Der neue RZ 550e FSPort mit 408 PS krönt das überarbeitete Crossover-SUV von Lexus. Das E-Auto debütiert mit Steer-by-Wire-Lenkung und einem simulierten Schaltgetriebe; es bietet hohen Fahrkomfort und souveräne Fahrdynamik. Minuspunkte: mangelnde Rückmeldung im Lenkrad und die nur im Mittelfeld liegende Reichweite.
Nach gerade einmal zwei Jahren auf dem Markt hat Lexus sein Crossover-SUV RZ überarbeitet. Den Mittelklasse-Stromer der Toyota-Tochter gibt es ab Jahresende in drei Leistungsabstufungen. Das Einstiegsmodell RZ 350e kommt mit einem 167 kW/227 PS Frontmotor nebst Vorderradantrieb. Darüber rangieren der RZ 500e sowie der RZ 550e.
Beide verfügen über einen zusätzlichen, ebenfalls 167 kW/227 PS starken E-Motor an der Hinterachse - und ergo über Allradantrieb. Während der 500e mit 280 kW/380 PS Gesamtleistung auskommen muss, leistet der RZ 500e 300 kW/408 PS. Wir konnten die Topversion RZ 550e FSport im Süden Portugals Probe fahren.
Der erhält nicht nur die höchste Leistung, sondern auch Technologien, die das Fahrerlebnis deutlich verändern sollen. Rein äußerlich grenzt er sich durch sportliche Designelemente von seinen Schwestermodellen ab, doch die wahren Innovationen stecken unter seinem Blech. Lexus hat beim Antrieb, dem Fahrwerk und vor allem der Lenkung nachgelegt.
Spitzengeschwindigkeit fürs Auto-Quartett
Die beiden E-Motoren liegen auch beim Drehmoment gleichauf, liefern jeweils 269 Newtonmeter. Damit schiebt das Crossover-Modell kraftvoll an und erledigt den Sprint auf Landstraßentempo in nur 4,4 Sekunden. Bei 180 km/h regelt die Elektronik den Vortrieb ab. Über Sinn und Unsinn höherer Spitzengeschwindigkeiten lässt sich lange diskutieren. Fakt ist aber, dass sie - mit Ausnahme des deutschen Markts - international höchstens fürs Auto-Quartett relevant sind.
Die Antriebskraft verteilt die intelligente Allradsteuerung variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Beim Beschleunigen leitet das System die Kraft bevorzugt nach hinten, um Nickbewegungen - das Eintauchen in die hintere Federung - zu reduzieren. In Kurven passt es die Verteilung je nach Lenkwinkel und Geschwindigkeit an, was für ein agiles und zugleich stabiles Fahrverhalten sorgt. Auf den anspruchsvollen, teils engen und unebenen Straßen im Hinterland der portugiesischen Algarve vermittelt der RZ ein hohes Maß an Sicherheit und Kontrolle. Auch wenn bei 2135 Kilogramm Leergewicht dabei kein echtes Sportwagen-Fahrgefühl aufkommt.
Technisches Highlight: serienmäßige Steer-by-Wire-Lenkung
Das technische Highlight ist seine serienmäßige Steer-by-Wire-Lenkung. Hierbei entfällt die Lenksäule, die das Lenkrad mechanisch mit den Rädern verbindet. Stattdessen erfassen Sensoren die Lenkbewegungen des Fahrers am Yoke genannten, oben und unten abgeflachten Lenkrad. Ein Aktuator - also ein Stellmotor - überträgt diese elektrischen Signale als Lenkbefehle an die Vorderräder.
Dieses System ermöglicht eine variable Lenkübersetzung, die sich der Geschwindigkeit anpasst. Bei niedrigem Tempo, etwa beim Rangieren, genügen geringe Lenkradeinschläge, um die Vorderräder überproportional stark einschlagen zu lassen. Eine 200-Grad-Drehung von Anschlag zu Anschlag reicht aus; umständliches Übergreifen entfällt. Den letzten paar Grad Drehbewegung am Lenkrad verpasst das System einen richtigen Boost. Der benötigt etwas Eingewöhnungszeit, ist danach aber speziell beim Einparken hilfreich.
Ursprünglich hatten die Ingenieure in der Entwicklungsphase den Radius des Lenkrads sogar auf nur 150 Grad von ganz links nach ganz rechts programmiert. Das empfanden die ersten Testfahrer jedoch also so ungewöhnlich, dass der Radius für die Serienproduktion vergrößert wurde.
