Das ist passiert: In der Auftaktfolge der 27. Staffel der Animations-Serie «South Park» wird US-Präsident Donald Trump in gewohnt derber Manier durch den Kakao gezogen. Die Episode zeigt ihn als KI-Version nackt im Bett mit Satan, wo er um Sex bittet – eine Szene, die nicht nur durch ihre Bildsprache, sondern auch durch die comichaft winzige Darstellung seines Penis für Aufsehen sorgt. In einer weiteren Szene kriecht das Deepfake von Trump nackt durch die Wüste, begleitet von einem patriotisch-ironischen Werbespot: «Trump. His penis is teeny-tiny, but his love for us is large.» Zu Deutsch: Sein Penis ist klein, aber seine Liebe für uns gross.

So reagierte das Weisse Haus: Mit Empörung – und einer Prise Wahlkampfpathos. Trumps Sprecherin Taylor Rogers bezeichnete South Park als «viertklassige Sendung», die «seit über 20 Jahren nicht mehr relevant» sei. Doch die Serie könne Trumps «Hot Streak» nicht gefährden, so Rogers. Der Präsident habe in sechs Monaten mehr Versprechen gehalten als jeder andere Präsident in der Geschichte der USA. Diese Art der Reaktion ist ungewöhnlich scharf und zeigt, wie empfindlich das Weisse Haus auf satirische Angriffe reagiert – gerade, wenn sie viral gehen.

Das sagen die Macher von South Park: Trey Parker und Matt Stone reagierten auf der Comic-Con in San Diego mit einer «Entschuldigung», die so trocken war, dass das Publikum in Gelächter ausbrach. «Tut uns schrecklich leid», sagte Parker schlicht. Die beiden betonten, dass sie ursprünglich geplant hatten, Trumps Intimbereich zu zensieren, sich dann aber bewusst dagegen entschieden. Ihre Haltung ist klar: Satire darf (fast) alles – gerade gegen den Präsidenten.

Legende: «We're really sorry»: Die fadenscheinige Entschuldigung der South-Park-Macher sorgte auf der Comic-Con für Belustigung im Saal. Keystone/Richard Shotwell/Invision/AP

Darum ist das Timing der Folge so pikant: Nur wenige Tage vor der Ausstrahlung der Folge wurde ein milliardenschwerer Deal zwischen South Park und Paramount bekannt: 50 neue Episoden und alle bisherigen Staffeln sollen künftig exklusiv auf Paramount+ laufen. Fast zeitgleich wurde Stephen Colberts «Late Show» – trotz stabiler Quoten – «aus Kostengründen» eingestellt. Moderator Stephen Colbert hatte Trump ebenfalls regelmässig aufs Korn genommen.

Fusion steht bevor: Gleichzeitig steht Paramount kurz vor einer umstrittenen Fusion mit Skydance Media. Kritiker werfen dem Konzern daher vor, sich bei der Trump-Administration einzuschmeicheln. Denn: Nach einem Streit um ein angeblich parteiisch editiertes Video eines Kamala-Harris-Interviews während des Wahlkampfs auf dem Paramount-Sender CBS, gegen das Trump geklagt hatte, zahlte Paramount überraschend einen 16-Millionen-Dollar-Vergleich – obwohl Juristen dem Sender gute Chancen eingeräumt hatten.

So geht es weiter: Viele Beobachter werteten das Absetzen der «Late Show» als Zeichen, dass politische Satire zunehmend unter Druck kommt. In diesem Kontext wirkt die «South Park»-Folge wie ein trotziges Aufbäumen gegen eine Branche, die sich zunehmend selbst zensiert. Die Macher von South Park bleiben gelassen. Eine Rücknahme der Folge ist ausgeschlossen. Für sie ist die Kontroverse fast schon ein Geschäftsmodell. Auch Trump dürfte die Episode eher nützen als schaden. Er kann sich als Opfer liberaler Medien inszenieren. Und Paramount? Der Konzern muss sich entscheiden, ob er Satire weiterhin zulässt – oder sich dem politischen Druck beugt.

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