Nach Verlusten bei den Wahlen und dem Wechsel an der Parteispitze gibt es bei den Grünen nach wie vor Gesprächsbedarf. Parteichef Banaszak erklärt im ARD-Sommerinterview, wie er die Zukunft der Partei im Osten sieht.
Der Co-Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Felix Banaszak, hat eingeräumt, dass die Grünen wieder stärker gesamtdeutsch denken müssen. Es gehe für die Grünen nicht darum, bei den anstehenden Landtagswahlen im Osten 20 Prozent zu erreichen, sondern darum, "überhaupt wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen."
Hierfür fordert Banaszak, der diese Woche im Rahmen seiner Sommertour in den neuen Bundesländern unterwegs war, alle Grünen-Bundestagsabgeordneten zu einer "Präsenzoffensive im Osten" auf: "Das bedeutet, alle Bundestagsabgeordneten sind aufgerufen, ihre Wahlkreisarbeit auch mit in den Osten zu verlegen." Er selbst werde hierfür nach der Sommerpause ein Regionalbüro in Brandenburg an der Havel aufmachen. "Wir geben den Osten nicht auf - und wir kämpfen darum, dass der Osten uns nicht aufgibt", so Banaszak.
Vorwürfe gegen die Bundesregierung
Beim Haushalt 2026 erhebt Banaszak schwere Vorwürfe gegenüber der neuen Bundesregierung. "Deutschland muss mehr investieren - 65 Prozent Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr bei der Deutschen Bahn kann doch niemand zufriedenstellen, wir müssen mehr investieren in Schulen und Kitas - dafür das Geld bereitzustellen, das war richtig. Und ich kritisiere in aller Härte, mit welchen Tricksereien und Täuschungen Lars Klingbeil und Friedrich Merz jetzt diese Chance nutzen."
Eine gerichtliche Überprüfung des Haushalts will Banaszak nicht ausschließen: Man werde im Laufe der Haushaltsberatungen sehen, "inwiefern das auch sozusagen von einem Gericht überprüft werden muss". Das, was die Regierung mache, sei nicht nur, "die Grünen zu veräppeln, sondern eigentlich auch der nächste Wortbruch gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern."
Causa Gelbhaar
In der Causa Stefan Gelbhaar räumt Banaszak Fehler ein, lehnt eine Entschuldigung aber ab. "Hier sind in ganz viele Richtungen Fehler passiert, für die wir die Verantwortung übernehmen. Und Menschen ist Unrecht getan worden, Stefan Gelbhaar ist Unrecht getan worden, aber auch anderen meldenden Personen."
Die ARD-Sommerinterviews finden traditionell im Freien und mit Blick auf den Bundestag statt. Am 20. Juli war es bei dem Interview mit der AfD-Vorsitzenden Weidel zu einer lautstarken Protestaktion gekommen: Eine Demonstration am anderen Spreeufer mit Trillerpfeifen, Hupen und lauter Musik mit Anti-AfD-Slogans war in der Übertragung zu hören. Hinter der Aktion stand nach eigenen Angaben das Zentrum für Politische Schönheit. Die Polizei beendete die nicht angemeldete Aktion.
Die ARD hatte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, um ein störungsfreies Interview führen zu können.
Termine für die nächsten ARD-Sommerinterviews 10. August: Bärbel Bas (SPD)17. August 2025: Jan van Aken (Die Linke)
24. August 2025: Markus Söder (CSU)
Die ARD-Sommerinterviews werden ab 13. Juli immer sonntags, 18:00 Uhr, auf dem Sendeplatz des Bericht aus Berlin im Ersten ausgestrahlt. In den Social-Media-Kanälen der tagesschau ist ein interaktives Format mit Community-Fragen geplant.
Das gesamte ARD-Sommerinterview mit Felix Banaszak sehen Sie um 18 Uhr im Ersten.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.