Die Bundeswehr soll mehr Soldaten, Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber bekommen. Um alle und alles unterzubringen, braucht es aber ausreichend Kasernen und Lagerhallen. Die nächste Großbaustelle droht.

Die Bundeswehr hat allein 35.000 Gebäude mit ungefähr 90.000 Räumen. Und dazu kommen 1.500 Grundstücke, die zusammengefasst so groß wie das Saarland sind. Doch davon ist nicht so viel nutzbar. Denn der Sanierungsstau bis zum Jahr 2040 ist gewaltig, rechnet der Wehrbeauftragte Henning Otte vor: "Das Verteidigungsministerium schätzt die Kosten auf 67 Milliarden Euro und deswegen muss überall investiert werden."

Bei seinen Truppenbesuchen begegnen dem Wehrbeauftragten des Bundestages immer noch Beschwerden von Soldatinnen und Soldaten, dass die Infrastruktur in einem schlechten Zustand ist und dringend modernisiert werden muss. Das geht "von sanitären Dingen über Truppenküchen bis hin zu Sportanlagen". Der Zustand der Kasernen trage zur Attraktivität der Bundeswehr bei, sagt Otte.

Bis 2028 sollen weitere 38 Unterkunftsgebäude mit insgesamt 1.400 Einzelzimmern für Soldaten neu gebaut werden. Laut aktuellem Infrastrukturbericht hat die Bundeswehr aber in allen Liegenschaften allein mehr als 3.100 Unterkunftsgebäude. Das zeigt die gigantische Aufgabe, die kurzfristig kaum zu lösen ist.

Pistorius will neues Gesetz vorlegen

Angesichts der Personalnot bei der Truppe müsste nach Ansicht von Otte dringend mehr passieren. Doch das ist schwierig, auch weil bei Bau und Planung von Bundeswehrgebäuden häufig die Bundesländer und deren Bauverwaltungen mit verantwortlich sind. Und da gebe es qualitative Unterschiede, sagt der Haushaltspolitiker der Grünen, Sebastian Schäfer: "Da gibt es Länder in denen das gut funktioniert, in Baden-Württemberg, auch in Bayern. Da gibt es in anderen Ländern noch Nachholbedarf und das gehört dann eben auch auf den Tisch."

Verteidigungsminister Boris Pistorius ist mittlerweile seit zweieinhalb Jahren im Amt. Er will das Problem angehen und versucht die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Ländern durch gemeinsame Runden zu verbessern. Sein nächster Schritt: ein weiteres Gesetz, das die Genehmigungsverfahren für Bundeswehrbauten vereinfachen soll. Noch im Juli will der Verteidigungsminister das Gesetz vorlegen.

Für den Wehrbeauftragten Otte dauert das alles zu lang: "Ich verstehe nicht, warum sich das Ministerium so lange Zeit lässt, nun endlich das neue Planungs- und Genehmigungsbeschleunigungsgesetz auf die Beine zu bringen, damit endlich die Strukturen geschaffen werden können, die notwendig sind."

Neue Gebäude für neues Großgerät

Neben modernen Kasernen braucht die Bundeswehr viele Gebäude für das neu bestellte Großgerät. So ist der neue, schwere Transporthubschrauber Chinook beispielsweise größer als das Vorgängermodel und braucht deshalb auch größere Hangars.

Beim bestellten neuen Kampfjet F-35 legen die US-Amerikaner die Sicherheitsstandards fest. Und die sind hoch. Die ersten F-35 sollen 2027 in Deutschland ankommen und bis dahin müssen Landebahn und Hangars am Fliegerhorst Büchel in der Eifel zwingend stehen, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums Mittko Müller: "Da hängt eine NATO-Verpflichtung dran, nämlich nukleare Teilhabe und damit auch ein Teil der Abschreckungsfähigkeit des Bündnisses. Und es gibt dazu keine Alternative."

Die nukleare Teilhabe ist ein Abschreckungskonzept der NATO, bei dem verbündete Staaten im Kriegsfall Zugriff auf US-Atombomben haben, die in Büchel tief unter der Erde lagern.

Kostensteigerungen am Flugplatz Büchel

Jetzt hat die Bundesregierung den Bundestag darüber unterrichtet, dass der Umbau des NATO-Flugplatzes Büchel deutlich teurer werden soll als bislang geplant. Im Jahr 2024 war für die Infrastruktur mit bis zu 1,2 Milliarden Euro kalkuliert worden. Nach den neuesten Berechnungen könnten die Kosten um bis zu 800 Millionen auf rund zwei Milliarden Euro ansteigen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Müller, spricht von der "komplexesten und größten Baustelle", die die Bundeswehr jemals hatte, die auch noch in Rekordzeit fertig werden muss.

Der Zustand der Kasernen und Fälle, wie die Kostenexplosion am Luftwaffenstandort Büchel zeigen, dass die Infrastruktur neben der Beschaffung von Waffen und der Personalfrage die dritte Großbaustelle von Pistorius ist. Und auf dieser Großbaustelle gibt es noch viel zu tun.

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