Die Hertha spielt, eine "La-Ola"-Welle schwappt durch das Olympiastadion. Dann ein Schuss, ein Tor - und die Polizei sucht einen Scharfschützen, der weiter mordet. Mittendrin Ermittler Pedes. Der muss zu Badehose, Diamant-Rad und Laufschuhen greifen, um den Fall zu lösen.

Laufende Ermittlungen sind die Kernkompetenz von LKA-Ermittler Peer Pedes. Er hat den Marathon-Fall des "Spree-Henkers" geknackt. Ruhe vor seinem verhassten Kollegen Koslowski hat ihm das zwar nicht verschafft, aber die innige Freundschaft zu "Uli", eigentlich Ulyana, einer wegen des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine geflüchteten jungen Frau. Für Pedes ist Uli wie eine kleine Schwester, die es zu beschützen gilt.

Im zweiten Pedes-Thriller von Hajo Schumacher und Michael Meisheit "Lügen haben schnelle Beine" ist der Ermittler gerade mit seiner Mutter im Olympiastadion bei einem Spiel des Zweitligisten Hertha, als ein Schuss die "La Ola"-Welle, inszeniert von Pedes' Mutter, urplötzlich stoppt. Eine Leiche wird auf den Rängen entdeckt, ein Scharfschütze soll dem Mann das Licht ausgeknipst haben. Aber nicht Pedes ist der leitende Ermittler, obwohl er vor Ort war und damit direkt am Ball. Koslowski wird der Fall übertragen und Pedes geraten, sich nicht einzumischen.

Pedes mischt aber natürlich dennoch mit, Befehl von weiter oben, denn eine Kollegin gilt als Hauptverdächtige in dem Fall: Marina Gabor, beste Scharfschützin des Berliner SEK und Bekannte von Pedes aus vergangenen Polizeiläufertagen. Pedes wird auf Marina angesetzt - und ist mehr als nur hocherfreut, denn er hatte die schönste Nacht seines Lebens mit der aus Rumänien stammenden sportlichen Schönheit. Es war allerdings auch nur eine Nacht, der ein überraschend abrupter Aufbruch Marinas folgte.

Das war ein Nackenschlag allererster Güte: Für Peer war Marina die eine, die Frau, mit der er sich den Rest des Lebens hätte ausmalen können. Hand in Hand über den Ehe-Zielstrich laufend. Der nächste Nackenschlag folgt: Marina trainiert für den Berliner Triathlon. Olympische Distanz. Für Pedes, Läufer durch und durch, ist Triathlon kein Sport, sondern etwas für Menschen, die nichts richtig können, weder schwimmen noch Rad fahren oder laufen, aber das dafür ganz lange.

Pedes soll sich an Marina unauffällig ranwanzen. Er soll ihr als Lauftrainer Beine machen. Sie wiederum soll dafür sorgen, dass Pedes windschnittig auf dem Rad liegt und pfeilschnell durchs Wasser pflügt. Bei Pedes beides eher Perlen vor die Säue. Aber er kramt das sagenumwobene Diamant 167 seines verstorbenen Vaters heraus, welches dieser in den Wirren der Nachwendezeit für einen Appel und ein Ei erstanden hatte. Wenn Pedes schon untergeht, dann immerhin "old school". Sein Erzfeind Koslowski soll ebenfalls am Triathlon teilnehmen und eine Wette mit Pedes das Ganze für Marina unauffälliger machen.

Russisches Roulette

Während einer gemeinsamen Trainingsrunde mit Marina, Pedes gibt seinem Stahlesel ordentlich die Sporen, schlägt der Sniper dann erneut zu. Also ist Marina als Hauptverdächtige doch raus? Oder gibt es ein mörderisches Duo? Was steckt eigentlich hinter den Morden? Was ist das Motiv des oder der Täter? Mischt die russische Mafia mit? Könnte man Uli vielleicht in ein Bordell, das die Russen führen, "inkognito" einführen? Eine Schnapsidee! Aber das hält Uli nicht davon ab, vor allem, weil ihr Bruder es mittlerweile geschafft hat, dem Neffen des Russen-Capos einen Arm zu brechen. Und dabei wollte er als "Koks-Taxi" doch nur Geld für den aufopferungsvollen Kampf seiner Landsleute in der Ukraine sammeln.

Es dauert nicht lange, bis die Lage zu eskalieren droht - und das an allen Fronten. Uli gerät in Lebensgefahr und Marina droht nun doch die Verhaftung, direkt hinter der Ziellinie des Berliner Triathlons. Pedes soll sie während des Wettkampfs nicht aus den Augen lassen. Das Problem dabei: Marina kämpft um den Sieg und Pedes wünscht sich fast schon ein E-Bike, den Rollator des Rennradfahrers, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Mal wieder heißt es: High Noon in Berlin, mal wieder befinden sich die laufenden Ermittlungen auf der Zielgeraden!

Und mal wieder heißt es: Schweißausbrüche und Lachmuskelkrämpfe beim Lesen und Hören des zweiten Pedes-Falls des Autorenduos Schumacher und Meisheit. Die Besonderheit des bei Droemer und United Softmedia erschienenen Werks: Schumacher liest die Hörbuchvariante selbst. Jan Weiler lässt grüßen! Es funktioniert bestens. Schnorrend, schmeichelnd, an Fahrt aufnehmend und dabei nie den Spaß vernachlässigend. Als Hörer merkt man schnell, da steckt einer drin im Thema, da brennt einer für den Sport, fürs Laufen und die damit verbundenen Bedürfnisse und besonderen Marotten.

Schumacher hat aber auch beim Thema Rennradfahren etwas auf dem Kasten: "Schnell und im großen Gang in die Steigung rein. Zwei, drei Ritzel rauf, rechtzeitig aufs kleine Blatt vorn, zwei Ritzel runter. Hohe Frequenz und dann nach Gefühl." Das ist Marinas Antwort auf Pedes' Frage: "Muss ich denn vor der Steigung schalten?" Ein einfaches "Kette rechts!" hätte vielleicht auch gereicht, aber bei weitem nicht so viel Spaß gemacht. Das zeichnet die "Laufende Ermittlungen"-Reihe aus - egal, wo sich das Ziel auch befinden mag.

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