Nicht zuletzt dann, wenn neue Originalteile nicht sofort lieferbar oder ggf. gar nicht mehr verfügbar sind – wie bei Fahrzeugen aus dem Segment III+ bzw. bei Young- und Oldtimern –, kann mit gebrauchten Ersatzteilen eine fachgerechte Reparatur vergleichsweise schnell durchgeführt werden. Durch beide Reparaturmethoden – I vor E und Reparatur mit qualitativ hochwertigen Original-Gebrauchtteilen – werden nach dem Dafürhalten des BVdP "wertvolle Ressourcen geschont, Abfälle reduziert und die energieintensive Herstellung neuer Teile vermieden".

Im Gespräch mit AUTOHAUS erläutert BVdP-Geschäftsführer Michael Pinto die Hintergründe und Ziele des überraschend eindeutigen Vorstoßes für eine nachhaltige Reparatur von Unfallschäden:

Unfallreparatur ist auch minimalintensiv möglich!

AH: Herr Pinto, der BVdP hat mit eco-carrepair.de eine neue Landingpage gestartet. Was ist das Ziel des Portals?

M. Pinto: Mit eco-carrepair.de schaffen wir eine zentrale Anlaufstelle für alle Autofahrerenden, die sich für nachhaltige Reparaturen interessieren. Unser Ziel ist es, aufzuklären, Vorurteile abzubauen und zu zeigen, dass die Instandsetzung eine moderne, umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Alternative zum Teileaustausch darstellt – und in vielen Fällen sogar die bessere Wahl. Aus ökologischer Sicht ist die Instandsetzung meist ressourcen- und CO₂-schonender. Das bestätigen bereits Studien, unter anderem des Allianz Zentrums für Technik und des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Darüber hinaus bietet die Instandsetzung weitere Vorteile: Sie erhält Originaldichtnähte, Verklebungen und Schweißnähte. Gerade bei geschweißten Karosserieteilen ist sie oft der minimalinvasivste Eingriff in die Fahrzeugstruktur – und damit deutlich schonender und werterhaltender.

Ökologie und Ökonomie im Gleichklang

AH: Was erwartet die Besucherinnen und Besucher auf der Landingpage konkret?

M. Pinto: Sie finden dort verständlich aufbereitete Informationen, warum Reparieren oft sinnvoller ist als Ersetzen – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Es geht um das Erhalten statt Wegwerfen: Originalstruktur, Spaltmaße, Dichtnähte – all das bleibt bei der Instandsetzung meist erhalten. Vielen ist das nicht bewusst oder sie verbinden "Ausbeulen und Spachteln" mit minderer Qualität. Genau dieses Bild wollen wir korrigieren.

Klare Kundenkommunikation

AH: Welchen konkreten Nutzen hat die neue Landingpage für die Werkstätten?

M. Pinto: Der größte Mehrwert liegt in der Kundenkommunikation. Die Landingpage bietet den Werkstätten ein neutrales, verständlich aufbereitetes Informationsangebot, das sie gezielt einsetzen können – zum Beispiel, wenn ein Kunde skeptisch auf das Thema Instandsetzung reagiert. Statt selbst lange erklären zu müssen, können Werkstätten auf die Inhalte von eco-carrepair.de verweisen und damit fundiert zeigen: Eine fachgerechte Reparatur ist keine zweitklassige Lösung, sondern oft die bessere – sowohl technisch als auch ökologisch.

AH: Das heißt, die Seite ist mehr als reine Öffentlichkeitsarbeit?

M. Pinto: Ganz klar: ja. eco-carrepair.de ist ein praxisnahes Werkzeug für den Werkstattalltag. Es bietet professionelle und vertrauenswürdige Argumentationshilfen. Gleichzeitig schafft das Portal mehr Bewusstsein entlang der gesamten Reparaturkette – vom Autofahrer über den Versicherer bis hin zum Schadensteuerer. Wenn alle Beteiligten die Vorteile der Instandsetzung verstehen, profitiert am Ende die gesamte Branche.

Merkblätter-Argumentationshilfe

AH: Gibt es neben der Landingpage weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Werkstätten?

