Wer Hildur einmal kennenlernt, schließt sie für immer in sein Herz. Die isländische Kriminalpolizistin sorgt auf den Westfjorden für Recht und Ordnung, löst mysteriöse Mordfälle und legt sich auch mit der Mafia an. Und dann wären da noch ihre beiden Schwestern: "Die Toten am Meer".

Island. Ein Land, in dem die Menschen selbst im Hochsommer noch Daunenjacken tragen. Ein Land, dessen einzige Höflichkeitsregel lautet, vor dem Betreten fremder Wohnungen die Schuhe auszuziehen. Ein Land, das Hildur liebt. Ohne Wenn und Aber. Mittlerweile über 40, genießt sie es immer noch, im Meer zu surfen, durch die wilde Natur zu joggen oder Gewichte im Gym zu stemmen. Ganz abgesehen davon, dass sie das einheimische Essen liebt, egal wie verrückt die Bestandteile der Mahlzeiten für Außenstehende auch klingen mögen.

Hildur steht für Kampf, denn es ist der Name einer Walküre im Dienst Odins. Sie entschied als Schlachtjungfer und Todesgeist, wer im Kampf siegen und sterben soll. Was ihr Name bedeutet, weiß Hildur von ihrer Tante. Aber Hildur hat auch die Fähigkeit einer Seherin, hat Vorahnungen, manchmal Segen, aber öfter noch ist es ein Fluch, da Hildur nie weiß, wen diese betreffen und wann sie passieren. All das macht sie zu einer ganz speziellen Person. Ihren Toyota Landcruiser hat sie übrigens Brenda getauft.

Genauso wie Brenda liebt Hildur ihren Job, Polizistin zu sein, Kriminalermittlerin auf den Westfjorden, wo sich knapp 7000 Menschen eine Fläche von 22.000 Quadratkilometern und ein paar Dörfer teilen. Bei ihren Fällen geht es um jugendliche Ausreißer und Einbrüche in Ferienwohnungen ebenso wie um Blutstuten, Menschenhandel und internationale Kriminalität. Das Team um sie herum ist klein, besteht nur aus ihrer Chefin und ihrem finnischen Kollegen Jakob, der in seiner Freizeit Islandpullis strickt, Jura studiert und mittlerweile alleinerziehender Vater eines nicht ganz einfach zu handelnden Grundschülers ist. Hildur und Jakob, ein perfektes Match - für eine Buchserie.

Erfolg in Serie

Die "Hildur"-Reihe geht auf das Konto von Satu Rämö und geht nun in ihre vierte Runde. "Die Toten am Meer" heißt der aktuelle Titel, der bei Heyne und Randomhouse Audio erschienen ist und wieder absolut brillant von Heike Warmuth gelesen wird. Und machen wir uns nichts vor: Island, die dortige Sprache, die Namen und Orte bieten viele Fallstricke - aber eben auch die Möglichkeit für den Hörer, völlig abzuschalten und sich dem Land, Hildur und deren rätselhaften großen und kleinen Fällen völlig hinzugeben. Eins zu werden, sozusagen. Wie Hildur.

Und so wird aus einem scheinbar natürlichen Tod in einem Altenheim ein Mordfall und aus vier bei Baggerarbeiten gefundenen Skeletten ein Jahrzehnte zurückreichender Fall. Bei dem es nicht nur um verschwundene ausländische Arbeiter einer Fischfabrik geht, sondern auch um Fangquoten. Und letztlich kommt auch die Mafia ins Spiel, die sich der Insel und deren Abgeschiedenheit und Einsamkeit bedient, um ihrer dreckigen, menschenverachtenden Geschäfte zu frönen.

Ein gesichtsloser Mann

Geld und Gier kennt man auch auf den Westfjorden, mittlerweile ein Anlaufpunkt von Kreuzfahrtschiffen jeder Couleur und damit touristisches Highlight für Reisefreudige aus aller Welt, in erster Linie natürlich aus Europa und den USA. Als beim Stopp eines dieser Riesenschiffe am Hafen ein blutüberströmter Mann mit zerfetztem Gesicht in den Hafenbereich wankt, sind Hildurs ermittlerische und menschliche Fähigkeiten endgültig gefragt. Wer ist der Mann? Was steckt hinter seinen Verletzungen?

Es geht um kleine Details und ganz große Fische. Das BKA ist dieses Mal mit im Boot, ebenso Jakobs Eltern und natürlich auch wieder Hildurs jüngere Schwestern. Eine sitzt im Gefängnis, die andere richtet sich auf dem elterlichen Hof ein. Dort werden übrigens die Skelette gefunden. Aber das nur nebenbei.

Wer die anderen drei "Hildur"-Teile kennt, weiß, dass nicht nur die Lösung eines oder mehrerer Kriminalfälle im Mittelpunkt der einzelnen Plots steht. Es ist vielmehr die Person Hildurs und ihre Familiengeschichte. Düster, tragisch, typisch isländisch, möchte man meinen. Schrullig. Schön. Liebenswert. Island genauso wie Hildur. Und ihre Geschichte ist noch nicht auserzählt. Zum Glück!

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