoch kann man mit diesem Kofferraum leben.
Beim Antriebskapitel spielt sich der kleine MG dann durchaus nach vorn, überrascht sogar ein bisschen - in vielerlei Hinsicht. Zunächst muss ich beim Lesen des Datenblatts ein wenig schmunzeln. Da steht tatsächlich etwas von einer Dreigang-Wandlerautomatik. Zeitreise in die 1970er-Jahre? Und der technischen Zeichnung kann man entnehmen, dass da tatsächlich ein klassisches Planetengetriebe am Werk ist. Aber gut, die in diesem Fall naturgemäß großen Übersetzungssprünge fängt das drehmomentstarke Elektrotriebwerk wieder auf mit 136 PS und vor allem 250 Newtonmetern von der ersten Umdrehung an (hält bis 3400 Touren an). Der 1,5 Liter große Vierzylinder gibt hingegen bloß 102 PS sowie 128 Newtonmeter ab.
Und jetzt wird es etwas differenzierter. Im Überland- und Stadtverkehr (wo ein MG3 wohl auch vorwiegend eingesetzt werden dürfte) funktioniert dieser Antrieb wirklich gut. Der 1,3-Tonner fährt geschmeidig an und besticht durch samtige Übergänge. Auch betriebsstrategisch harmonieren die beiden Maschinen gut, es gibt keine Ruckelei im Strang.
Der MG3 spendet ein Quäntchen Komfort
Fährt man allerdings eine zügigere Runde auf der Autobahn, gewinnt der Benziner unweigerlich die Oberhand - weil die Akkukapazität mit knapp zwei kWh auch begrenzt ist und das Elektroaggregrat kaum nachhaltig speisen kann. Und dann wird es zäher, weil der zwar effiziente (Atkinson-Zyklus), aber hubraumschwache Sauger nicht endlos kräftig ist. Und so kommt es, dass an längeren Autobahnsteigungen auch mal zurückgeschaltet werden und hochgedreht muss - dann dann wird der Otto brummig. Fair enough. Wer technisch interessiert ist, kann den Kraftfluss schön auf dem Zentraldisplay verfolgen und sich daran erfreuen. Und währenddessen gleitet der Kleinwagen für seine Klasse recht geschmeidig über lange Bodenwellen, um einen gewissen Grundkomfort sicherzustellen.
Apropos Komfort. Selbst die Standard-Variante verfügt serienmäßig über eine bestimmte Komfortausstattung, zu der Features wie Parkpiepser, Rückfahrkamera und sogar Tempomat mit automatischer Abstandsregelung zählen. Darüber hinaus gibt es ein integriertes Navigationssystem plus Smartphone-Integration - was möchte man mehr? Wissen sollte die Kundschaft vielleicht, dass es für den Basispreis bloß Halogenscheinwerfer gibt. Sicherlich ein Minuspunkt für Nutzer mit häufigen Nachtfahrten auf dem Land. Das Topmodell wartet immerhin mit LED-Frontscheinwerfern auf.
Wer den Hybrid wählt, bekommt außerdem ein recht genügsames Fahrzeug. Eine Vier vor dem Komma ist möglich, was auch der gemittelten WLTP-Wert bestätigt. Hier weist das Werk 4,4 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer aus.
Datenblatt MG3 Hybrid+
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) |
4,11 / 1,80 / 1,50 m |
Radstand |
2,57 m |
Leergewicht |
1285 kg |
Sitzplätze |
5 |
Kofferraumvolumen |
241 bis 983 Liter |
Motorart |
1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (Atkinson-Zyklus) |
Getriebe |
3-Gang-Automatikgetriebe |
Leistung, Verbrenner |
102 PS (75 kW) bei 6000 U/min |
Leistung, Elektromotor |
136 PS (100 kW) |
Leistung, System |
195 PS (143 kW) |
max. Drehmoment (Verbrenner) |
128 Nm bei 4500 U/min |
max. Drehmoment (Elektromaschine) |
250 Nm bei 0 bis 3400 U/min |
Kraftstoffart |
Benzin |
Antrieb |
Vorderradantrieb |
Beschleunigung 0-100 km/h |
8,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit |
170 km/h |
Tankvolumen |
36 Liter |
Benzinverbrauch (kombiniert) |
4,4 Liter (WLTP) |
CO₂-Emission kombiniert |
100 g/km (WLTP) |
Grundpreis |
Ab 19.900 Euro |
Fazit: Der MG3 Hybrid+, wie er in korrekter Bezeichnung heißt, bietet einen günstigen Einstieg in die Neuwagenwelt. Mit der Hybrid-Variante gibt MG seinen Kunden die Möglichkeit, ein solide motorisiertes und gut ausgestattetes Fahrzeug für überschaubares Geld zu bekommen. Wer allerdings Wert auf ausgefallen designtes Blech und extravagante Interieurgestaltung legt, muss sich woanders umsehen - aber auch mehr bezahlen.
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