Auch Monate nach ihrer Einführung wird die elektronische Patientenakte kaum aktiv genutzt. Der Hausärzteverband zeigt sich ernüchtert - und sieht die Schuld hauptsächlich bei den Krankenkassen.

Angesichts der schleppenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) hat der Hausärzteverband eine bessere Aufklärung von Patientinnen und Patienten durch die Krankenkassen gefordert. "Der elektronischen Patientenakte für alle droht eine Bruchlandung. Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd", sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, der Rheinischen Post.

"Wenn die Verantwortlichen weiter machen wie bisher, dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern", fügte er hinzu. Für Patienten wäre das aus seiner Sicht eine schlechte Nachricht, "denn eine gut umgesetzte ePA hätte zweifellos das Potenzial, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen".

Komplizierte Registrierung, störanfällige Technik

"Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen", sagte er. Bislang hätten sich die Kassen darauf beschränkt, Briefe mit allgemeinen Informationen zu verschicken. Beier warf den Kassen vor, bei der Aufklärung ihrer Versicherten "die Hände in den Schoß" zu legen.

Weiter betonte er, dass die Patientenakte in ihrer aktuellen Form "schlichtweg nicht alltagstauglich" sei und verwies etwa auf einen komplizierten Registrierungsprozess und störanfällige Technik. Es vergehe kaum eine Woche, in der die Praxen keine Probleme mit dem Zugriff auf Patientenakte hätten, kritisierte er.

Bisher wenig aktive Nutzer

Millionen Versicherte nutzen ihre elektronische Patientenakte noch nicht für sich selbst, um Gesundheitsdaten anzusehen oder auch Inhalte zu sperren. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) sind elf Millionen E-Akten angelegt - aktiv nutzen sie aktuell 750.000 Versicherte, wie die größte gesetzliche Kasse am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitgeteilt hatte. Die Barmer hat nach eigenen Angaben 7,8 Millionen angelegte ePAs und etwa 250.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.

Zur ersten Verwendung der App muss man sich generell zunächst identifizieren und freischalten lassen. Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht.

Pläne für eine elektronische Patientenakte gibt es seit mehr als 20 Jahren, seit 2021 gibt es sie auf freiwilliger Basis. Nach einer mehrmonatigen Testphase wurde die Patientenakte dann im April bundesweit eingeführt. In der Akte ist die Krankengeschichte eines Patienten elektronisch gespeichert - von Behandlungen und Operationen über Vorsorgeuntersuchungen, Röntgenbilder bis zu verschriebenen Medikamenten.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.