Viele Lehrkräfte greifen inzwischen auf KI-Plattformen zurück, um ihren Unterricht vorzubereiten. So lässt sich Zeit sparen. Die Länder nutzen bisher unterschiedliche Angebote, aber bald soll es eine gemeinsame Lösung geben.

Jaqueline Semper-Jost ist ein bisschen genervt. Denn das Internet hängt mal wieder. Es dauert, bis sie ihre Präsentation öffnen kann, mit der sie den Lernstoff der vergangenen Stunde wiederholen will.

Semper-Jost ist Lehrerin in der "Spektrum Akademie" in Berlin-Weißensee, einer Berufsschule, in der junge Menschen zu Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten ausgebildet werden. Bei der Wiederholung geht es um das Thema Spielen in der Ergotherapie.

Das Besondere an der Präsentation: Semper-Jost hat sie von einer Künstlichen Intelligenz erstellen lassen, über die Plattform "to teach". Sie bereitet ihren Unterricht routinemäßig so vor, lässt sich zum Beispiel Arbeitsblätter und ganze Stunden erstellen.

Arbeitsblätter in Form einer WhatsApp-Nachricht

Eines der Arbeitsblätter heute sieht aus wie eine WhatsApp-Nachricht, in der sich zwei Menschen hin- und herschreiben. Das hat Semper-Jost bei der KI so in Auftrag gegeben. Sie erklärt, es habe einen hohen "Aufforderungscharakter", wenn Inhalte über ein Medium vermittelt werden, das die Auszubildenden ohnehin regelmäßig nutzen - sprich, es ist leichter und selbstverständlicher, Dinge zu lernen, wenn das Medium vertraut ist.

In der Präsentation gib es noch zwei Videos. Eins stammt aus der Comedyserie "Knallerfrauen", in der es um das kindliche Spiel geht. Mithilfe von digitalen Karten können die Auszubildenden nach dem "wahr oder falsch Prinzip" spielerisch überprüfen, ob sie das Thema auch verstanden haben. Gerade mal zehn Minuten habe es gedauert, das alles in der Präsentation zusammenzustellen, berichtet Semper-Jost.

Lernen durch einen WhatsApp-Chat: So sieht die Präsentation von Semper-Jost aus.

Der Faktor Zeit

Der Vorteil für die Auszubildenden: Das Lernen macht Spaß. Der Vorteil für die Lehrkraft: Mithilfe einer KI-Plattform geht die Unterrichtsvorbereitung viel schneller. Deswegen nutzen inzwischen viele Lehrkräfte eine KI zur Vorbereitung, weil sich so sehr viel Zeit sparen lässt, die anderweitig eingesetzt werden kann.

Felix Weiß hat "to teach" gegründet. Er war früher selbst mal Lehrer und kennt die Bedürfnisse. KI nehme den Lehrkräften die Fleißarbeit ab, sagt er. Es sei aber außerdem möglich, mithilfe der KI viel individueller auf die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen einzugehen.

Boom in der EdTech-Industrie

"To teach" ist nur eine von vielen solcher kommerziellen KI-Plattformen, auf die Lehrkräfte zurückgreifen können. Inzwischen gibt es einen regelrechten Boom in der sogenannten EdTech-Industrie. EdTech steht für Education Technology. Die Plattformen heißen "Simpleshow", "KI Schulgenie" oder "Perplexity". Es gibt viele von ihnen.

David Warneck, Digitalexperte der Bildungsgewerkschaft GEW und selbst Lehrer, sieht diese Entwicklung aber auch kritisch. Er bemängelt die großen qualitativen Unterschiede der Anbieter. Nicht jede Anwendung mache Unterricht oder Schule besser.

Kritisch sieht Warneck auch, dass unterschiedliche Schulen unterschiedliche KI-Plattformen verwenden, sodass in ganz Deutschland ein Flickenteppich entsteht. Der GEW ist außerdem wichtig, dass transparent ist, wie die Daten der Schülerinnen und Schüler verwendet werden, und dass datenschutzrechtlich alles korrekt abläuft.

Unterschiedliche Herangehensweisen in den Ländern

Die Länder gehen unterschiedlich mit den neuen Möglichkeiten um, wie eine stichprobenartige Umfrage zeigt. Baden-Württemberg hat im Juli 2025 eine landeseigene KI-Assistenz vorgestellt, mit der die Lehrkräfte arbeiten können. Sie heißt "F13".

Rheinland-Pfalz arbeitet schon seit rund eineinhalb Jahren mit dem kommerziellen Anbieter "Fobizz" zusammen. Damit alle Schulen in dem Bundesland die Angebote von "Fobizz" nutzen können, wurden für die Lizenzen mit einer Laufzeit bis Sommer 2026 bisher rund 3,5 Millionen Euro ausgegeben.

Sachsen-Anhalts Lehrkräfte haben die Möglichkeit, mit einem KI-Tool namens "Fellofish" zu arbeiten.

Gemeinsames Projekt "telli"

Schleswig-Holstein allerdings wartet darauf, dass das länderübergreifende Projekt "telli" umgesetzt wird, ein datenschutzkonformer KI-Chatbot für Schüler und Lehrer. "telli" so die Ankündigung, soll "maßgeschneiderte Funktionen" bieten, die den "spezifischen Bedürfnissen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern gerecht werden". Derzeit läuft ein Modellprojekt, nach den Herbstferien sollen deutschlandweit alle Schulen auf "telli" zugreifen können.

In der "Spektrum Akademie" in Berlin-Weißensee stellt Lehrerin Jaqueline Semper-Jost fest, dass der Stoff zum Thema Spielen bei ihren Auszubildenden noch nicht so richtig sitzt. Es braucht wohl noch eine Wiederholungssession, sagt sie. Gut, dass es ist mit nicht so viel Aufwand verbunden ist, eine neue Präsentation zu erstellen.

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