Trotz vieler Antisemitismus-Vorwürfe gegen US-Rapper Macklemore bleibt das Deichbrand-Festival bei seiner Entscheidung, den Rapper im Juli als Headliner bei dem Event auftreten zu lassen. Während der Zentralrat der Juden warnt, setzen die Veranstalter auf Dialog, Schulungen und ein Expertenteam.

Das vom 17. bis zum 20. Juli geplante Deichbrand-Festival an der Nordseeküste steht in diesem Jahr nicht nur wegen seines vielfältigen Line-ups im Fokus, sondern vor allem wegen einer Entscheidung, die für anhaltende Kontroversen sorgt: US-Rapper Macklemore soll Headliner bleiben, obwohl ihm von mehreren Seiten Antisemitismus vorgeworfen wird. Die Veranstalter zeigen sich unbeeindruckt von der Kritik und setzen stattdessen auf Dialog und Präventionsmaßnahmen, was die seit Wochen geführte Debatte nun weiter anheizt.

Der Zentralrat der Juden und mehrere Antisemitismusbeauftragte werfen dem 41-Jährigen vor, in seinen Songs und Videos antisemitische Propaganda zu verbreiten. Besonders ein Musikvideo, das Parallelen zwischen dem Holocaust und der Situation im Westjordanland zieht, sorgte für Empörung. Laut Einschätzung des Zentralrats ist das Deichbrand kein sicherer Ort mehr für Jüdinnen und Juden.

Auch der niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Wegner bleibt bei seiner klaren Linie: Macklemore sei ein "unerträglicher antisemitischer und antiisraelischer Propagandist", dem keine Bühne geboten werden dürfe. Dennoch: Eine Ausladung steht nicht zur Debatte, wie nach einem Gespräch zwischen Wegner und den Festivalverantwortlichen deutlich wurde, wie unter anderem der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet.

Awareness-Konzept verschärft

Die Festivalleitung betont demnach, man nehme die Kritik ernst und habe das eigene Awareness-Konzept weiter verschärft. So ist zu Beginn des Festivals eine klare Erklärung gegen jede Form von Antisemitismus geplant. Zudem werden die Mitarbeitenden geschult, um Diskriminierung und antisemitische Tendenzen frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Während des Festivals soll eine Expertengruppe, zu der auch der Landesbeauftragte zählt, das Geschehen beobachten und notfalls intervenieren können.

Die Veranstalter verweisen auf die künstlerische Freiheit und darauf, dass Macklemore sich regelmäßig politisch äußere - was zu unterschiedlichen Reaktionen führe. In den sozialen Medien und auf der offiziellen Festival-Website wird der Rapper weiterhin als Headliner geführt. Die Festivalsprecherin betont, dass Diskriminierung jeglicher Art auf dem Deichbrand keinen Platz habe. Dennoch bleibt der Dissens bestehen: Während die einen in Macklemores Auftritt eine Gefahr für jüdische Festivalgäste sehen, argumentieren andere, eine kurzfristige Ausladung würde die Debatte nur verschärfen und die eigentlichen Inhalte aus dem Fokus rücken.

"Kind bereits in den Brunnen gefallen"

Auch Stimmen aus der Wissenschaft mahnen zur Vorsicht: Die Kulturwissenschaftlerin Anna Groß etwa schlägt vor, jüdische Künstler einzuladen und politische Reden zu ermöglichen, um den Dialog zu fördern. Der Soziologe Lukas Geck sieht das "Kind bereits in den Brunnen gefallen" - eine Ausladung sei zu spät und würde die Diskussion nur weiter polarisieren.

Der Rapper aus Seattle, der mit bürgerlichem Namen Benjamin Haggerty heißt, veröffentlichte im vergangenen Jahr den propalästinensischen Song "Hind's Hall". Er rappt darin unter anderem über Proteste an US-Hochschulen gegen Israels Vorgehen im Gaza-Krieg sowie für eine Solidarität mit den Palästinensern. Das Massaker vom 7. Oktober 2023, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistische Palästinenserorganisationen in Israel verübt hatten, erwähnt er dabei nicht. Zuvor hatte Haggerty bereits an einer propalästinensischen Demo in der US-Hauptstadt Washington teilgenommen.

Zum Deichbrand Festival im Landkreis Cuxhaven werden 60.000 Fans erwartet. Neben Macklemore sind dann auch The Kooks, Ski Aggu, K.I.Z., Deichkind, Kontra K, Finch und viele mehr dabei.

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