Eine Allianz aus 15 Verbänden pocht auf mehr Geld für öffentliche Schwimmbäder. Allein der Bund solle eine Milliarde pro Jahr zur Verfügung stellen. Sonst drohe die Schließung Hunderter Bäder - mit weitreichenden Folgen.

In den Sommermonaten zieht es viele an heißen Tagen ins Frei- oder Schwimmbad. Doch davon gebe es zu wenige und zu viele der bestehenden Bäder seien marode oder zu weit vom eigenen Heimatort entfernt. So lautet die Kritik einer Allianz von 15 Verbänden, die sich zu der sogenannten Initiative Bäderallianz zusammengeschlossen haben.

Teil der Allianz sind etwa die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der Deutsche Schwimm- und der Deutsche Schwimmlehrerverband, das Deutsche Rote Kreuz sowie die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen als Dachorganisation der Schwimmbadbetreiber.

Christian Kuhn, Bäderallianz Deutschland, zum Sanierungsstau und Schwimm-Notstand in deutschen Bädern

tagesschau24, 03.07.2025 15:00 Uhr

Gemeinsam haben die Verbände einen sogenannten Schwimmbadplan entworfen. Die zentrale Forderung: Mehr Schwimmbäder in für alle erreichbarer Nähe. Die Mitglieder der Allianz setzen als Zielmarke, "dass im Jahr 2041 jeder Einwohner Deutschlands in einer Auto-Entfernung von höchstens 30 Minuten ein Hallenbad erreicht, das für Schwimmenlernen, Schul-, Vereins- und gesundheitsorientiertes Schwimmen geöffnet ist".

60 Prozent der Grundschulkinder können nicht sicher schwimmen

Vor allem mit Blick auf Grundschulen fordert die Bäderallianz, dass ein Schwimmbad in der Nähe sein sollte, "in dem zumindest das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze erreicht werden kann". Denn nach Angaben der DLRG können immer weniger Grundschulkinder beim Übergang in eine weiterführende Schule gut schwimmen. Etwa 58 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe könnten nicht sicher schwimmen. 20 Prozent von ihnen gar nicht, führt die DLRG unter Verweis auf eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 aus.

"Wenn wir wollen, dass Kinder sicher aufwachsen, brauchen wir wohnortnahe, funktionstüchtige Schwimmbäder", betonte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Doch das Netz der Bäder in Deutschland schrumpfe seit Jahrzehnten, Hunderte Einrichtungen seien geschlossen worden.

Laut DLRG gab es im Jahr 2000 bundesweit noch rund 7.800 Schwimmbäder. Aktuell führt der Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen bundesweit rund 6.000 Hallen- und Freibäder auf. Hinzu kommen rund 570 Naturbäder und mehr als 2.430 Badestellen.

Doch die Hälfte der bestehenden Schwimmbäder in Deutschland sei sanierungsbedürftig, warnt die DLRG. "Bleiben umfassende Sanierungen aus, schließt in den kommenden drei Jahren womöglich rund jedes siebte öffentliche Schwimmbad", betonte DLRG-Sprecher Martin Holzhause. Das wären etwa 800 öffentliche Schwimmbäder.

Verbände fordern eine Milliarde Euro pro Jahr

Darum fordert die Bäderallianz höhere Investitionen vom Bund in Form eines Bäderförderprogramms. Aus Sicht der Verbände sollte der Bund jährlich eine Milliarde Euro bereitstellen und das über einen Zeitraum von mindestens zwölf Jahren. Zudem sollten die Bundesländer Finanzmittel über eigene Förderprogramme aufbringen.

700 Millionen Euro sollen dem Vorschlag der Verbände zufolge jährlich in den Neubau, die energetische Sanierung, die Digitalisierung und in die Substanzsanierung für Hallen-, Frei- und Kombibäder fließen. 150 Millionen Euro plant die Bäderallianz für den Bau und Betrieb von Spitzensportbädern ein, 100 Millionen Euro für den Bau von Lehrschwimmbädern und 50 Millionen sieht der Plan für die Förderung von bäderbezogener Forschung und Lehre vor.

DLRG-Sprecher Holzhause betonte zudem die vielfältige Bedeutung von Schwimmbädern: Diese seien "Orte des sozialen Miteinanders, der Gesundheitsförderung sowie der Freizeitgestaltung, insbesondere für Familien". Und "als Ausbildungs- und Trainingsstätten von Rettungsschwimmern sind die Schwimmbäder nicht zuletzt unerlässlich für die bundesweite Wassersicherheit", mahnte Holzhause: "Ohne Bäder fiele die Sicherheit von Badegästen an Stränden oder Badeseen sprichwörtlich ins Wasser."

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