Mixed Martial Arts ist ein knallharter Sport. Ein Hollywood-Film in diesem Metier? Da passt Dwayne "The Rock" Johnson wie die Faust aufs Auge. Im Sportdrama "The Smashing Machine" bekommen Zuschauer eine ganz neue Seite des Schauspielers zu sehen.
Jede Menge Action, Explosionen in Superzeitlupe und knackige One-Liner haben Dwayne "The Rock" Johnson zu einem der größten Hollywood-Stars gemacht. Schauspielerische Größe war in seinen Rollen bei "Fast & Furious" oder "Jumanji" eher weniger gefragt. In seinem neuesten Film "The Smashing Machine" schlüpft der 53-Jährige in die Haut der Kampfsport-Legende Mark Kerr und überrascht das Publikum auf mehreren Ebenen.
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt einen Teil der Lebensgeschichte von Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr. Ende der 90er-Jahre erlebte der brutale Sport seinen ersten Höhenflug und Kerr war einer der ersten großen Stars. Das große Geld wurde zu dieser Zeit in Japan gezahlt, und um diesen Teil von Kerrs Karriere dreht sich ein Großteil des Films. Die vielen Kämpfe haben beim Kampfsportler ihre Spuren hinterlassen. Die Antwort: Schmerzmittel. Kerr rutscht in die Sucht, verabreicht sich Morphium und andere Opioide - bis hin zur lebensbedrohlichen Überdosis.
In dieses sportliche Drama ist ganz eng die Beziehung zu seiner Freundin Dawn, gespielt von Emily Blunt, verflochten. Dawn ist für den MMA-Kämpfer eine wichtige Stütze, sie präsentiert sich aber auch sehr fragil und besitzergreifend. Als "eruptiv" und "toxisch" beschreibt die 42-Jährige die Beziehung zwischen Mark und Dawn im Interview mit ntv.de. "Ich denke, jemand kann dein größter Support sein und gleichzeitig deine Achillesferse. Das gibt es in vielen Beziehungen. Ganz plötzlich laufen die Dinge komplett aus dem Ruder und direkt darauf folgt ein wunderschöner Moment. Das habe ich in Filmen aber noch nicht oft gesehen."
Blunt gelingt es, das Publikum mit dieser Figur in Sicherheit zu wiegen, was dann im größten Plot-Twist des Films mündet. Überhaupt ist Blunt in diesem Film eine tragende Säule. Charakterrollen auf hohem Niveau kennt man von ihr bereits, ebenso wie Ausflüge ins Popcorn-Kino.
Authentisch, aber nie zu brutal
Das kommt bei "The Rock" dann doch noch etwas überraschend, aber auch seine Leistung ist unerwartet gut. Action-Koloss Johnson bitterlich weinen zu sehen, das wirkt im ersten Moment noch befremdlich, hat der ehemalige Wrestling-Star doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf der Leinwand stets den starken Mann gemimt. Dazu hat er sich für die Rolle über sein gewohntes Maß aufgepumpt, trägt Perücke und auch seine samoanischen Tattoos hat man für diesen Film überpinselt. Der 53-Jährige gibt ein ungewohntes Bild auf allen Ebenen ab, beweist aber, dass er auch in Zukunft ernsthafte Rollen mit Leben füllen könnte.
Regisseur Benjamin Safdie schafft es in "The Smashing Machine", dem boomenden Sport MMA gerecht zu werden, ohne Hauptfigur Kerr aus den Augen zu verlieren. Der Sport umrahmt den Protagonisten. Nebenrollen besetzt er mit aktiven Profis wie Ryan Bader oder Box-Weltmeister Oleksandr Usyk. Das lässt die Kampfszenen, in denen Johnson nach eigenen Aussagen fast immer auf sein Stuntdouble verzichtet hat, echt aussehen, ohne zu sehr die brutalen Folgen eines Käfigkampfes in den Fokus zu rücken. Safdie klärt sogar ein wenig auf, wenn er die Entwicklung der MMA thematisiert: weg von der wilden Alles-erlaubt-Klopperei hin zum Sport mit festen Regeln, die die Gesundheit der Athleten schützen sollen.
Opioide? Ja! Doping? Nein!
Zudem ist der Film ein warnender Rückblick auf den Beginn der Opioid-Krise in den USA. Hauptfigur Kerr ist immer auf der Suche nach Ärzten, die ihm "etwas Stärkeres" gegen seine Schmerzen verschreiben. Ein weiteres Suchtthema lässt der Film allerdings außen vor: Doping. Wie ist Mark Kerr eigentlich ein solcher Riese geworden? Dabei haben natürlich Mittelchen geholfen und im wahren Leben hat der MMA-Kämpfer das bereits zugegeben. Regisseur Safdie macht dieses Fass erst gar nicht auf. Vielleicht, weil so ziemlich alle am Film beteiligten Produktionsfirmen mit dem Kampfsport-Konzern TKO vernetzt sind?! Man weiß es nicht.
Was man aber weiß: "The Smashing Machine" ist ein überraschend gutes Sportdrama mit einem Dwayne Johnson, der eine ganze neue Sphäre in Hollywood erreicht. Nämlich die der ernst zu nehmenden Schauspieler. Man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung nicht nur bis zum nächsten Action-Blockbuster hält.
"The Smashing Machine" läuft ab dem 2. Oktober in den deutschen Kinos.
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