Zuletzt hat die Corona-Pandemie deutlich gemacht, wie dringend medizinisches Personal in Deutschland gebraucht wird. Die Bundesregierung will nun den Pflegeberuf attraktiver machen: Pflegekräfte sollen mehr Kompetenzen bekommen.

Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die dringend benötigten Pflegeberufe attraktiver werden: Pflegerinnen und Pfleger sollen dafür künftig mehr Kompetenzen bekommen und Aufgaben übernehmen, die bislang Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind - etwa beim Versorgen von Wunden, bei Diabetes und Demenz. Dabei sollen sie nicht auf ärztliche Weisungen angewiesen sein, so Gesundheitsministerin Nina Warken bei der Vorstellung der Pläne im Bundestag.

Zudem sollen Pflegekräfte von "vermeidbarer Bürokratie" entlastet werden - etwa, indem Dokumentationen für Qualitätsprüfungen auf ein notwendiges Maß begrenzt werden. "Jede Minute, die sich eine Pflegekraft nicht mit Formularen beschäftigt, ist eine gewonnene Minute für die pflegebedürftigen Menschen", sagte Warken.

Außerdem will die Bundesregierung eine bundeseinheitliche Pflegefachassistenzausbildung einführen. Dafür gibt es laut Warken bisher in den Ländern einen Flickenteppich mit 27 verschiedenen Vorgaben. Über die Pläne beraten nun zunächst die Ausschüsse im Parlament. Entwickelt worden waren die beiden Gesetzesvorlagen bereits von der vorherigen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP.

Pflegekräfte dringend benötigt

Die Prognosen sprechen für sich: Laut Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen bis 2055 auf bis zu 8,2 Millionen wachsen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat 2024 einen Bedarf von 150.000 zusätzlichen Pflegekräften für 2040 prognostiziert.

Der Deutsche Pflegerat lobte die Vorhaben. Damit werde der Pflegeberuf als eigenständiger Heilberuf erstmalig fest in der Gesundheitsversorgung verankert, sagte Präsidentin Christine Vogler. Allerdings kommt es nun darauf an, wie genau die Befugnisse definiert werden. Das Deutsche Rote Kreuz kritisiert, dass das Gesetz so eng gefasst sei, dass nur die zwei Prozent der Pflegekräfte profitierten, die ein Pflegestudium absolviert hätten.

Ärzteorganisationen sehen die erweiterten Kompetenzen dagegen mit Skepsis: Einerseits könnten etwa Hausärzte künftig durch gut qualifizierte Pflegekräfte entlastet werden. Zugleich warnt die Bundesärztekammer aber davor, bei der Ausweitung heilkundlicher Tätigkeiten ärztliche Kernkompetenzen anzugreifen.

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