Der FC Bundestag versucht seit Längerem, Kollegen von der AfD auszuschließen. Heute will der Verein seine Satzung ändern. Was sagt es aus, wenn selbst Fußball nicht mehr verbindet?

Zwei Fußballer, die erzählen, was sie an ihrer Mannschaft mögen. "Ein lockeres Wort, da wird gefrotzelt, die Kabinengespräche, das Miteinander im Bus vor dem Spiel, nach dem Spiel, auf dem Platz, in der dritten Halbzeit", sagt Fritz Güntzler, CDU-Politiker aus Göttingen. "Das sind tolle Momente."

"Man frotzelt manchmal auch über die Politik", sagt Jörn König, AfD-Politiker aus Hannover. "Natürlich über die Leistung oder eben nicht Leistung auf dem Feld. Ganz normal, war schön."

Güntzler übernimmt jetzt wieder den Vereinsvorsitz und damit das Kapitänsamt des FC Bundestag. König spielt nicht mehr mit.

Mancher Spieler hadert mit der Entscheidung

AfD-Politiker stehen bereits seit einer Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr nicht mehr im Aufgebot. So auch gestern Abend bei einem Aufeinandertreffen gegen eine Auswahl aus dem bayerischen Landsberg am Lech. Der Rasen ist leicht nass in Berlin, die Temperaturen knapp unter 20 Grad, etwas windig. Perfekt für Güntzler.

Zu AfD-Spielern gebe es keinen Kontakt mehr, sagt der CDU-Politiker. Davor sei es eher unauffällig gewesen. "Die Kollegen waren nicht immer da und wenn sie da waren, sind sie eigentlich nicht aufgefallen. Also, sie haben sich in die Mannschaft eingefügt und sind mir persönlich jedenfalls nicht unangenehm aufgefallen."

Die Entscheidung, AfD-Politiker auszuschließen, hat sich der FC Bundestag nicht leicht gemacht. Und mancher Spieler hadert. Denn wo, wenn nicht auf dem Fußballplatz, will man überhaupt noch miteinander ins Gespräch kommen? Kann man der AfD begegnen, indem man sie ausschließt?

Verein lebt von der Überparteilichkeit

Güntzler kennt diese Abwägung. "Ja, ich bedauere das einerseits auch", sagt er. Der FC Bundestag habe eine lange Tradition und lebe von der Überparteilichkeit.

Er sei zwar nicht dabei gewesen, als in Bonn die ersten Grünen mitgespielt haben und Joschka Fischer aufgelaufen ist, aber das sei für manche CSU- und CDU-Kollegen sicher "auch nicht ganz so einfach" gewesen, sagt Güntzler. "Aber man war in einem demokratischen Spektrum, man hatte gemeinsame Auffassungen, zwar nicht von politischen Inhalten, aber so ein paar Grundwerte, die einen doch verbunden haben." Diesen Grundwertekonsens habe die AfD zusehend verlassen. "Von daher ist es zwar bedauerlich, aber glaube ich, nicht abänderbar."

Konkreter Anlass für den Ausschluss waren die Berichte über das Treffen von Potsdam, wo rechte Vordenker, Unternehmer und Politiker unter anderem über die Ausweisung von Migranten diskutierten. In der eigenen Mannschaft, aber auch bei gegnerischen Teams wurden die Bedenken lauter.

Satzung soll verschärft werden

Güntzler spricht über die Vereinssatzung des FC Bundestag: "Wir stehen für Toleranz, wir stehen für Weltoffenheit, gegen Extremismus und die AfD verkörpert zusehend alles andere als das, was wir eigentlich in unserer Präambel festgelegt haben." Am Anfang hätten sie nicht jeden ausgeschlossen, der Mitglied der AfD ist. "Aber mittlerweile ist die AfD, die ja nun auch gesichert rechtsextrem ist, gelandet, wo sie ist. Und damit muss man auch die Verantwortung übernehmen, wenn man Mitglied dieser Partei ist."

Die Satzung soll heute noch einmal geschärft werden. Das Landgericht Berlin hat nämlich entschieden, dass der pauschale Ausschluss von AfDlern dieser Satzung bislang nicht entspricht, weil der FC Bundestag nun einmal Politikern aller Parteien offen stehe.

Die große Frage im Kleinen

Jörn König von der AfD gibt sich überzeugt: Er wird irgendwann wieder für die Mannschaft auflaufen. "Es war politisch motiviert und ich finde, in einem Hobbysportverein sollte die Politik halt eher keine Rolle spielen. Wir werden es probieren und wieder mitspielen und dann werden wir mal gucken, wie sich das Miteinander so gestaltet."

Viele im Verein zweifeln daran, dass König das ernst meint, und sagen, dass die AfD den FC Bundestag nur nutzt, um eine Opferrolle zu kultivieren. Und so stellt sich im Kleinen die Frage, die sich auch im großen Bundestag stellt: Wie gehen die anderen Parteien mit der AfD um? Und wie geht sie mit den anderen um?

Ein alter Fußballer-Spruch lautet: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Der FC Bundestag führt gegen die Auswahl aus Landsberg am Lech schnell 3:0, ein sicherer Sieg zeichnet sich ab, die Spieler wechseln schnell durch. Sollten die AfD-Politiker wirklich irgendwann zurückkehren, wäre die letzte Variante, sie einfach nicht mehr aufzustellen.

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