Alte, Kranke, Obdachlose: Die Hitzewelle setzt vor allem den vulnerablen Gruppen stark zu. Dabei sind viele Einrichtungen wie Heime und Krankenhäuser nicht gut auf die Hitze vorbereitet. Ideen für Abhilfe gibt es viele.

Deutschland ächzt unter der ersten großen Hitzewelle. Die hohen Temperaturen von nahezu 40 Grad, die bis Mitte der Woche erwartet werden, belasten den Körper. Besonders für ältere, kranke oder obdachlose Menschen ist die Hitze eine große Gefahr.

So kritisiert der Sozialverband VdK, dass viele Pflegeeinrichtungen im Land nicht ausreichend auf extreme Hitze vorbereitet seien. Vor allem ältere Gebäude ohne Klimaanlage heizten sich schnell auf und seien daher eine Gefahr, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Sie forderte bauliche Maßnahmen und Schulungen für das Personal.

"Ein Hitzeschutzplan für Einrichtungen wie Pflegeheime, Krankenhäuser oder betreute Wohngemeinschaften ist essenziell, um die Bewohner und die Mitarbeitenden vor den gesundheitlichen Risiken extremer Hitze zu schützen", sagte Bentele. Solche Pläne sollten bauliche, organisatorische und personelle Maßnahmen umfassen "und sowohl präventiv als auch reaktiv ausgerichtet sein".

Förderprogramme für Heime begrenzt

Damit seien zum Beispiel das Einbauen von Rollos, Markisen und das Einrichten gekühlter Räume gemeint. Auch sollte das Personal regelmäßig geschult werden, um die Anzeichen von Hitzestress zu erkennen und entsprechend zu handeln. 

Laut Marlene Mann vom Bundesverband Volkssolidarität verfügen Seniorenheime zwar über ausreichend Hitzeschutzkonzepte, doch die Umsetzung sei oft nur schrittweise möglich. Förderprogramme seien begrenzt und schwer zugänglich. "Bis zur Umsetzung von Maßnahmen vergeht so viel Zeit, zumal ein umfangreicher Analyseprozess für jede Einrichtung erforderlich ist, der selbst etwa ein Jahr in Anspruch nimmt."

Fehlende Investitionen in Krankenhäusern

Auch viele Krankenhäuser in Deutschland sind nicht gut gegen Hitze gerüstet. Angesichts der hohen Temperaturen fordern Kliniken mehr Geld für die Umrüstung. "Starke Hitze ist eine Herausforderung für Kliniken und Mitarbeitende. Aufgrund fehlender Investitionsmittel verfügen nur wenige Krankenhäuser über klimatisierte Krankenzimmer, Büros und Aufenthaltsräume", sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der Rheinischen Post.

"Langfristig brauchen wir ein Klimaschutz- und Anpassungsprogramm, um alte Gebäude umzubauen und zu sanieren", forderte Gaß. "Nur so könnten Kliniken den Schutz von Patientinnen und Patienten sowie Personal vor den Folgen des Klimawandels sicherstellen." Aktuell setzten Kliniken auf Maßnahmen wie Fassadenverschattung und Kühlakkus.

Diakonie: Öffentliche Einrichtungen für Obdachlose öffnen

Kaum Schutz vor Hitze haben Menschen ohne Obdach. Die Diakonie Deutschland fordert daher dazu auf, öffentliche Einrichtungen für sie zu öffnen. "Klimatisierte Einrichtungen wie Bezirksämter, Bibliotheken und Museen sollten tagsüber für hitzegefährdete Menschen zugänglich gemacht werden", forderte die Organisation. 

Extreme Hitze könne genauso tödlich sein wie extreme Kälte - insbesondere für geschwächte, ältere oder gesundheitlich vorbelastete Menschen, so Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. "Gerade an heißen Tagen zählt jede kleine Geste", erklärte Ronneberger und bat Menschen, aufmerksam durch die Stadt zu gehen. "Eine Flasche Wasser kann Leben retten. Fragen Sie höflich, ob jemand etwas zu trinken braucht", lautete die Empfehlung. 

Hitze beeinträchtigt auch junge Menschen

Mit Blick auf junge Menschen und Beschäftigte fordern auch Bildungsverbände mehr Hitzeschutzmaßnahmen an Schulen. "Gründächer, entsiegelte und begrünte Schulhöfe, Schattenspender, Sonnensegel, Wärmeschutzverglasung und Jalousien müssen Standard werden", sagte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zudem brauche es flächendeckend kostenloses Trinkwasser und flächendeckend Erste-Hilfe- und Sicherheitsschulungen zum Umgang mit Hitze. 

Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), sieht die Schulträger in der Pflicht, den Schulen die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. "Bestehende Schulbauten sind so auszustatten, dass das Lernen möglichst auch bei hohen Außentemperaturen gewährleistet werden kann. Funktionierende Rollos, ein Hausmeister, der früh am Morgen durchlüftet und ein grünes Klassenzimmer gibt es aber nicht überall", sagte Brand dem RND

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