22 Grammy-Auszeichnungen, einen Oscar und neun Kinder - Stevie Wonder hat in seinem Leben vieles erreicht. Doch das Herz der Soul-Legende ist schwer. So veröffentlicht er zuletzt einen Song über den Schmerz der US-Amerikaner. Aber aufgeben will er auch mit 75 Jahren nicht.
Von außen betrachtet hat Stevie Wonder alles erreicht. Gefühlt jeden Preis erhalten, Millionen Menschen mit seinen Songs berührt. Doch er singt weiter, denn sein Herz ist schwer. Vergangenen Sommer veröffentlichte Wonder den Song "Can We Fix Our Nation's Broken Heart".
Darin geht es um den Schmerz der US-Amerikaner, um Armut und Ungerechtigkeit, Zerrissenheit. Wonder hat sich nie versteckt, wenn er sich für seine Mitmenschen einsetzen konnte. Die Soul- und R&B-Legende will weitermachen - auch nach seinem 75. Geburtstag am heutigen Dienstag.
Schwerer Start ins Leben
Stevland Hardaway Judkins Morris blickt nicht nur auf eine eindrucksvolle Karriere zurück - auch ein einschneidender Kampf begleitet ihn seit seiner Geburt: Im Jahr 1950 kommt er in Saginaw, Michigan, als Frühchen zur Welt und überlebt nur dank eines Inkubators. Schon bald steht fest, dass der kleine Stevie sein Augenlicht nie wiedererlangen wird.
Stattdessen entdeckt er früh eine andere Gabe: die Musik. Er beginnt im Kirchenchor zu singen und bringt sich selbst Instrumente wie die Mundharmonika, das Schlagzeug und vor allem das Klavier bei. Sein außergewöhnliches Talent bleibt nicht unbemerkt - noch bevor er das Teenageralter erreicht, nimmt ihn das berühmte Motown-Label unter Vertrag, dessen begeisterter Chef Berry Gordy ihm auch gleich noch den passenden Künstlernamen mit auf den Weg gibt.
Im folgenden Jahr nimmt der frisch gebackene "Little Stevie Wonder" zunächst ein Album mit Cover-Songs seines Idols Ray Charles und ein weiteres mit ersten Eigenkompositionen auf. Ein 1963 veröffentlichtes Album mit Live-Aufnahmen seiner ersten Konzerte trägt den Titel "The Twelve-Year-Old Genius" und katapultiert den hochbegabten Knaben prompt zum ersten Mal an die Spitze der US-Charts und verschafft auch Motown den ersten Nummer-Eins-Erfolg der Firmengeschichte. Fast ein Jahrzehnt lang ist Stevie Wonder eng mit dem Label verbunden.
Drang nach künstlerischer Freiheit
Doch mit zunehmendem Alter wächst auch sein Wunsch nach künstlerischer Freiheit. Er entwickelt seinen eigenen Stil, der in den anbrechenden 1970er-Jahren dann in seine volle Blüte tritt. Auf Alben wie "Talking Book" (1972), "Innervisions" (1973) oder "Songs in the Key of Life" (1976) bringt das erwachsen gewordene Wunderkind frischen Wind in die seinerzeit auf der Stelle tretende Soul- und Funk-Musik. Dies gelingt ihm nicht zuletzt durch den avantgardistischen Einsatz neuartiger elektronischer Instrumente wie den Synthesizer.
Als junger Erwachsener nimmt er schließlich das Steuer selbst in die Hand und gründet mit Black Bull Music sein eigenes Label. Diese neue Unabhängigkeit verleiht seinen Songs mehr Tiefe, und auch gesellschaftliche und politische Themen finden nun verstärkt Eingang in seine Texte.
Einige seiner neuen Werke greifen Entwicklungen in der US-amerikanischen Gesellschaft auf, bevor sie die breite Öffentlichkeit überhaupt wahrnimmt. Um seinen musikalischen Ausdruck zu erweitern, experimentiert er mit neuen Sounds und Stilrichtungen. Diese Phase markiert eine kreative Blütezeit: Stevie Wonder wird zum musikalischen Einzelkämpfer, der seine Stücke weitgehend im Alleingang schreibt, arrangiert und produziert. In dieser Zeit entstehen Klassiker wie "Superstition", "You Are the Sunshine of My Life" und "Sir Duke".
Meilenstein 1984
Auch wenn er Anfang der 1980er mit oscarprämierten Superhits wie "I Just Called To Say I Love You" (1984) und Duetten mit Kollegen wie Michael Jackson oder Paul McCartney den Höhepunkt seines kommerziellen Erfolgs erlebte, sind sich Kritiker weitgehend darüber einig, dass die späteren Werke des Musikgenies deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurückblieben. Nach 1987 zieht sich Stevie Wonder zunehmend zurück und veröffentlicht seitdem nur noch zwei Alben, das letzte davon im Jahr 2005.
Dennoch steht der Musiker bis heute regelmäßig bei kleineren Tourneen und ausgewählten Events auf der Bühne. Zuletzt sah man ihn am 5. Mai zusammen mit dem US-Superstar Usher bei der Eröffnung der Met Gala in New York performen. Zu der Veranstaltung kommt der mit sagenhaften 22 Grammys ausgezeichnete Künstler in Begleitung seiner Ehefrau Tomeeka Robyn Bracy und einem seiner insgesamt neun Kinder, von denen das letzte im Jahr 2014 zur Welt kam. Auch in seinem Privatleben dürfte es dem einstigen Wunderknaben des Soul weiterhin nicht langweilig werden.
Zu Wonders treuesten Fans zählen der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle. Sie pflegen ein enges Verhältnis zu dem Künstler - Obama überreichte dem Mann, der seit Langem gegen Rassismus und Diskriminierung kämpft, 2014 die US-amerikanische Freiheitsmedaille. Im Wahlkampf 2024 sang Wonder auch für die demokratische Kandidatin Kamala Harris, die später dem Republikaner Donald Trump unterlag.
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