Ein Zug ist im baden-württembergischen Kreis Biberach entgleist. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben. Weitere Reisende wurden nach Angaben der Polizei schwer verletzt.
Bei einem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind laut Feuerwehr auch der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Zudem gehen die Einsatzkräfte von rund 50 Verletzten aus. 25 davon seien schwer verletzt.
Die Regionalbahn entgleiste gegen 18:10 Uhr rund 45 Kilometer entfernt von Ulm bei Riedlingen im Kreis Biberach. Zuvor hatte es dort ein Unwetter gegeben. In dem Zug waren nach ersten Erkenntnissen der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress der Linie RE 55 war auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm.
Die Waggons sind teils ineinander gerutscht und liegen in der Böschung. "Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren", sagte Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Zug mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war.
Tim Kukral, SWR, zum Stand der Ermittlungen nach Zugunglück in Baden-Württemberg
tagesschau24, 27.07.2025 22:10 UhrErmittler untersuchen, ob Erdrutsch die Ursache war
Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Vor Ort waren Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittlungen. Wie lange die Ermittlungen vor Ort noch dauern, sei nicht absehbar, so der Sprecher.
Was den Unfall ausgelöst hat, war zunächst unklar. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol. Ob der Unfall damit im Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt. Ein möglicher Zusammenhang werde geprüft, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm.
Ermittler untersuchen zudem, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück sein könnte. "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutschunfall ursächlich gewesen ist", sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Sonntagabend am Unfallort. Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.

Ermittler untersuchen jetzt, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück sein könnte.
Verwüstung entlang der Gleise
Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst auf den entgleisten Waggons arbeiteten, um sich Zugang zu den Fahrgästen zu verschaffen. Einige Waggons sind aufgerissen. Zudem ist lautes Geschrei zu hören. Auf den Aufnahmen sind mehrere entgleiste Waggons eines gelb-weißen Zuges zu sehen, mindestens einer ist umgestürzt. Zu sehen sind außerdem umgestürzte Bäume am Unfallort. Fotos zeigen abgebrochene Äste, auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.
Am späten Abend bereiteten die Einsatzkräfte die Bergung des Zuges vor. Es seien alle Verletzten versorgt worden, sagte die Kreisbrandmeisterin Ziller. Man schaue nun gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk, dass man die Bergung der Waggons vorantreibe.
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
Ministerpräsident Kretschmann zeigt sich betroffen
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Sonntagabend auf der Plattform X: "Das Zugunglück im Kreis Biberach bestürzt mich." Er fügte hinzu: "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus." Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich erschüttert. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer. Allen Verletzten wünsche ich eine rasche und vollständige Genesung", sagte Kretschmann einer Mitteilung zufolge.
Noch sei das gesamte Ausmaß des Unglücks nicht vollständig absehbar. Man werde aber alles tun, um die Rettungskräfte zu unterstützen und die Ursachen des Unglücks umfassend aufzuklären, versprach der Ministerpräsident. "Ich danke allen Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern, die sich mit unermüdlichem Einsatz um die Versorgung der Betroffenen kümmern."
Bahnchef und Spitzenpolitiker angekündigt
Bahnchef Richard Lutz kündigte an, am Montagmorgen nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Kretschmann und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.
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