Von Proletariern stammt das Lied zum Tag der Arbeit nicht. Geschrieben hat es Bertolt Brecht, der Kaufmannssohn aus Augsburg. Der Wiener Gelehrtensohn Hanns Eisler hat das „Einheitsfrontlied“ 1935 komponiert, zur Ersten Internationalen Musikolympiade in Straßburg, wo es von 3000 Arbeitern im Chor gesungen wurde. Populär wurde es durch Ernst Busch. Der singende Kieler Werftarbeiter ließ die Textblätter auch in den Schützengräben des Spanischen Bürgerkriegs verteilen. Später hielt er es auf Schellack fest.

Seit 90 Jahren werben nun die Brechtschen Verse für den Schulterschluss der Kommunisten und Sozialdemokraten. Für ein breites Zweckbündnis der Linken gegen den Faschismus. Brecht belehrt: „Und weil der Mensch ein Mensch ist“, brauche er Essen und Schuhe, aber keine Stiefel im Gesicht und keinen Herrn. „Und weil der Prolet ein Prolet ist“, könne nur der Arbeiter den Arbeiter befreien. „Drum links, zwei, drei, drum links, zwei, drei/ Wo dein Platz Genosse ist/ Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront/ Weil du auch ein Arbeiter bist.“

Eisler macht es den Singenden leicht mit seinem Marsch, seiner volkstümlichen Kadenz und seiner Anweisung: „Dieses Lied soll sehr einfach gesungen werden. Keine Brüller, kein falsches militantes Geschrei!!! Nicht zu rasch! Nicht zu langsam!“ Viele haben es befolgt. Von Rio Reiser, dem Sohn eines Berliner Ingenieurs, der es an seine Revoluzzerhymne „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ hängte – bis hin zu den Bürgerkindern, die den 1. Mai als Abenteuerspiel der Antifa und Autonomen feiern, und den Funktionären der Parteien und Gewerkschaften am Tag der Arbeit.

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