Bei hohem Tempo auf der Autobahn agiert die Lenkung weniger direkt, um keine ungewollten Richtungswechsel zu provozieren. Weil eine physische Verbindung fehlt, kommen unerwünschte Vibrationen, etwa beim Überfahren von Kanaldeckeln oder Schlaglöchern, nicht im Volant an. Das flache Yoke-Lenkrad verbessert zudem die Sicht auf das Instrumenten-Display und soll ein offeneres Raumgefühl schaffen.
Klassische Lenkung auch nicht optional zu haben
Auch wenn das im Toyota-Konzern entwickelte System ein spürbares Feedback über die Fahrbahn an den Fahrer zurückliefern soll: Sportlich ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer werden die ungefilterte Rückmeldung einer mechanischen Lenkung vermissen. Daher ist es unverständlich, warum ausgerechnet der fahrdynamische FSport nicht einmal optional mit einer klassischen Lenkung erhältlich sein wird.
Als Energiespeicher dient eine neue Lithium-Ionen-Batterie mit einer Nettokapazität von 72 kWh. Sie ermöglicht eine kombinierte WLTP-Reichweite von bis zu 450 Kilometern. Eine neue Vorkonditionierung bringt den Akku vor dem Ladevorgang auf die optimale Temperatur. Dadurch verkürzt sich die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent an einer DC-Schnellladesäule selbst bei kalten Außentemperaturen von minus zehn Grad Celsius auf rund 30 Minuten. Für das Laden an der Wallbox ist nun ein 22-kW-Bordladegerät Standard - das ist doppelt so viel Leistung wie bisher.
"Lexus Interactive Manual Drive"
Eine weitere technische Besonderheit des FSport ist das "Lexus Interactive Manual Drive". Über zwei Schaltwippen am Lenkrad, die außerhalb des Modus zum Regulieren der Rekuperationsstärke bestimmt sind, kann der Fahrer ein virtuelles Achtgang-Getriebe bedienen. Das System simuliert Schaltvorgänge durch angepasste Drehmomente, erzeugt über die Lautsprecher des Infotainmentsystems ein passendes Motorgeräusch und blendet sogar einen virtuellen Drehzahlmesser ein. Wer zu spät "hochschaltet", landet sogar in einem Drehzahlbegrenzer. Selbst eine kurze Zugkraftunterbrechung haben die Japaner beim simulierten Gangwechsel programmiert.
Technisch gesehen ist das ein völliger Anachronismus - simuliert das System doch ausgerechnet unvorteilhafte Antriebseigenschaften, die bei E-Antrieben entfallen. Lexus preist den Modus hingegen als besonders emotional an, soll er doch die Interaktion zwischen Mensch und Maschine steigern. In jedem Fall gilt: Wer dieses Erlebnis nicht braucht oder haben will, muss es gar nicht erst aktivieren.
Innen sportlich-dynamisch
Im Innenraum prägen sportliche Akzente das Bild. Die Sitze bieten guten Seitenhalt. Applikationen aus dem Wildleder-Imitat Ultrasuede mit blauen Ziernähten unterstreichen den dynamischen Anspruch. Auch die Karosseriesteifigkeit haben die Ingenieure durch zusätzliche Verstrebungen gezielt erhöht, was in Kombination mit dem neu abgestimmten Fahrwerk zu einem souveränen Handling beiträgt - ohne den für die Marke wichtigen Komfort zu beeinträchtigen.
Hinsichtlich der Preise für die modellgepflegten Varianten hält sich Lexus momentan noch bedeckt. Die Basispreise der auslaufenden Modellgeneration liegen in Deutschland zwischen 55.590 und 72.600 Euro.
Lexus RZ 550e FSport - technische Daten
- Fünftüriges, fünfsitziges Crossover-SUV der oberen Mittelklasse
- Länge: 4,81 Meter, Breite: 1,90 Meter (mit Außenspiegeln: 2,16 Meter), Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,85 Meter, Kofferraumvolumen: 522 - 1451 Liter
- E-Motoren mit 300 kW/408 PS, Drehmoment: 2 × 269 Nm (Systemdrehmoment: k.A.), 0-100 km/h: 4,4 s, Vmax: 180 km/h, Verbrauch: 18,4 kWh/100 km., Akkugröße: 72 kWh, Reichweite: 450 km (WLTP), Ladeleistung: 150 kW (DC), 22 kW (AC), Ladedauer: DC: 10-80 % in 30 Minuten, AC: 10-100 Prozent in 3:30 Std.
- Preis: k.A.
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