Nach dem Rückzug mehrerer Länder vom Eurovision Song Contest (ESC) aus Protest gegen die Teilnahme Israels steht die Teilnehmerzahl für den nächsten Wettbewerb im Mai 2026 fest. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) in Genf teilte am Montag mit, dass die Sendeanstalten von 35 Ländern Beiträge zur 70. ESC-Ausgabe nach Wien schicken würden. Dies ist die geringste Teilnehmerzahl seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Tatsächlich waren in den ersten Jahrzehnten deutlich weniger Länder am ESC beteiligt. Bis in die 1960er-Jahren blieben es weniger als 20, 1956 beim ersten Wettbewerb waren es nur sieben. Auch 1982, als „Ein bisschen Frieden“ – gesungen von Nicole – gewann, nahmen nur 18 Länder teil. In den 1990er-Jahren stieg die Zahl der Teilnehmer, auch durch den Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens. 2003 in Riga waren es 26 Länder, im Jahr darauf in Istanbul bereits 36. In Düsseldorf 2011 traten dann 43 Länder an.
Ausstiege und Wiedereinstiege gab es die ganze Zeit über. Legendär 1970: Finnland, Norwegen, Portugal und Schweden boykottierten damals den Wettbewerb, weil sie mit den Abstimmungsmechanismen und dem angeblich schlechten Niveau nicht zufrieden waren. In diesem Jahr sang Katja Epstein für Deutschland „Wunder gibt es immer wieder“.
„Während wir uns auf die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Jubiläum des Eurovision Song Contest vorbereiten, bleibt er ein Ort, an dem Stimmen, Kulturen, Sprachen und Musik miteinander verschmelzen“, erklärte ESC-Direktor Martin Green. Europas größter Musikwettbewerb sei „ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Herkunft zeigen können, dass in einer schwierigen Welt eine bessere möglich ist“.
Green begrüßte in diesem Zusammenhang insbesondere die Rückkehr Bulgariens, Rumäniens und der Republik Moldau auf die ESC-Bühne. Die Rückkehr dieser drei Länder sei „ein eindrucksvoller Beweis für die anhaltende Kraft des Eurovision Song Contest und dafür, was es wirklich bedeutet, durch Musik vereint zu sein“.
Anfang des Monats war die ESC-Teilnahme Israels bei einer Sitzung der EBU nicht zur Abstimmung gestellt worden, wodurch der Weg für Israels Teilnahme freigemacht wurde. Stattdessen gab es eine Abstimmung über Regeländerungen, mit denen unter anderem der Einfluss von Regierungen auf Werbekampagnen von Teilnehmern verhindert werden soll.
Niederlande, Spanien, Irland, Slowenien und Island boykottieren den Wettbewerb
Kurz nach der Abstimmung Anfang Dezember kündigten die Niederlande, Spanien, Irland und Slowenien umgehend ihren Verzicht auf eine Teilnahme an. Eine Woche später zog sich auch Island aus dem Wettbewerb zurück. Es ist der umfassendste Boykott in der Geschichte des Wettbewerbs. Anlass für den Konflikt ist Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen als Reaktion auf den tödlichen Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023.
Andere Länder hingegen machten eine Teilnahme Israels zur Bedingung für ihre eigene Beteiligung. Die Bundesregierung hatte sich gegen eine Ausgrenzung Israels gewandt, das mit vier Siegen, zuletzt 2018, zu den erfolgreichsten ESC-Teilnehmern zählt.
Der ESC wird traditionell vom Siegerland des Vorjahres ausgerichtet. In diesem Jahr hatte der österreichische Countertenor JJ das Finale in Basel mit seinem Beitrag „Wasted Love“ gewonnen und damit den ESC für 2026 nach Österreich geholt. Das Finale findet am 16. Mai in Wien statt.
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