M. Pinto: Ja, die beiden neuen Merkblätter der DeKoLaKa – eines zur Schichtdicke und eines zur fachgerechten Reparatur – sind eine wertvolle Ergänzung. Besonders das Merkblatt "Fachgerechte Reparatur", an dem der BVdP maßgeblich mitgewirkt hat, liefert eine fundierte fachliche Grundlage für die objektive Bewertung der Reparaturqualität. Das bringt Klarheit im Werkstattalltag und erleichtert die Kommunikation mit Versicherungen, Gutachtern und Kunden. In Verbindung mit der Landingpage entsteht so ein praxisnahes Informationsangebot zur Förderung der Instandsetzung in der Praxis.

Wann Gebrauchtteile helfen (können)

AH: Auch gebrauchte Ersatzteile spielen eine Rolle auf Ihrer Landingpage. Inwiefern?

M. Pinto: Richtig. Bei vielen Fahrzeugen ist es schlicht nicht sinnvoll, voll funktionsfähige Teile zu entsorgen. Gebrauchte Karosserieteile – fachgerecht geprüft – können helfen, schneller und nachhaltiger zu reparieren. Voraussetzung sind klare Qualitätsstandards, einfache Bestellprozesse und geeignete Rahmenbedingungen. Hierzu sind wir bereits in einer frühen Phase Mitte 2024 in den Austausch mit verschiedenen Akteuren eingestiegen und haben dabei auch die Werkstätten aktiv eingebunden. Denn letztlich sind sie es, für die die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Wenn diese stimmen, steht dem Einsatz gebrauchter Teile nichts im Wege.

Auch Auftraggeber profitieren

AH: Können auch Versicherer oder Schadensteuerer von eco-carrepair.de profitieren?

M. Pinto: Absolut. Das Portal eignet sich für alle, die mit Fahrzeugreparatur zu tun haben – also auch für Versicherer, Schadenmanager oder Flottenbetreiber. Es unterstützt dabei, nachhaltige Reparaturentscheidungen nachvollziehbar zu kommunizieren und Vertrauen bei Kundinnen und Kunden zu schaffen.

AH: Was sagen Sie Autofahrenden, die dennoch lieber ein Neuteil möchten?

M. Pinto: Natürlich steht es jedem Fahrzeughalter frei, sich den Einbau eines Neuteils zu wünschen bzw. sich dafür zu entscheiden. Allerdings ist vielen nicht bekannt, dass die moderne Instandsetzung ein handwerklich anspruchsvolles Verfahren ist, das von qualifizierten Fachbetrieben unter Einhaltung der Herstellervorgaben durchgeführt wird. Viele Werkstätten unterstreichen die Qualität ihrer Arbeit durch umfassende Garantien. Ziel der Instandsetzung ist stets die fachgerechte Wiederherstellung des ursprünglichen Fahrzeugzustands – ohne Einbußen bei Qualität oder Sicherheit. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern oft auch wirtschaftlich sinnvoll.

"Geben Orientierung und fördern eine klare Reparaturkultur"

AH: Warum hat sich gerade der BVdP so intensiv dem Thema nachhaltige Reparatur gewidmet?

M. Pinto: Weil es Teil unserer Verantwortung als Branchenverband ist. Nachhaltigkeit ist eine gesellschaftliche Herausforderung, und wir wollen nicht nur darüber reden, sondern konkret handeln. Unsere Partnerwerkstätten stehen tagtäglich vor der Entscheidung: reparieren oder ersetzen? Wir geben ihnen mit der Landingpage und den Merkblättern Werkzeuge an die Hand, um fundiert, wirtschaftlich und im Sinne der Umwelt zu entscheiden. Als BVdP sehen wir uns ganz klar in der Rolle, Impulse zu setzen, Orientierung zu geben – und eine Reparaturkultur zu fördern, die Qualität, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit vereint.

AH: Herr Pinto, vielen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg mit eco-carrepair.de!

M. Pinto: Vielen Dank – ich freue mich über jede Besucherin und jeden Besucher. Ein Blick auf die Seite lohnt sich!

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